Kennst du das Gefühl, wenn jemand einen Spruch raushaut, der sich anfühlt wie ein unsensibler Tritt in die Magengrube? Hochsensible Menschen kennen das nur zu gut. Sie nehmen ihre Umwelt intensiver wahr, fühlen stärker – und müssen sich trotzdem ständig für ihre Art zu sein rechtfertigen.
Hier sind drei Sätze, die Hochsensible einfach nicht mehr hören können (und wie du damit am besten umgehst).
Autsch. Als würde man einem Fisch sagen, er soll weniger nass sein. Das Gehirn von hochsensiblen Menschen verarbeitet Reize eben tiefgehender und Emotionen wirken intensiver¹. Was bringt es, jemanden für seine Wahrnehmung zu kritisieren? Empathie statt Abwertung wäre hier das Stichwort.
Ach was! Als hätten Hochsensible nicht längst unzählige Selfcare-Routinen ausprobiert, von Meditation bis Kräutertee. Das Problem ist nicht fehlende Entspannung, sondern die ständige Reizüberflutung. Wenn das Nervensystem permanent auf Hochbetrieb läuft, braucht es mehr als nur eine Wellness-Maske, um runterzukommen. (Wie das klappt, erfährst du weiter unten)
Am besten eine Rüstung aus Stahl... Fakt ist: Hochsensible brauchen kein "dickeres Fell", sondern eine Umgebung, die ihre Feinfühligkeit wertschätzt. Forschungen zeigen, dass Hochsensibilität eine evolutionär sinnvolle Eigenschaft sein könnte – sie hilft, Gefahren früh zu erkennen und soziale Dynamiken besser zu verstehen².
Viel besser als sich zu verhärten: Grenzen setzen, sich bewusst zurückziehen und mit Menschen umgeben, die Verständnis zeigen.
Hochsensibilität betrifft etwa 20 % der Menschen³. Falls du auch immer wieder die obigen Sätze zu hören bekommst und du dich fragst, ob du auch hochsensibel sein könntest, hier einige weitere Anzeichen:
1) Du nimmst Stimmungen anderer Menschen extrem schnell wahr – und sie beeinflussen dich stark.
2) Du wirst leicht von lauten Geräuschen, grellem Licht oder Menschenmengen überfordert.
3) Tiefgründige Gespräche sind interessant für dich, aber Small Talk strengt dich an.
4) Du brauchst mehr Pausen und Rückzug, um Eindrücke zu verarbeiten.
5) Kunst, Musik oder Natur berühren dich tief – oft bis zu Gänsehaut oder Tränen.
Hochsensibilität wird oft mit Schüchternheit oder Introvertiertheit verwechselt, aber das ist nicht dasselbe. Und vor allem ist es keine Schwäche – sondern einfach eine andere Art, die Welt wahrzunehmen.
Okay, wir wissen jetzt, dass Hochsensibilität manchmal herausfordernd sein kann. Aber wie geht man im Alltag damit um?
Nein ist ein vollständiger Satz! Hochsensible neigen dazu, es allen recht zu machen – und sind dann erschöpft. Wenn du damit Probleme hast, hilft dir vielleicht das INGA Prinzip - so lernst du Nein zu sagen, ohne schlechtes Gewissen.
Lerne, deine Bedürfnisse ernst zu nehmen und sie zu kommunizieren. Ziehe dich in Phasen der Reizüberflutung gerne zurück und nimm dir Zeit für dich allein. Das ist gut, solange es nicht zur Isolation führt.
Beispiele:
Nach dem Familienessen: Wenn dein Kopf brummt, geh eine Runde um den Block und nimm den Hund mit.
Im Büro: Nach zwei Stunden intensiver Arbeit lege bewusst eine Pause von mindestens 10 Minuten ein, setz Kopfhörer auf und hör entspannende Musik.
Nach einem Streit oder einer emotionalen Diskussion: Zieh dich zurück, schreib deine Gedanken in ein Tagebuch oder mach einen Spaziergang, um das Erlebte zu verarbeiten.
Am Abend nach einem anstrengenden Tag: Statt nur Netflix zu schauen oder auf TikTok zu scrollen, schalte bewusst alles aus, lies ein Buch oder nimm ein warmes Bad, um das Nervensystem runterzufahren.
Regelmäßige Pausen, Entspannungsübungen, beruhigende Musik, Yoga oder Naturspaziergänge – was auch immer dir hilft, dich zu erden. Dein Nervensystem braucht mehr Erholung als das anderer Menschen, und das ist völlig okay. Hochsensible profitieren besonders von positiven Umwelteinflüssen, also schaffe dir eine Umgebung, die dir guttut.
Nichts ist schöner, als mit Menschen zu sprechen, die dich wirklich verstehen. Vielleicht findest du in deiner Familie oder in deinem Freundeskreis Menschen, die deine Wahrnehmung teilen. Der Austausch kann unglaublich erleichternd sein!
Kommuniziere auch mit Menschen, die deine Sensibilität nicht teilen. Es kann frustrierend sein, wenn dein Umfeld deine Hochsensibilität nicht versteht – besonders, wenn du als "zu empfindlich" oder "kompliziert" abgestempelt wirst. Doch genau deshalb ist es wichtig, offen über deine Bedürfnisse zu sprechen, statt dich nur zurückzuziehen oder anzunehmen, dass andere es "einfach nicht verstehen können".
Beispiele:
"Ich nehme Geräusche und Emotionen intensiver wahr als andere. Deswegen brauche ich manchmal mehr Ruhe."
"Ich kann mich nicht lange in großen Menschenmengen aufhalten, weil mich das schnell erschöpft."
Nicht jede*r wird sofort nachvollziehen, warum du nach einem langen Tag lieber allein sein willst, statt noch etwas zu unternehmen. Es hilft, das klar zu formulieren.
Ein Beispiel:
❌ "Ich habe keine Lust, heute mitzukommen." → Klingt abweisend.
✅ "Ich hatte einen intensiven Tag und brauche Zeit für mich, um wieder aufzutanken. Lass uns morgen etwas machen!" → So fühlt sich dein Gegenüber nicht zurückgewiesen und du setzt trotzdem Grenzen.
Ja, die Welt kann für Hochsensible manchmal laut, hektisch und überfordernd sein. Aber genau diese Sensibilität macht dich auch besonders: kreativ, empathisch und tiefgründig.
Falls du selbst hochsensibel bist – oder Menschen in deinem Umfeld hast, die es sind – wirf die obigen Sätze über Bord und lass dich davon nicht unterkriegen. Hochsensibilität ist eine Superkraft. ♥
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