Es soll Haare glätten, reparieren, stärken und Glanz verleihen - aber hält das angebliche Wundermittel Keratin wirklich, was es verspricht?
Keratin ist der Stoff, aus dem unsere Haare sind. Und genau genommen nicht nur die, auch unsere Haut und Nägel sind aus Keratin aufgebaut - Eiweißverbindungen, die der Körper selbst bildet. Sie umspannen die Markzellen, die den Haarkern bilden, darüber liegt eine schützende Schuppenschicht. Sie glättet das Haar und bricht einfallendes Licht – das lässt die Haare glänzen. Jedes Haar besteht zu 90 Prozent aus diesen speziellen Eiweißmolekülen. Der Rest setzt sich aus Wasser, Pigmenten und Lipiden (natürliche Fette) zusammen. Im Inneren stärkt Keratin das Haar, auf der Oberfläche wirkt es schützend und macht es widerstandsfähig.
Ob unsere Haare widerstandsfähig, elastisch und glänzend sind, hängt also maßgeblich davon ab, wie intakt die Struktur ihres Fasterstamms ist - da dieser aus Keratin besteht, kommt dem Stoff eine besonders wichtige Rolle bei der Haarpflege zu.
Mechanische, chemische oder äußere Einflüsse wie ruckartiges Bürsten, zu heißes Föhnen, Dauerwellen, Colorationen und Blondierungen oder zu viel Sonnenlicht können die Keratin-Ketten schwächen. Auch Umweltfaktoren wie Luftverschmutzung, Hitze oder Kälte können dem Haar zusetzen, genau wie eine unausgewogene Ernährung mit einem Mangel an Nährstoffen oder übermäßiger Stress. Das Ergebnis: stumpfes, sprödes und trockenes Haar. Und auch Haarprobleme wie Frizz oder Spliss können auf einen Keratinmangel zurückgehen. Abhilfe versprechen Keratinbehandlungen und Haarpflege-Produkte, die dem Haar Keratin zurückgeben, das sich wie ein schützender Mantel um das Haar legt, es strapazierfähig und belastbar macht.
Bei einer Keratin Glättung werden die Haare im Friseursalon einer intensiven Behandlung unterzogen, die es glättet, seidig und geschmeidig macht und von Frizz befreit. Sie soll in die äussere Schuppenschicht eindringen und diese mit Keratin auffüllen. Hierzu wird Keratin auf das Haar aufgetragen und mit einem Glätteisen stark erhitzt, um es ins Haar einzuschleusen. Dafür sind mehrere Schritte notwendig und man sollte für die Prozedur mit Föhn und Glätteisen etwas Geduld mitbringen.
Die Haare werden dauerhaft geglättet, sind glänzender und geschmeidiger, haben aber auch weniger Volumen.
Eine Keratin Glättung eignet sich insbesondere zum glätten lockiger und krauser Haare.
Nach der Glättung dürfen die Haare 48 Stunden nicht gewaschen oder zusammengebunden werden.
Die Keratin Glättung dauert je nach Haarlänge und Haarvolumen etwa zwei bis vier Stunden.
Kosten: ab 200 Euro.
Die Keratin Glättung hält rund 3 bis 6 Monate.
Im Unterschied zu einer Keratin Glättung, bei dem das Produkt für mehrere Tage im Haar verbleibt und erst dann ausgewaschen wird, wird es beim sogenannten Brazilian Blowout sofort ausgewaschen. Die Behandlung dauert auch nur etwa 90 Minuten, ist jedoch in Verruf geraten, als Jennifer Aniston nach ihrem Brazilian Blowout über starken Haarbruch klagte. Mitunter ein Grund, warum Frauen mit sehr strapazierten Haaren von einer Keratin Glättung abgeraten wird. Das Arbeiten mit dem Glätteisen und entsprechend hoher Temperatur kann die Haare nämlich noch zusätzlich schädigen. Zudem gilt das Brazilian Blowout als gesundheitsschädlich, weil dabei Formaldehyd und andere karzinogene Stoffe freigesetzt werden, die zu schwerwiegenden Atemwegs-, Haut- und Augenreizungen führen können. Aus diesen Gründen ist die Brazilian-Blowout-Anwendung in den meisten Ländern Europas verboten. Inzwischen sind formaldehydfreie, schonendere Treatments aber in jedem Salon zu bekommen - man sollte jedoch gezielt nachfragen.
Keratin muss vom Körper selbst aus Aminosäuren (Proteinbausteinen) hergestellt werden, man kann es also nicht direkt über die Nahrung aufnehmen. Allerdings kann man über eine gezielte Proteinzufuhr die Produktion der Keranozyten fördern bzw. einem Mangel entgegensteuern. Eine bewusste und gesunde Ernährung unterstützt den Körper außerdem dabei das vorhandene Keratin im Körper zu erhalten. Dazu gehören reichlich pflanzliche oder tierische Proteine, beispielsweise aus Eiern, Käse, Milch, Fleisch, Fisch, Meeresfrüchten, Soja oder Mandeln. Da auch Zink an der Synthese von Keratin beteiligt ist, sind zinkreiche Gemüse wie beispielsweise Bohnen und Linsen unbedingt zu empfehlen. Auch Obst und Gemüse wie Brokkoli, Blumenkohl, Karotten oder Beeren und Trauben sollten häufiger auf dem Speiseplan stehen. Lebensmittel wie Bierhefe, Amarant oder kaltgepresstes Olivenöl helfen zudem dabei, die Produktion des Keratins aufrechtzuerhalten.
Beim Eiweißstoffwechsel spielt außerdem das Vitamin Biotin eine wichtige Rolle: Getreideprodukte, Karotten, Champignons und Erdnüsse sind reich daran. Auf Weißmehlprodukte, Zucker und einfache Kohlenhydrate sollte man dagegen lieber verzichten - auch besonders fettiges Essen und Fast Food sollte man besser streichen und stattdessen lieber zu diesen eiweißhaltigen Lebensmitteln greifen:
Eine weitere, schonende Möglichkeit die Haare mit Keratin zu versorgen sind Shampoos und Conditioner, die mit Keratin angereichert sind. Besonders Frauen mit sehr strapaziertem Haar, sollten statt einer Keratin Glättung im Salon lieber auf Pflegeprodukte mit Keratin zurückgreifen - das ist schonender und schädigt die Haarstruktur nicht noch zusätzlich. Und auch nach einer Keratin Glättung sind spezielle Pflegeprodukte mit Keratin empfehlenswert um die Haltbarkeit zu verlängern. Auch selbstgemachte Haarkuren mit Joghurt und Honig können das Haar mit der nötigen Pflege versorgen.
Neben profesionellen Keratin Treatments im Salon, sowie speziellen Keratin-Shampoos und -Conditionern können Keratinmasken oder Kuren dabei helfen geschädigtes Haar wieder von innen aufzubauen.
Für eine vegetarische oder vegane Lebensweise ist Keratin übrigens nicht geeignet, denn es wird aus zermahlenen Hörnern, Hufen, Federn und Haaren von Tieren gewonnen. Es gibt jedoch einige tierfreie Alternativen, auf die man zurückgreifen kann. Pflegeprodukte mit Mandelöl oder Sojaproteinen glätten und stärken das Haar auf natürliche Art und Weise.