Hyaluronsäure ist aktuell der Lieblingswirkstoff der Beautybranche und wird als Anti-Aging-Geheimwaffe gehyped. Cremes, Seren und Pflegeprodukte mit dem angeblichen Wunderwirkstoff erobern die Regale und auch Injektionen beim Dermatologen werden immer beliebter. Das sollte man über Hyaluron wissen!
Hyaluron kommt natürlich im Körper vor und ist ein wichtiger Bestandteil verschiedener Bindegewebsarten. Es ist ein Wassermolekül, das das 1000-fache seines Gewichts an Feuchtigkeit binden kann und als eine Art Feuchtigkeitsspeicher oder als Füllmaterial im Körper dient. Der größte Anteil (etwa 50 %) der im Körper vorkommenden Hyaluronsäure befindet sich in der Haut. Dort wirkt sie aufpolsternd, stützt kollagene und elastine Fasern und kann sogar freie Radikale abfangen. Da sie natürlicherweise im Körper vorkommt, gibt es quasi keine Allergien oder Nebenwirkungen auf diesen Wirkstoff.
Mit zunehmendem Alter nimmt der Hyaluronsäuregehalt der Haut aber deutlich ab. Der Prozess beginnt etwa ab dem 25. Lebensjahr, mit 50 sind die Depots des ursprünglichen Hyaluronsäuregehalts schon zur Hälfte geleert. Die Folge: Die Haut wird trocken, verliert an Elastizität und Spannkraft und ist nicht mehr in der Lage sich selbst vor schädlichen Umwelteinflüssen zu schützen und zu regenieren. Feine Linien und Fältchen, eingefallene Wangen, Krähenfüße oder eine Vertiefung der Nasolabialfalte sind klassische Anzeichen eines Hyaluronsäuremangels. Glücklicherweise ist es heute aber möglich, den Stoff (industriell) herzustellen und dem Körper von außen wieder zuzuführen, sei es in Form von Seren, Gels, Kapseln oder Injektionen beim Dermatologen.
In der Kosmetik wird zwischen hoch- und niedermolekularer Hyaluronsäure unterschieden. Erstere wirkt nur kurzfristig, zeigt aber einen sofortigen Effekt, während Letztere im Bindegewebe gespeichert wird und dort sogar Einfluss auf den Zellstoffwechsel haben soll. In vielen Cremes und Seren sind sowohl lang- als auch kurzkettige Moleküle in hoher Konzentration enthalten. Auf der Haut angewendet wirken diese Hyaluron-Filler, -Seren oder -Cremes im Nu aufpolsternd und glättend. Ein prallerer und gut durchfeuchteter Teint ist die schöne Wirkung, die aber leider nachlässt, sobald das Auftragen eingestellt wird.
Eine dauerhafte und regelmäßige Behandlung mit Hyaluronsäure ist nötig, um Erfolge zu sehen!
Bis Ende der 90er wurde Hyaluron übrigens aus Hahnenkämmen extrahiert, heute wird es beispielsweise mittels Fermentation etwa aus Hefe oder Getreide gewonnen - diese vegane Variante ist deutlich verträglicher.
Besonders beliebt: Anti-Aging-Cremes mit Hyaluronsäure und aufpolsternde Augengele, doch auch in Reinigungsprodukten oder Hand- und Körperlotions ist der Supermoisturizer inzwischen zu finden. Konzentrierter befindet sich Hyaluronsäure in Masken und Seren, die kurzfristig sehr gute Ergebnisse liefern. Und nicht nur in Anti-Aging-Fragen ist Hyaluron ein gefragter Helfer - da es in reiner Form im Grunde nur Feuchtigkeit spendet und nicht aggressiv wirkt (wie beispielsweise Retinol) ist es auch bei trockener, schuppiger Haut oder für die Feuchtigkeitspflege allgemein zu empfehlen und ohne Altersbegrenzung anzuwenden. Auch jüngere Haut (25+) profitiert von den Vorteilen und Seren mit Hyaluronsäure eignen sich meist auch für unreine Haut, die zu Pickeln neigt, da es sich um leichte Formulierungen handelt.
Ein großer Trend ist außerdem Lippenpflege mit Hyaluron, die die Lippen voller und aufgepolsterter wirken lässt. Doch auch wenn die Industrie es uns gerne weismachen möchte: Gesichtskonturen anheben, Lippen vergrößern oder tiefe Falten ausbügeln kann eine Behandlung mit Hyaluron von außen nicht. Auch gezielt Volumen an einzelnen Gesichtspartien aufbauen können Anti-Aging-Cremes und Seren nicht. Wer sich langfristigere und offensichtlichere Ergebnisse wünscht, dem bleibt nur der Gang zum Dermatologen, der mit Hyaluron-Injektionen in tiefere Hautschichten vordringen und somit bessere Ergebnisse erzielen kann.
Effektiver als Cremes oder Seren, die nur oberflächlich auf die Haut aufgetragen werden, sind Injektionen beim Dermatologen. Bei diesem Verfahren werden kleine Mengen Hyaluronsäure-Gel in die Hautschicht der betroffenen Stelle gespritzt. Vor allem bei Falten im Gesicht, aber auch bei Fältchen im Dekolletée kommen die Hyaluronsäure-Filler zum Einsatz. Besonders gut eignen sie sich zum Glätten von seitlichen Mundfalten (Nasolabialfalte) und Mundwinkelfalten. Die Haut wirkt im Anschluss rosiger und praller, das Ergebnis ist sofort sichtbar. Der Eingriff erfolgt ambulant ohne Betäubung und kann in wenigen Minuten durchgeführt werden. Das Ergebnis einer Hyaluron-Unterspritzung hält mehrere Monate an. Danach kann die Behandlung wiederholt werden. Nebenwirkungen und Allergien treten bei dem hauteigenen Stoff selten auf, sind aber möglich. Besonders Schwangeren und Menschen mit bestimmten Allergien wird davon abgeraten. Verletzt die Hyaluron-Spritze Gefäße, kann es außerdem zu schwerwiegenden Nebenwirkungen kommen. Im schlimmsten Fall einer Erblindung.
Zudem sind die Kosten natürlich höher als bei einer Faltenbehandlung mit Cremes oder Seren. Für die Behandlung einzelner Areale beim Spezialisten kann mit rund 300 Euro aufwärts gerechnet werden. Ein bis zwei Mal im Jahr sollte die Behandlung wiederholt werden - nicht ganz billig!
Wichtig: Unbedingt einen Spezialisten aufsuchen, denn anders als beim Nervengift Botox, das ausschließlich von plastischen und ästhetischen Chirurgen verabreicht werden darf, gibt es bei Hyaluron nicht so strenge Vorgaben. Alle Ärzte – unabhängig von ihrer Fachrichtung - und sogar Heilpraktiker dürfen daher Hyaluronsäure spritzen. Vorsicht bei Billiganbietern, die gerade wie Pilze aus dem Boden sprießen!
Wer sich kein Hyaluron spritzen lassen möchte, kann ein "Jetpeel" testen, bei dem ein Wasser-Gas-Kochsalz-Gemisch mit Geschwindigkeiten von bis zu 720 Kilometern pro Stunde auf die Haut geschossen wird. Das Peeling, das auch Kosmetikstudios anbieten, entfernt abgestorbene Hautschüppchen und soll die Hyaluronsäure im Anschluss noch tiefer in die Haut einbringen.
Wer auf Injektionen und andere äußere Anwendungen verzichten möchte, kann auf Hyaluron in Kapsel- oder Ampullen-Form zurückgreifen. Doch auch hier ist wie bei Cremes und Seren Geduld und Beständigkeit gefragt: Die Kapseln oder Drinks wirken erst nach einem längeren Anwendungszeitraum (mindestens vier Wochen) und müssen regelmäßig eingenommen werden! Zudem sollte man keine Wunder erwarten.
Beim Kauf sollte man darauf achten, dass die Kapseln einen Hyaluronsäuregehalt von etwa 200-300 mg als Tagesration enthalten. Der Preis für Hyaluronsäure Kapseln beläuft sich auf etwa 20-30 Euro pro Dose - und damit liegt man deutlich günstiger als mit kostspieligen und nicht ganz risikofreien Injektionen. Weiterer Pluspunkt: Eine regelmäßige Hyaluron-Einnahme wirkt sich auch positiv auf Gelenke, Sehnen und Bänder aus.
Anti Aging im Selbstversuch