Die "Zeit zwischen den Jahren" hat bis heute etwas Mystisches und Ungewisses an sich. Verständlich, dass die Rauhnächte früher für Rituale und Bräuche genutzt wurden. So kannst du die alten Riten heute noch während der Zwischennächte praktizieren.
Es gibt insgesamt 12 Rauhnächte. Gemeint sind die langen dunklen Nächte vom 25. Dezember bis zum Morgen am 6. Januar. Um Mitternacht, am 24. Dezember, starten wir in die mystische Zeit zwischen den Jahren. Von da an steht jede Nacht für einen Monat des folgenden Jahres.
In alternativen Überlieferungen beginnt die erste Rauhnacht schon früher zur Wintersonnenwende in der Nacht vom 21. zum 22. Dezember, der längsten Nacht des Jahres. Die 12 Rauhnächte dauern dann entsprechend bis zur Silvesternacht.
Mit dem aktuellen Trend um die Rauhnächte hat sich die Version der 12. Nächte ab dem 25.12. durchgesetzt. Aber viele nutzen die lange Nacht der Wintersonnenwende, um sich auf die Rituale der Rauhnächte vorzubereiten.
Eindeutig und einstimmig geklärt ist der Begriff nicht. Manche Historiker:innen gehen davon aus, dass "rauh" beziehungsweise "rau" sich auf die harten, kalten, dunklen, stürmischen Nächte voller, Wind, Eis und Schnee, bezieht. Andere Erklärungen ziehen eine Verbindung zum mittelhochdeutschen "rûch", für "pelzig" oder "haarig". Schließlich gab es vor allem in den Alpenländern auch zahlreiche Bräuche rund um die Perchtengestalten. Das sind in Pelz vermummte gruselige Kreaturen, die zu dieser Zeit die Geister des Winters vertreiben sollten. Wiederum andere Theorien gehen davon aus, dass die Rauhnächte ihren Namen von den Räucherritualen haben, die zu dieser Zeit durchgeführt werden.
Die Winternächte rund um den Jahreswechsel sind besonders lang und dunkel. Außerdem beenden sie das Jahr und führen uns in ein neues. Sie haben auch heute noch etwas Mystisches, Unwirkliches und Ungewisses an sich. In Zeiten, als es noch keine rauschenden X-Mas-Partys oder leuchtendes Silvester-Feuerwerk gab, geschweige denn elektrisches Licht oder eine Heizung scheint es naheliegend, dass gerade um diese Nächte Mythen, Bräuche und Rituale entstanden sind, die abschließend für das letzte Jahr und vorbereitend oder zukunftsweisend für das kommende Jahr sein sollen.
Was wir heute vor allem als Rauhnächte kennen, wurde vorher auch häufig "Losnächte", "Weihnächte" oder "Zwischennächte" genannt. Denn nach alten Überlieferungen sollen Seher:innen in diesen Nächten die Zukunft für das anstehende Jahr gesehen und in Ritualen gelesen haben.
Der Begriff "Zwischennächte" hingegen, oder die Bezeichnung "zwischen den Jahren", die wir heute nutzen, kommt daher, dass in dieser Zeit der Mondkalender und der Sonnenkalender eine Lücke offen ließen. Das Mondjahr ist mit 354 Tagen nämlich 12 Tage kürzer als das Sonnenjahr. Bevor die Zählung durch den Gregorianischen Kalender ab dem 16. Jahrhundert vereinheitlicht wurde, endete das Mondjahr in vielen Teilen Europas am 24. Dezember. Das neue Jahr begann aber erst am 6. Januar. Die dazwischenliegenden 11 Tage und 12 Nächte wurden zu den mysteriösen Rauhnächten, eben zu den Tagen "zwischen den Jahren".
Was es ganz genau mit den Rauhnächten auf sich hat, können wir nicht konkret sagen, denn viel ist bis heute nicht überliefert. Die ersten Aufzeichnungen, auf die wir uns beziehen können, stammen dem 16. Jahrhundert. Welche Bräuche und Rituale davor praktiziert wurden, können wir daher nicht ausreichend nachvollziehen. Allerdings soll es schon zur Zeit der Kelten und Germanen vor allem in nordeuropäischen Ländern weiterverbreitete Bräuche um die "Zwischennächte" gegeben haben. Unter anderem das heidnische "Julfest", aus dem später das christliche Weihnachten entstanden sein soll.
Wovon wir heute also ausgehen, ist, dass die Rituale währen, der Rauhnächte dazu dienen sollten, die Dunkelheit und den Winter zu vertreiben, und die Zukunft und das Wetter für das neue Jahr vorherzusagen. Entsprechend haben sich modernisierte Versionen der damaligen Rituale heute durchgesetzt, die immer noch mit Wünschen und Visionen für das kommende Jahr zu tun haben.
Als die "Zwischennächte" noch eine geheimnisvolle und vor allem harte, dunkle Zeit waren, waren sie auch schon eine arbeitsfreie Phase im Jahr. Vor allem, auch weil man dann, wenn es draußen eisig und die Tage sehr kurz waren, nicht viel arbeiten konnte. Die Vorräte für den Winter waren bereits eingebracht und man nutze die Zeit drinnen, um zusammenzukommen, sich Geschichten zu erzählen und in gewisser Weise zu feiern. Neben Geschichten von winterlichen Dämonen, die Stürme brachten, verbreiteten sich auch Bräuchte und Rituale.
Zum einen gab es während der Rauhnächte einige Bräuche rund um sie bereits erwähnten Perchten. In pelzige Kostüme gehüllt oder mit handgeschnitzten Masken vermummt zogen die Männer durch die Nächte, um Geister und den Winter am Jahresende zu vertreiben. Percht war in vielen Teilen Europas gleichzeitig auch Göttin der Rauhnächte.
Die Menschen taten ihr Bestes, um die mit den Winden und Stürmen, dem Schnee und Eis, vorbeiziehenden Geister und Dämonen nicht in ihr Haus zu lassen. Man arbeitete nicht, verließ kaum das Haus und sollte draußen keine Wäsche aufhängen. Jede Ecke des Hauses, sowie der Stelle wurde mit Weihrauch oder anderen Kräutern ausgeräuchert, um eventuell versteckte Geister doch noch zu vertreiben.
Gleichzeitig waren die Rauhnächte, vor allem auch dank der langen, dunklen Abende schon seit jeher auch eine Zeit des Zusammenkommens, der inneren Einkehr und des Nachdenkens. Gerade diese Rituale des Reflektierens in Verbindung, mit dem Räuchern, den Zukunftsvisionen der Seher und den Wettervorhersagen der Bauern haben die modernen Rauhnacht-Rituale der Neuzeit entstehen lassen.
Ein besonders schönes Ritual, das du während der Rauhnächte ohne viel Vorbereitung und Aufwand durchführen kannst, sind die 13 Wünsche für das neue Jahr. Eine gute Freundin hatte mich im letzten Jahr auf das Prinzip aufmerksam gemacht und ich werde das besinnliche Ritual zu diesem Jahresende bestimmt wieder wiederholen.
So kannst du das Ritual der 13 Wünsche an den Rauhnächten durchführen.
Besorgt dir am 21.12. 13 Zettel oder Karteikarten, oder einfach Stift und Papier und mache dir schon mal Gedanken, was du dir für das kommende Jahr alles wünschen würdest. Nutze dann die Wintersonnenwende in der Nacht vom 21. zum 22. Dezember, um diese 13 Wünsche auf deine 13 Zettel zu schreiben.
Es gibt dafür auch Sets mit Karteikarten, die du kaufen kannst oder Bücher, die dir dabei anleiten. Aber ein in 13 Schnipsel gerissenes Papier erfüllt den Zweck auch. Wenn du alle Wünsche ausformuliert hast, faltest du die Zettel, sodass du nicht mehr erkennen kannst, welcher Wunsch sich dahinter verbirgt.
Am Abend vom 25. Dezember ziehst du einen der Wünsche und verbrennst ihn ungelesen. Du solltest nicht wissen, welchen Wunsch du verbrannt hast. Vor allem aber solltest du sichergehen, dass das kleine mystische Verbrennungs-Ritual sicher abläuft und weder du noch deine Wohnung zu Schaden kommt.
Nun verbrennst du jeden Abend einen Wunschzettel, bis sich in 12 Nächten, 12 Wünsche in Rauch aufgelöst haben. Laut Überlieferung sollen sie im Laufe des Jahres in Erfüllung gehen. Am wichtigsten ist aber der 13. Wunsch, der nicht verbrannt wurde, sondern übriggeblieben ist. Den darfst du am 06. Januar öffnen und lesen. Für die Erfüllung dieses Wunsches bist du selbst verantwortlich. Du hast ein Jahr Zeit, um ihn dir zu erfüllen.
Auch die Räucher-Rituale, die vor der Ausbreitung des Christentums noch vielerorts praktiziert wurden, um Geister und Dämonen zu vertreiben, erleben aktuell ein trendiges Comeback.
Wer die Kraft der Rauhnacht-Wünsche noch zusätzlich mit etwas Glück durch gute Geister unterstützen will, kann auch dieses Ritual in der Zeit zwischen den Jahren anwenden. Schließlich ging es in den Zeit des heidnischen Glaubens und Bräuche auch darum, sein Zuhause am Ende des Jahres mit Rauch zu reinigen. Man stellte sich vor, dass sich alles Negative in Rauch auflösen würde und so Platz für Glück und Positives mache. Ein Gedanke, der sich auch in die heutige Zeit gut übertragen lässt und den du für dich nutzen kannst, um ohne Ballast aus dem alten Jahr in ein neues zu starten.
Um dein Zuhause während der Rauhnächte auszuräuchern, brauchst du allerdings etwas mehr Equipment als für das Wunsch-Ritual. Besorg dir zum 21.12. schon mal eine Räucherschale, oder zumindest ein feuerfestes Gefäß. Anschließend brauchst du auch noch 12 verschiedene Kräuterbündel zum Räuchern. Denn jeder Rauhnacht wird ein bestimmtes Kraut und ein Monat im Jahr zugeordnet.
Wenn du alle Utensilien startklar hast, kannst du am Abend des 25. Dezembers mit deiner Räucherschale und den darin glühenden Kräutern durch dein Zuhause gehen und in jede Ecke, jeden Raumes etwas Rauch pusten. Jeden Abend bis zur letzten und 12. Rauhnacht kannst du dieses Ritual wiederholen, um dein Zuhause zu schützen und reinigen.
Wenn du dir selbst alle Räucher-Utensilien zusammenstellen möchtest, kannst du dich an dieser Liste orientieren. Ansonsten gibt es aber auch für den Brauch des Räucherns fertige Sets, die du für die Rauhnächte kaufen kannst.
25. Dezember: Weihrauch
26. Dezember: Weihrauch, Zedernholz
27. Dezember: Weihrauch, Wacholder
28. Dezember: Weihrauch, Myrrhe, Tanne
29. Dezember: Weihrauch
30. Dezember: Beifuß, Wermut
31. Dezember: weißer Salbei, Kampfer, Kiefernholz
01. Januar: Weihrauch, Myrrhe, Zedernholz
02. Januar: Myrrhe, Tanne
03. Januar: Kampfer, Weihrauch, Wacholderspitzen
04. Januar: Weihrauch
05. Januar: Weihrauch, Myrrhe
Auch das Traumtagebuch ist ein tolles unkompliziertes Ritual, das du wunderbar nutzen kannst, um während der Zeit zwischen den Jahren etwas mehr in dich zu kehren, nachzudenken und zu reflektieren.
Du brauchst kaum Zeit oder Ausstattung dafür und kannst deine Gedanken und Träume und vielleicht sogar eine neue Gewohnheit mit ins neue Jahr nehmen. Besorg dir ein hübsches kleines Notizbuch, falls du noch keines hast und leg es mit einem Stift neben dein Bett. Auch hier bietet sich der 21.12 wieder für die Vorbereitung an.
Nach der ersten Rauhnacht am Morgen vom 26. Dezember schreibst du alles auf, woran du dich erinnern kannst. Wie hast du geschlafen, wie fühlst du dich jetzt und vor allem, was hast du geträumt.
Du kannst auch noch mehr Eindrücke wie Begegnungen am Tag oder die Entwicklungen in deinen Freundschaften und Beziehungen zu anderen dokumentieren. Denn entsprechend der Theorie, dass jede Rauhnacht für einen Monat im Jahr steht, erhältst du so Einblicke in deine Zukunft. Die Nacht vom 25.12. steht für den kommenden Januar, die darauffolgende für Februar und so weiter. Das heißt, die Träume aus der Silvesternacht geben dir Hinweise darauf, wie dein Juli wird.
Wenn du schon dabei bist, kannst du auch gleich das Wetter während der Rauhnächte notieren. Denn ebenso wie die Träume die Zukunft der mit der Nacht verknüpften Monate vorhersagen sollten, so glaubten die Bauern früher auch Hinweise auf das Wetter des nächsten Jahres erkennen zu können. Ob dein Sommer sonnig oder verregnet wird, sollte dir demnach das Wetter vom 30. Dezember bis zum 01. Januar verraten.
In der Zeit zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag gibt es noch mehr, was wir tun können, um das letzte Jahr zu verabschieden und erholt in ein neues zu starten. So sind die 11 Tage zwischen den 12 Rauhnächten zum Beispiel super geeignet, um zu Hause aufzuräumen oder täglich zu meditieren und zu reflektieren. Aber Vorsicht, damals wie heute sollten die Tage und Nächte eine Phase der Ruhe sein, in der wir nicht hart arbeiten. Außerdem besagt ein alter Brauch, dass man alles Geliehene während dieser Zeit zurückgeben sollte.
Auch wenn das Christentum und das Weihnachtsfest die Bräuche und Rituale der Rauhnächte weitestgehend vertreiben hat und wir uns heute nicht mehr vor eisigen Stürmen oder dunklen Dämonen fürchten müssen, bietet die Zeit zwischen den Jahren doch noch eine schöne Gelegenheit, um Achtsamkeit zu üben. Wir können sie immer noch nutzen, um mit unseren Liebsten zusammenzukommen, das vergangene Jahr zu reflektieren und uns Ziele, Träume und Wünsche für das kommende auszumalen.