Der Pagenkopf war schon immer ein Statement-Cut für selbstbewusste Frauen. Jetzt kommt der Haarschnitt wieder – mit neuen Farben – und fordert: die richtige Attitüde.
Er erinnert ein wenig an eine zu klein geratene Mädchenfrisur. Mit dem obligatorischen Pony, den glatten Seiten, die die Wangenknochen exakt einrahmen, und der Haarhaube, die unter dem vollen Hinterkopf im Nacken zu einem kurzen, spitzen V zusammenläuft. Geschnitten, nicht rasiert. "Man braucht die richtige Attitüde für den Pagenschnitt", sagt Hairstylist Armin Morbach aus Hamburg. "Er ist ein Statement. Eine Frisur für Individualistinnen, starke Frauen. Dieser Schnitt war schon immer Soft Punk."
Derzeit macht das texanische Model Katherine Moore mit dieser Frisur Karriere. Mit feuerrotem Pagenkopf und extrakurzem Pony wurde sie für sämtliche Schauen gebucht. Vor wenigen Wochen hat sie ihn blond gefärbt, mit weißen Strähnchen – und sticht damit noch mehr aus der Masse der Catwalk-Gesellschaft heraus. Was den neuen Pagenkopf auszeichnet? "Der Cut ist gleich geblieben", sagt Armin Morbach, "es ist die Farbe, die ihn modern macht – am besten in Platinblond oder Orangerot."
Seit 90 Jahren ist der Pagenschnitt die Frisur für mutige Frauen. Seinen Ursprung hat er im Paris der 20er-Jahre. Der Celebrity-Friseur Antoine nahm die Frisur von Jeanne d’Arc zum Vorbild, die sich ihre Haare im 15. Jahrhundert nach Art der ritterlichen Knappen abgeschnitten haben soll, und modernisierte sie für die Damen der Gesellschaft. Der Coup à la Jeanne d’Arc, wie der Bubikopf in Frankreich noch immer heißt, passte perfekt in die Zeit. Während man in der Mode die vielen Schichten, Rüschen und Federn fallen ließ, wurde es auch auf dem Kopf schlichter. Die Frisur des Monsieur Antoine kam ohne eine einzige Haarnadel aus, passte unter die angesagten Glockenhüte und vor allem zum Lebensgefühl. Bald wurde der Look zum Symbol für das neue Selbstbewusstsein der Frauen, die – Skandal! – arbeiten, rauchen, wählen und Sport treiben durften.
Stummfilmdiven wie Louise Brooks und Clara Bow waren die Ersten, die den Cut populär machten. Und jahrzehntelang sollte es immer wieder prominente Fans geben, die dafür sorgten, dass der Pagenkopf sein Renommee als Statement-Cut behielt: Wenige trugen ihn so akkurat wie Minirock-Erfinderin Mary Quant oder Liza Minnelli in „Cabaret“. Supermodel Linda Evangelista brachte ihn in den 90ern zurück auf den Laufsteg und Beth Ditto hat heute nicht nur ihrer Figur, sondern auch der Frisur ihren Wiedererkennungswert zu verdanken.
Einfach zu tragen war der Pagenkopf jedoch nie. Er verlangt gleichzeitig nach einem toughen Charakter und einem lieblichen Profil. Kein Wunder, dass man die längere und schmeichelndere Variante des Bubikopfes, den Bob mit Pony, öfter sieht. Trägt man jedoch den Original-Pagenkopf, tut man gut daran, auch das Styling anzupassen: schwarzer Nagellack, Lippenstift in Signalfarben oder dunklen Tönen. Dazu bitte ein selbstbewusstes Auftreten. Der Pagenkopf hält sich nämlich nicht nur hartnäckig als Look, es dauert auch etwa ein Jahr, bis der Schnitt rausgewachsen ist. Wenn man denn jemals wieder eine andere Frisur haben wollte.