Bei einer parasozialen Beziehung handelt es sich um eine einseitige Bindung zu einer Person. Im Gegensatz zu anderen Beziehungen, die wir im Job oder Freundeskreis führen, ist diese Form von Verhältnis nicht wechselseitig. Man bewundert eine Person, tritt vielleicht auch in Kontakt zu ihr und fühlt sich mit ihr verbunden, obwohl man noch nie mit ihr gesprochen hat - oder die Person gar nicht existiert. Parasoziale Beziehungen können gegenüber Promis, Influencern, Film- und Serienfiguren aufgebaut werden. Das Phänomen gibt's sogar schon seit den 50er-Jahren.
Ins Leben gerufen wurde der Begriff der parasozialen Beziehung durch die beiden Soziologen Donald Horton und R. Richard Wohl im Jahr 1956. Grund dafür war die Einführung des Fernsehens Mitte der 50er und die Beobachtung, dass man zu fiktiven Charakteren in Filmen eine Bindung aufbauen kann. Seitdem hat sich das Phänomen weiterentwickelt.
Du bist von einer prominenten Persönlichkeit total fasziniert, sodass du dich sehr mit ihr*ihm beschäftigst. Mit Freunden sprichst du gerne über diese Person und du freust dich immer darüber, wenn es Neuigkeiten (neue Filme, Insta-Storys, Interviews ...) über sie gibt. Bei Teenagern tritt dieses Verhalten ganz besonders auf.
Du empfindest große Sympathie gegenüber einer in der Öffentlichkeit stehenden Person auf Instagram oder TikTok. Beispielsweise verfolgst du regelmäßig ihren Content, kommentierst auch mal Beiträge und freust dich darüber, wenn die Person eine Insta-Story postet. Wenn es mal längere Zeit still um diese Person ist, vermisst du sie und bist ein wenig traurig.
Ein Charakter aus einer Serie hat es dir angetan. Entweder du findest dich in dieser Figur wider oder dir imponieren bestimmte Charakterzüge, die du selbst gerne hättest. Manchmal spricht man über diese Personen auch so, als würde es sie wirklich geben. Mit jeder Staffel fühlst du dich mehr mit der Figur verbunden und bist enttäuscht, wenn die Serie zu Ende ist.
Generell sind parasoziale Beziehungen nichts Ungewöhnliches. Schließlich kennt jeder von uns das Gefühl, sich mit einer Netflix-Serienfigur identifizieren zu können oder sie besonders cool zu finden. Die meisten Menschen sind sich aber darüber im Klaren, dass die Serienfigur nicht real ist und erkennen auch, dass die Interaktion mit ihr nicht echt ist. Solange das der Fall ist, ist alles im grünen Bereich. In Studien wurde sogar gezeigt, dass Menschen mit geringem Selbstwertgefühl von parasozialen Beziehungen profitieren können. Durch die einseitige Bindung zu fiktiven Charakteren fühlt man sich weniger allein, besser verstanden und kann auch nicht enttäuscht werden.
Im Zeitalter von sozialen Medien gewinnen parasoziale Beziehungen eine ganz neue Bedeutung, denn plötzlich sind sogar Hollywood-Stars sehr nahbar und man hat das Gefühl, sie wirklich zu kennen. Problematisch wird es erst, wenn die Bewunderung in eine Besessenheit übergeht und man sich nur noch mit ihr*ihm befasst. Bei Influencer*innen besteht die Gefahr, diese zu idealisieren und zu vergessen, dass es sich um ganz normale Menschen mit Fehlern und Makeln handelt.