Mythen um die Maniküre

Hautkrebs und Nagelpilz nach der Maniküre? - So gefährlich sind Gelnägel wirklich

Zwei Hände mit Gel-Maniküre umgeben von den notwenigen Tools und einer UV-Lampe. | © Getty Images / Galina Atroshchenko
Gelnägel müssen unter einer Lampe ausgehärtet werden, dadurch sind sie UV-Strahlung ausgesetzt.
© Getty Images / Galina Atroshchenko

Gelnägel halten ungefähr viermal so lange wie klassischer Nagellack. Aber zahlt man für den Look nicht einen viel zu hohen Preis? Gelnägel sollen den natürlichen Nagel beschädigen, Nagelpilz fördern und das Hautkrebsrisiko steigern. Was ist dran an dem schlechten Image?

Was sind Gelnägel überhaupt?

Bevor wir über die Risiken von Gelnägeln sprechen, klären wir kurz, womit wir es überhaupt zu tun haben. Das hilft dir zu verstehen, warum Gelnägel schädlich sein können.

Im Gegensatz zu klassischem Nagellack halten Gelnägel deutlich länger. Wer sie im Nagelstudio machen lässt oder Gelnägel selbst zu Hause macht, kann sich mehrere Wochen über eine makellose Maniküre freuen. Klingt erst mal traumhaft, aber die Langzeit-Mani hat ihren Preis. Denn damit der Gelnagel so lange hält, ist eine spezielle Produktformel und Anwendung nötig.

Gelnägel müssen nämlich unter einer UV-Lampe oder einer LED-Lampe 60 bis 90 Sekunden lang ausgehärtet werden. Danach sitzt das Gel-Nageldesign bombenfest. Aber bevor du dir nun sofort den nächsten freien Termin im Salon unter den Nagel reißt, müssen wir über die Risiken sprechen, die Gelnägel mit sich bringen.

Risiken und Nebenwirkungen: Wie gesundheitsschädlich sind Gelnägel?

Gelnägel können aus mehreren Gründen problematisch sein. Sie sind anfällig für Infektionen und wer sich einmal dafür entschieden hat, kommt schwer wieder davon los, weil der natürliche Nagel danach ziemlich kaputt aussieht. Aber am problematischsten und derzeit auch am prominentesten in den sozialen Medien vertreten ist das erhöhte Hautkrebsrisiko.

Was ist dran am Hautkrebsrisiko?

Unabhängig von der verwendeten Lampe ist die Aushärtung mit Licht bei der Gelmaniküre der schädlichste Part - das gilt übrigens auch für Shellac. Vor allem, wer wiederholt eine UV-Lampe nutzt, setzt seine Hände und Nägel ultravioletten Strahlen aus. Wie wir wissen, verursachen diese DNA-Schäden in der Haut, die zu Krebs führen können. Genauso wie es keine risikofreie Sonnenbank gibt, wirst du auch keine risikofreie Nagellampe finden. Denn selbst die alternativen LED-Lampen geben immer noch UV-Strahlung ab.

Denk mal daran wie oft deine Hände auch schon ohne UV-Lampe, dem Sonnenlicht ausgesetzt sind. Täglich. Denn auch an bewölkten Tagen und auch durch das Fenster deines Autos oder deines Büros kriegen sie die schädlichen UVA und UVB Strahlen ab. Die UV-Lampe ist damit noch ein weiterer Faktor, der die Gesundheit deiner Hände gefährdet.

Schon lange warnen Forscher*innen vor der schädlichen Wirkung von UV-Lampen. 2014 erschien die Studie „Weitere Untersuchungen zum Hautkrebsrisiko durch die Verwendung von UV-Nagellampen“. Damals konnten die Forschenden nachweisen, dass 10-Minuten unter der Nagellampe mit einem gesamten Tag an der Sonne vergleichbar sind.

Eine weitere Studie, die 2020 jene aus 2014 aufgriff und unter dem Titel „Gel-Maniküre mit ultraviolettem Licht: Besteht ein Hautkrebsrisiko für die Hände und Nägel junger Erwachsener?“ veröffentlicht wurde, stellte die Ergebnisse der vorhergegangenen Forschungen infrage. Chelsea T. Schwartz, Harib H. Ezaldein und Miesha Merati, führten eine umfassende systematische Literaturrecherche durch und verglichen jene eben genannte Studie aus 2014 mit weiteren Forschungsergebnissen. Ihr Fazit war ernüchternd. In ihren Bericht schrieben sie: „In der Literatur wird kontrovers diskutiert, ob die ultraviolette Strahlung von chronischen Gelmaniküren das Risiko für Hautkrebs an Händen und Nägeln erhöht. Eine umfassende Literaturrecherche und Untersuchung der "Surveillance, Epidemiology and End-results Program"-Datenbank ergaben, dass Gelmaniküren ein geringes bis gar kein karzinogenes Risiko bergen.“

Wir können für uns also festhalten: Dass UV-Strahlung schädlich ist, steht fest, wie groß die Einwirkung von Gelnagellampen neben natürlichem Sonnenlicht ist, bleibt abzuwarten.

Was macht Gel-Lack mit den natürlichen Nägeln?

Abgesehen von der UV-Lampe bergen Gelnägel aber noch einige weitere Risiken, die es abzuwägen gilt. Denn in der Formulierung des Gel-Lacks stecken auch jede Menge Chemikalien, welche den natürlichen Nagel angreifen. Gel-Lack enthält zum Beispiel Acrylat und Methacrylat, die bekanntermaßen allergische Reaktionen wie Hautausschlag (Kontaktdermatitis) und Nesselsucht (Urtikaria) verursachen können.

Aber selbst, wenn du nicht allergisch reagieren solltest, wird die Gel-Formel deine Nägel austrocknen. Schon beim Auftragen der Gelmaniküre wird deine Hornschicht aufgeraut und damit der natürliche Nagel geschwächt.

Unter der Gel-Schicht gelangt kaum, bis kein Sauerstoff an den Nagel, wodurch die Hornschicht sich mit der Zeit zunehmend verschlechtert. Vor allem, wenn die Nägel permanent unter der Gel-Schicht bleiben und keine Pausen bekommen, werden sie spröde und brüchig.

Hinzu kommt das aufwendige Entfernen der langlebigen Gelnägel. Sie lassen sich nicht mit herkömmlichem Nagellackentferner lösen. Der Kunstnagel muss vom echten Nagel abgeschliffen werden.

Alternative Varianten, die sogenannten Soak-Off-Gele, lassen sich trotz UV-Härtung mit einem Aceton-Bad entfernt. Aber auch das lässt den Nagel und das Nagelbett austrocknen. In beiden Fällen werden die Nägel dünner, trockener, brüchiger und anfälliger für Nagelpilz und Infektionen.

Warum steigt das Risiko für Nagelpilz und Infektionen?

Der natürliche Nagel wird unter der Schicht aus Gel abgeschirmt vor Sauerstoff, aber auch vor Seife und Co. Die Schicht liegt meist nicht komplett deckend auf dem Nagel auf und die Lücken zwischen Nagel und Lack sind dementsprechend nur schwer sauber zu halten. Sodass Pilze und Bakterien sich hier ungehindert einnisten können.

Dank der dicken Farbschicht bleiben Infektionen aber auch gut verborgen. Erst wenn der künstliche Nagel vollständig abgetragen ist, kommen diese zum Vorschein und sollten von den Profis in Nagelstudios erkannt werden. Gerade dann ist es umso wichtiger, den Nägeln Pausen zu gönnen und sie während dieser wieder gesundzupflegen.

Gesunde Tipps für alle, die nicht verzichten wollen

Auch wenn Gelmaniküren schick aussehen und langanhaltend sind, können sie für die Nägel ziemlich anstrengend sein. Um deine Nägel vor, während und nach der Behandlung gesund zu erhalten, empfehlen Expert:innen, folgende Tipps:

  • Sprich mit den Expert:innen im Nagelstudio. Geh sicher, dass die verwendeten Geräte und die Fläche rund um deinen Behandlungsplatz nach jeder Kund:in desinfiziert werden.

  • Egal, ob bei selbstgemachten Gelnägel zu Hause oder im Salon, achte darauf, dass deine Nagelhaut unbeschadet bleibt. Die sollte weder abgeschnitten noch eingerissen werden. Denn die Nagelhaut ist eine natürliche Barriere, die den Nagel vor Infektionen schützt.

  • Trag UV-Schutz auf, bevor du eine aushärtende Lampe benutzt. Oder zieh dir dunkle, lichtundurchlässige Handschuhe mit abgeschnittenen Fingerspitzen an.

  • Zupfe deinen Gel-Lack niemals ab, sondern lass ihn professionell entfernen.

  • Wenn du löslichen Gel-Lack für zu Hause verwendest, dann achte darauf, nur deine Fingerspitzen in Aceton zu tränken. Es gibt keinen Grund, den halben Finger der chemischen Lösung auszusetzen. Alternativ kannst du den Entferner mit einem Wattestäbchen direkt auf den Nagel tupfen, oder kleine getränkte Stücke eines Wattepads mit Alufolie am Nagel befestigen.

  • Mach so oft wie möglich Pausen zwischen den Gel-Maniküren. Betrachte die künstlichen Nägel eher als Look für besondere Anlässe und versuch sie nicht durchgehend zu tragen.

  • Während der Pausen kannst du den Nägeln beim Regenerieren helfen, indem du reichhaltiges feuchtigkeitsspendendes Nagelöl verwendest. Am besten trägst du dies jeden Abend vor dem Schlafengehen auf.

  • Wenn du Veränderungen an deinem Nagel oder der Nagelhaut bemerken solltest, dunkle oder weiße Flecken, sowie Rötungen, dann wende dich unbedingt an eine*n Dermatolog*in.

  • Der wichtigste und beste Tipp kommt zum Schluss: Greif lieber zu klassischem Nagellack, der ohne Lampe trocknet. Sogenannte 8-free-, 16-free- oder 12-free-Nagellacke sind frei von bedenklichen Inhaltsstoffen und weniger schädlich für die Nägel.

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www.ncbi.nlm.nih.gov: Ultraviolet Light Gel Manicures: Is There a Risk of Skin Cancer on the Hands and Nails of Young Adults?

www.aad.org: Gel Manicures: Tips for Healthy Nails

jamanetwork.com: Further Investigation Into the Risk of Skin Cancer Associated With the Use of UV Nail Lamps
www.netdoktor.de: Gelnägel: Sind sie schädlich?

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