Bisexuelle gehen öfter fremd und suchen nur nach Aufmerksamkeit? Wenn dir diese Aussagen auch bekannt vorkommen, dann bist du hier ganz richtig. Als bisexuelle Person wird man oft mit einer Vielzahl an stereotypen, ignoranten und einfach nur nervigen Aussagen konfrontiert. Hier sind sieben davon, mit denen wir dringend aufräumen sollten. Einige nennen es auch: Bisexual Bulls*it Bingo.
Los geht's!
Wer online sucht, wird feststellen: Es gibt einige unterschiedliche Definitionen zu "Bisexualität". Eine der gängigsten heute beschreibt die Orientierung als "die emotionale, romantische und sexuelle Attraktion zu mehr als einem Geschlecht"1. Das heißt, dass es nicht unbedingt die Anziehung zu Cis-Männern und Cis-Frauen sein muss2. Sich als bisexuell zu bezeichnen kann also trans*, inter* und nicht-binäre Personen mit einschließen. Wie sehr und in welchem Umfang sich eine Person zu anderen Geschlechtern hingezogen fühlt, ist aber natürlich sehr individuell.
Leider gibt es immer noch einige Vorurteile, mit denen sich bisexuelle Menschen im Alltag herumschlagen müssen. Von ungefragten sexuellen Avancen bis hin zu reinem Unverständnis darüber, was bisexuell überhaupt bedeutet: Hier sind sieben Phrasen, die bisexuelle Personen einfach nicht mehr hören können:
Dieser Satz sorgt immer wieder für Augenroller. Vor allem, weil er sich so hartnäckig hält. Dieser vermeintlich nett gemeinte Reim führt aber dazu, dass Bisexuelle unsichtbar gemacht werden. Die Aussage suggeriert nämlich, dass Bisexualität per se begrenzt oder vorübergehend ist. Gerade weiblich gelesenen Personen wird dabei oft ihr ernstes Interesse an anderen weiblich gelesenen Personen abgesprochen oder als vorübergehende Spielerei tituliert.
Scheinbar lieben Menschen binäre Pole. Dieses Statement zeigt das sehr gut, indem es versucht, Bisexualität auf hetero und homosexuell aufzuteilen. Das setzt voraus, dass Bisexualität in feste Prozentsätze oder Präferenzen eingeteilt werden kann. Dabei ist Bisexualität für sich schon eine gültige sexuelle Orientierung, bei der Personen sich zu mehreren Geschlechtern hingezogen fühlen können. Die Reduzierung von Bisexualität auf eine quantitative Maßeinheit kann zusätzlich Stereotype, Annahmen und Missverständnisse über Bisexualität verstärken. Ähnlich nervig sind übrigens Sätze, da darauf abzielen, dass Bisexualität "nur eine Phase" auf dem Weg zur Homo- oder Heterosexualität ist.
Noch ein Satz, den man sich viel zu oft anhören muss. Gerade auf Partys, im Club oder auf Dating Apps ist das eine der größten Red Flags überhaupt. Die Annahme, dass alle bisexuellen Personen von einem Dreier träumen, ist schädlich, da sie ihre sexuelle Orientierung auf eine bloße sexuelle Fantasie oder Vorliebe reduziert. Statements wie diese ignorieren die Vielfalt und Komplexität bisexueller Erfahrungen, verstärken Missverständnisse und tragen zur Objektivierung und Hypersexualisierung bisexueller Personen bei. Danke, nein.
Während gesellschaftlich leider immer noch oft von bisexuellen Männern* davon ausgegangen wird, dass sie "eigentlich schwul" seien, wird bei weiblich gelesenen Personen immer wieder davon ausgegangen, dass sie nach Aufmerksamkeit suchen und nur für (männliche) Blicke ihre Queerness performen. Diese Sichtweise der Bisexualität ist in der Tat das Ergebnis einer sehr männlich geprägten Gesellschaft (wer hätte das gedacht?), die sich weigert anzuerkennen, dass es ein weibliches Begehren gibt, das sich nicht auf den Mann richtet. Das nächste Mal, wenn ihr euch also dabei erwischt, etwas in die Richtung zu denken, fragt euch, woher diese Annahmen kommen und versucht, diese etwas differenzierter zu betrachten.
Diese Aussage suggeriert, dass Anziehung zu bestimmten Geschlechtern erst dann legitim ist, wenn man schon sexuelle Erfahrung gemacht hat. Allein der Umstand, dass diese Frage heterosexuellen Personen quasi nie gestellt wird, ist Grund zur Annahme, dass es sich hier um eine etwas unreflektierte Frage handelt. Hier werden romantische Gefühle und emotionalen Verbindungen zwischen Menschen nicht nur ignoriert, sondern gleichzeitig auch davon ausgegangen, dass jede Person überhaupt sexuelle Anziehung fühlt. Wichtig ist: Sexuelle Orientierung ist ein super persönlicher und intrinsischer Aspekt der Identität und kann nicht ausschließlich durch sexuelle Begegnungen definiert werden.
Diese Frage ist fast schon witzig, wenn sie nicht potenziell schädlich wäre. Da Bisexualität sich genau darüber definiert, dass Anziehung zu mehr als einem Geschlecht besteht, ist es hier nicht möglich, sich einfach "für eine Seite" zu entscheiden. Auch die Annahme davon, dass es sowas wie "Seiten" überhaupt gibt, sollte hier hinterfragt werden. Bisexualität ist fluid und variiert von Person zu Person. Hier muss sich nicht entschieden werden.
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