Von Zahnseide bis Interdentalbürste: Wie pflegen wir unsere Zähne am besten? Dr. Daniel P. Grotzer klärt im Interview über die gängigsten Mythen auf, von denen nur einige wahr sind.
Um das Thema Zahnpflege ranken sich viele Mythen. Die einen glauben, dass elektrische Zahnbürsten in jedem Fall besser sind als herkömmliche Handzahnbürsten. Andere meinen, man müsse mehr als zweimal am Tag putzen. Und auch über Zahnseide, Zahnpasta und den Zahnarzt lässt sich trefflich streiten. Dr. Daniel P. Grotzer, Zahnarzt und Oral-B Zahnpflegeexperte, klärt im Interview über die wichtigsten Fakten auf.
Das ist ganz einfach zu beantworten. Die elektrische Zahnbürste entfernt signifikant mehr Plaque im Biofilm als die Handzahnbürste. Da gibt es in der ganzen Professional-Welt eigentlich gar keine Diskussion drüber. Das bestätigen alle Studien, dass die elektrische Zahnbürste der Handzahnbürste weitaus überlegen ist.
Ich würde sagen, auf jeden Fall den kleinen Rundenbürstenkopf. Das hat seinen Grund: Er ist dem runden Polierkelch beim Zahnarzt nachempfunden. Der benutzt diesen, um wirklich alle Ecken, Kanten, Ritzen im Mundraum und an den Zähnen zu erreichen. Und das lässt sich natürlich mit so einem Rundenbürstenkopf viel besser bewerkstelligen.
Auch bei Zahnfehlstellungen kommt man in jede kleinste Ecke besser, als mit einem breiten Bürstenkopf. Dann sollte die Zahnbürste eine Andruckkontrolle haben. Die Bürste leuchtet dann rot, zeigt an, dass man zu fest andrückt. Man sollte weniger Druck ausüben, aber auch gleichzeitig zurückschalten, sodass man wirklich ganz auf der sicheren Seite ist. Auf ein paar Sachen kann man auf jeden Fall achten.
Das ist das Großartige bei den Zahnbürsten mit Rundenbürstenkopf, die erledigen die Arbeit für dich. Heißt, man muss sich keine Gedanken mehr machen über eine spezifische Putztechnik, so wie das früher war, sondern einfach nur noch den Bürstenkopf von Zahnfläche zu Zahnfläche führen und die Arbeit erledigt komplett die Zahnbürste.
Eigentlich eine Gretchenfrage, auch tatsächlich in der Forschung. Es gibt für beide Varianten gute Gründe oder auch schlechte Gründe. Das ist auch ein bisschen von der eigenen Situation abhängig, wie man sich auch besser fühlt, ob man zum Beispiel mit frisch geputzten Zähnen zum Beispiel einen Orangensaft trinken möchte oder ob man lieber mit frischen Zähnen aus dem Haus geht. Beides ist gleich gut oder gleich schlecht. Es gibt keine eindeutige Studienlage, die die eine oder andere Variante bevorzugen würde.
Das ist überhaupt nicht dramatisch. Plaque im Biofilm braucht eine gewisse Zeit, bis er im Mund wächst, auf dem Zahn und ausreifen kann und tatsächlich dann seine Gefährlichkeit entwickelt. Sprich, kariogen wird. Das heißt, dass er die Fähigkeit entwickelt auch Löcher im Zahn zu verursachen.
Das funktioniert nicht über Nacht. Das heißt, wenn man abends einmal vergisst, sich die Zähne zu putzen, weil es spät geworden ist oder man total müde ist, dann ist das kein Drama.
Man wacht am nächsten Morgen nicht mit Löchern in den Zähnen auf. Aber das sollte nicht zu oft passieren. Es ist kein Freibrief, plötzlich nur jeden zweiten Tag abends die Zähne zu putzen. Das führt dann in der Tat auf Dauer zu Problemen.
Es braucht eine Systematik. Das heißt, man sollte darauf achten, dass alle Zahnflächen gleichmäßig geputzt werden. Die haben alle Zuwendung verdient. Und es gibt Flächen, die putzen die Menschen lieber und leichter als andere, einfach aufgrund der Handführung.
Und die, die am meisten vergessen werden, das sind die Flächen der Backenzähne, der hinteren Backenzähne auf der Zungeninnenseite. Dort, wo man so ein bisschen unter die Zunge gehen muss, um an die Zahnflächen zu kommen. Das sind die Flächen, die am stiefmütterlichsten behandelt werden und wo man dann bei der Kontrolle am meisten Plaque findet. Das ist aber auch eine Stelle, wo es sehr unangenehm ist, wenn sich dort Karies bildet.
Die Empfehlung ist vor dem Zähneputzen. Dann kann man zunächst auch grobe Speisereste mit entfernen und den Schmutz etwas nach vorne und nach hinten schieben, bis er dann mit der Zahnbürste sauber entfernt werden kann.
Das ist immer abhängig von der individuellen Präferenz. Manche mögen lieber die Zahnseide, andere haben große, weite, freiliegende Zahnflächen. Da ist eine Interdentalbürste viel angenehmer.
Auch das ist individuell sehr unterschiedlich, je nach Anzahl und Stärke der Papillen auf der Zunge. Das ist bei jedem Menschen anders. Sie wachsen nach, wie kleine Härchen. Und nur durch den Gebrauch unserer Zunge, durch das Essen, das Sprechen, nutzen wir diese immer wieder ab.
Bei manchen wachsen sie etwas schneller und können dadurch mehr Bakterien sammeln. Bei anderen bleibt das relativ glatt. Das heißt, man sollte auf jeden Fall einmal am Tag nach dem Zähneputzen auch die Zunge mit putzen. Das kann man mit der Zahnbürste machen. Einige haben auch eine spezielle Zungenreinigungsfunktion. Oder man kann einen dezidierten Zungenreiniger, einen Zungenschaber, dafür benutzen.
Bei der Mundspülung kann man durchaus täglich eine fluoridhaltige Mundspüllösung verwenden. Dann aber auch abends bei der großen Routine, um die Zähne nochmal gut mit Fluorid zu spülen, weil über Nacht kein aktiver Speichel gebildet wird, die Zähne sozusagen relativ ungeschützt sind. Da macht eine Mundspüllösung auf jeden Fall noch mal Sinn.
Auch hier sind sich alle Fachgesellschaften einig, Fluorid ist der Goldstandard in der häuslichen Mundhygiene. Fluorid stärkt den gesunden Zahn und erhöht die Widerstandsfähigkeit des Minerals, des Hydroxylapatit. Das macht die Zähne widerstandsfähiger gegen Säureangriffe von Bakterien.
In der Zahnmedizin gibt es viele Mythen über gute und schlechte Lebensmittel. Man hört gerne, dass der grüne Apfel die Zahnbürste ersetzt. Das stimmt nicht. Im Gegenteil, er enthält sehr, sehr viel Säure. Das heißt, er greift von sich aus den Zahnschmelz an.
Es gibt aber auch Lebensmittel, die wenig Säure, dafür aber viel Kalzium enthalten und deshalb sehr gut für die Zähne sind. Milch oder Käse zum Beispiel. Auch die Avocado ist sehr gut für die Zähne.
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