Wer nachts immer zur gleichen Zeit aufwacht oder mittags immer in ein tiefes Loch fällt, sollte einen Blick auf die Organuhr werfen. Sie verrät, welche Organe zu welcher Uhrzeit besonders aktiv sind - und somit Beschwerden auslösen können!
Die Organuhr erklärt die Arbeits- und Ruhezeiten unserer Organe. Nach den Lehren der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) durchlaufen unsere Organe nämlich einen natürlichen Rhythmus und sind jeweils zwei Stunden am Tag besonders aktiv bzw. inaktiv (daher auch die Anordnung in Form einer Uhr). Schenkt man diesem altbewährten Wissen um die natürlichen Mechanismen unserer Körpers Beachtung, können dadurch gezielt Beschwerden gelindert und vorgebeugt werden. Kleine Wehwehchen des Alltags lassen sich so eventuell ohne Medikamente in den Griff bekommen. Und auch Schlafstörungen sollen mit einem Blick auf die Organuhr plötzlich erklärbar und behebbar werden.
In der aktivsten Phase der Leber sollten wir eigentlich tief und fest schlafen, denn die Leistungsfähigkeit des Körpers ist jetzt am absoluten Tiefpunkt. Die meisten Organe sind im Schlafmodus, nur die Leber dreht voll auf und verrichtet Entgiftungsarbeit. Alkohol, Nikotin und andere Stoffwechselendprodukte werden abgebaut. Wer zu dieser Zeit häufig wach liegt und keinen Schlaf mehr findet, hat seiner Leber vermutlich zu viel aufgelastet - Alkohol, Nikotin, zu spätes und schweres Essen oder ein ungesunder Lebensstil im Allgemeinen rächen sich jetzt. Regelmäßige Bewegung und der Verzicht auf Alkohol und Nikotin können Abhilfe verschaffen. Auch Brennessel-Tee stärkt laut TCM das Leber-Qi.
Wer zu dieser Zeit unter Beschwerden und Schlafstörungen leidet, sollte seiner Lunge mehr Aufmerksamkeit schenken. Sie ist jetzt besonders aktiv und führt ihre Reinigungsprozesse durch. Wir können sie dabei unterstützen, indem wir bei geöffnetem Fenster schlafen oder zumindest vor dem Zubettgehen ordentlich durchlüften. Wer trotzdem häufig wach liegt (eventuell viel hustet?) könnte Probleme mit dem Lungen-Meridian haben. Asthma oder Allergien könnten dahinterstecken. Bei anhaltenden Beschwerden kann ein Besuch beim Hausarzt Klärung bringen. Kräuterkissen mit Süßholz- und Ingwerwurzel können die Bronchien auf sanfte Weise zusätzlich beruhigen.
Zwischen fünf und sieben Uhr schüttet der Körper das Hormon Cortisol aus, was bewirkt, dass wir langsam aufwachen. Es ist ein gutes Zeichen, wenn wir direkt nach dem Aufstehen Stuhlgang haben. Unterstützend bei der Entgiftungsarbeit wirkt ein Glas lauwarmes Wasser (mit Kaffee bestenfalls noch warten) und auch ein kleiner Spaziergang bereitet den Körper optimal auf den Tag vor (Weg zur Arbeit zählt auch - vorausgesetzt man geht ein Stück zu Fuß).
Zwischen 7 und 9 Uhr ist der Magen besonders aktiv - beste Zeit für ein ausgewogenes Frühstück. Laut TCM sollte man den Tag möglichst mit warmem Essen beginnen, z.B. Porridge mit Zimt oder Grießbrei mit Früchten. Wichtig: In Ruhe essen und dem Magen danach genug Pause zur Verdauung gönnen - drei Mahlzeiten am Tag sind ideal, mit ständigem Snacken tut man seinem Magen keinen Gefallen.
Die Milz filtert das Blut und ist das Zentrum unseres Immunsystems. Sie wandelt Nährstoffe in Energie um, die Körpertemperatur erreicht nun das Maximum - die ideale Zeit für Denkarbeit, die Konzentration ist auf dem Hochpunkt. Ist das Milz-Qi blockiert, kann das zu Müdigkeit in dieser Phase führen. Passionsblumen-Tee könnte Abhilfe schaffen.
Das Herz leistet zwischen 11 und 13 Uhr am meisten. Damit das Qi im Herzmeridian ungestört fließen kann, brauchen wir laut TCM nun vor allem Geselligkeit und gute Gespräche. Zeit für ein Mittagessen mit den netten Kollegen also! Der Magen produziert verstärkt Säure- somit sinkt auch die allgemeine Konzentrationsfähigkeit.
Jetzt sollten wir unserem Bauchgefühl folgen - der Dünndarm verrichtet jetzt Schwerstarbeit und braucht alle Energie für die Verdauung. Wenn möglich, gibt man dem Körper etwas Ruhe - wichtige Termine besser nicht in diesen Zeitraum legen. Auch körperlich anstrengende Tätigkeiten wären jetzt nicht optimal.
Haben wir das Mittagstief hinter uns gebracht, beginnt die Harnblase mit ihrer Entgiftungsarbeit. Der Organismus führt über seinen Flüssigkeitshaushalt nun ab, was der Stoffwechsel nicht braucht (viel trinken unterstützt ihn dabei). Das bringt den Blutdruck und Kreislauf in Schwung und bewirkt das zweite Leistungshoch des Tages. Der ideale Zeitpunkt für effizientes, konzentriertes Arbeiten und Sport!
Zum Feierabend haben die Nieren Hochsaison. Dazu brauchen sie Ruhe, um Energie zu speichern und den Körper mit Wärme zu versorgen. Zeit runterzufahren und ein entspanntes, nicht zu schweres Abendessen zu sich zu nehmen, das uns später nicht den Schlaf raubt (siehe Punkt Galle und Fettverdauung). Ideal ist zum Beispiel Reis mit gedünstetem Gemüse und Fisch. Nach 19 Uhr bestenfalls nichts mehr essen.
Die Abendphase ordnet die TCM dem Herzbeutel (Perikard) zu, der weniger für den Körper als vielmehr für die Seele zuständig ist. Bedeutet im Klartext: Me-Time, Zeit zum Entspannen, lesen, Musik hören, Tee trinken oder wonach einem sonst der Kopf steht. Wichtig für die Seele ist übrigens auch flirten, Freunde treffen, mit dem Partner Zeit verbringen - jeder Mensch tickt anders und sollte diese Zeit optimal für sich nutzen.
Diese Stunden sind in der traditionellen chinesischen Medizin dem "Dreifachen Erwärmer" zugeordnet, der dafür zuständig ist, die Lungen, das Herz, die Leber, Nieren, den Dünn- und Dickdarm, die Blase, den Magen und die Milz zu erwärmen. Es ist kein Organ im westlichen Sinne, eher ein Energiekreislauf - damit aber nicht weniger bedeutsam. Im weitesten Sinne sind daran auch die Schilddrüse und die Nebennieren beteiligt. In diesem Zeitraum sinken Blutdruck und Puls, und die Verdauungsorgane gehen in die Erholungsphase über. Die ideale Zeit für Entspannung und Meditation.
Ab ins Bett! Blutdruck, Herzfrequenz und Temperatur werden gesenkt und der Stoffwechsel verlangsamt. Die Kortisol-Ausschüttung wird heruntergefahren, was uns müde macht. Jetzt läuft das Gallen-Qi auf Hochtouren. Dadurch wird Gallenflüssigkeit gebildet, die für die Fettverdauung am nächsten Tag zuständig ist. Wer allerdings zu spät, zu schwer gegessen hat, liegt nun wach - denn die Verdauung ist schon runtergefahren, durch das Fett wird jedoch die Galle angeregt - und wir liegen genervt hellwach und finden keinen Schlaf! Zusätzlich kann Sodbrennen auftreten, womit an Schlaf nicht mehr zu denken ist.
Die gute Nachricht: Wer nach 19 Uhr auf fette und kohlenhydratreiche Gerichte (sowie Rohkost und Obst - schwer verdaulich!) verzichtet, kann vorbeugen und dann tief und fest schlafen, wenn die Galle ihren nächsten großen Auftritt hat! Ideales Abendessen: Reis mit gedünstetem Gemüse. Eine Wärmflasche unterhalb des rechten Rippenbogens kann den Gallenmeridian zusätzlich stärken.
Wer dem Wissen um die Organe und ihren aktiven bzw. inaktiven Zeiten Beachtung schenkt, kann diese effektiv für sich nutzen und so energiegeladener durch den Tag kommen. Hier einige Beispiele:
Der Magen hat seine aktivste Zeit zwischen 7 und 9 Uhr! Zwischen 19 und 21 Uhr hat er dagegen seine inaktivste Phase, in der wir ihn nicht mit Nahrung belasten sollten. Die Nahrung wird sonst nur schlecht verdaut und es entstehen Gärstoffe (besonders bei Rohkost), die später für schlechten Schlaf sorgen können.
Morgens gegen 8 Uhr ist die Hormonproduktion angekurbelt, das bedeutet, dass wir in dieser Zeit weniger schmerzempfindlich sind (vgl. abends werden Beschwerden häufig schlimmer). Zwischen 9 und 11 Uhr (Milz) ist der Körper besonders widerstandsfähig - beste Zeit für operative Eingriffe oder Röntgen.
Wer kann, plant sportliche Betätigungen zwischen 15 und 17 Uhr ein. Der Körper hat hier sein zweites Leistungsmaximum und profitiert optimal von Ausdauer- und Krafttraining!
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