Hilft eine Fastenkur beim Abnehmen und führt der Verzicht zu Mangelerscheinungen? Rund um das Thema Fasten ranken sich zahlreiche Theorien. Zeit für einen Faktencheck.
Der Aschermittwoch läutet einmal mehr die Fastenzeit ein. Vom 22. Februar bis zum 8. April wollen viele auf Fleisch, Alkohol oder Süßes verzichten. Während bei einigen eine religiöse Überzeugung dahintersteckt, wollen andere damit Gewicht verlieren. Doch eignet sich Fasten überhaupt zum Abnehmen? Diese und weitere Theorien im Check.
Fasten wird häufig mit einem Verzicht auf feste Nahrung assoziiert. Tatsächlich werden beim Heilfasten ausschließlich Flüssigkeiten wie Wasser, Tee oder Brühe zu sich genommen. Das ist jedoch nur eine Fastenmethode. Beim Intervallfasten hingegen wird - in bestimmten Zeitabständen - auch gegessen. Eine andere Möglichkeit zu fasten besteht darin, auf Genussmittel wie Alkohol oder Nikotin zu verzichten. Mittlerweile hat der Fasten-Trend weitere Lebensbereiche erreicht. 40 Tage ohne Konsum oder Handy fallen vielen schließlich ebenso schwer wie ohne Essen auszukommen.
Laut wissenschaftlichen Studien ist diese Annahme falsch. Angeblich nehmen Menschen Schadstoffe auf, die der Körper nicht vollständig abbauen kann. Diese Stoffe würden sich als "Schlacken" in Organen festsetzen - so die Theorie. Doch die Wahrheit sieht anders aus: "Ein gesunder menschlicher Körper kann sich selbst 'reinigen', indem er unerwünschte Stoffe über Leber, Nieren, Darm, Haut und die Atmung ausscheidet", schreibt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung.
Eine Fastenkur dient in erster Linie nicht dazu, abzunehmen, sondern der Gesundheit etwas Gutes zu tun. Wer in der gesamten Fastenzeit nur Wasser, Tee und Brühe zu sich nimmt, kann aber tatsächlich bis zu 300 Gramm Körpergewicht pro Tag verlieren. Doch leider ist davon nur ein kleiner Teil Fett. Zudem wird durch die geminderte Nahrungsaufnahme der Grundenergiebedarf gesenkt. Das begünstigt den Jo-Jo-Effekt nach der Fastenzeit. Dennoch kann es ein guter Start sein, um seine Ernährung dauerhaft umzustellen. Kombiniert mit Sport purzeln die Kilos langfristig.
Apropos Sport: Fasten schließt Trainieren grundsätzlich nicht aus. Wie intensiv das Workout ausfallen darf, hängt von der gewählten Fastenmethode ab. Wer Intervallfasten macht, erhält durch die Mahlzeiten ausreichend Energie und braucht seinen Trainingsplan nicht anzupassen. Wer jedoch ausschließlich Flüssignahrung zu sich nimmt, sollte auf sanftere Sportarten wie Schwimmen oder Radfahren umsteigen. Wichtig ist, nicht zu übertreiben und auf seinen Körper zu hören.
Um ihre mühsam aufgebaute Muskelmasse brauchen Sportlerinnen und Sportler übrigens nicht zu fürchten. Bevor der Körper versucht, Energie aus dem Muskelgewebe zu beziehen, greift er auf die Glykogenspeicher und Fettreserven zurück. Erst wenn diese aufgebraucht sind, bedient er sich am Muskeleiweiß. Bei kurzzeitigem Fasten besteht diese Gefahr laut Studie nicht.
Entwarnung gibt es auch in Bezug auf einen potenziellen Mangel an Vitaminen und Mineralstoffen während der Fastenzeit. Wie die Ärztegesellschaft Heilfasten & Ernährung schreibt, verfügt der Stoffwechsel des menschlichen Körpers "über sehr gute Strategien, Mangelzustände zu überbrücken". Wer auf Nummer sicher gehen möchte, lässt ein großes Blutbild inklusive Vitalstoffstatus machen und gleicht etwaige Mängel mit einer Ernährungsumstellung oder Ergänzungsmitteln aus. Anschließend steht einer Fastenkur nichts mehr im Wege.
Ganz im Gegenteil! Sobald sich der Körper nach den ersten Tagen an die neue Situation gewöhnt hat, stellen sich Gehirn und Stoffwechsel auf die wenige Nahrung ein. Die Serotoninproduktion fährt hoch. Hält der Nahrungsentzug ein paar Tage an, bleibt das Glückshormon zudem länger im Blut und wirkt sich positiv auf die Stimmung aus. Ein weiterer Effekt: Der veränderte Serotoninspiegel hemmt die Produktion von Entzündungsbotenstoffen. Wer zum Beispiel unter Rheuma leidet, kann durch regelmäßiges Fasten seine Beschwerden etwas mildern.
Döner, Pizza oder Burger: Einige wollen sich nach dem Fasten mit deftigen Mahlzeiten belohnen. Doch Vorsicht! Nach einer langen Fastenkur sollte man sich langsam herantasten. Unter anderem müssen sich der Magen und der Darm an die reichhaltige Kost gewöhnen. Wer sofort wieder normal isst, riskiert Übelkeit und Erbrechen. Vitaminreiche Speisen wie Suppen, gekochtes Gemüse oder Haferflocken sind die bessere Wahl. Es empfiehlt sich, ein Drittel der Fastenzeit einzuplanen, um zur gewohnten Ernährung zurückzukommen.
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