Anti-Aging-Mittel wie Botox und Hyaluronsäure sind in aller Munde. Aber welche Behandlung ist wann sinnvoll? Lisa Schultes, Fachärztin bei HNOmedic, klärt im Interview auf.
Lisa Schultes: Botulinumtoxin, oder kurz Botox, ist ein Nervengift, das die Ausschüttung des Botenstoffs Acetylcholin im synaptischen Spalt der Nervenzelle hemmt. Eigentlich wird Acetylcholin hier von Rezeptoren aufgenommen, wodurch der Muskel zur Kontraktion angeregt wird. Fehlt dieser Botenstoff, führt dies zu einer dosisabhängigen Muskelentspannung - oberflächliche Falten der Haut glätten sich oder verschwinden gar vollständig.
Schultes: Hyaluronsäure ist ein wichtiger Bestandteil unserer Haut. Es kommt unter anderem im Bindegewebe vor und hat die Fähigkeit große Mengen an Wasser zu binden, was unserer Haut eine bestimmte Spannkraft und Straffheit verleiht. Mit zunehmendem Alter nimmt der natürliche Hyalurongehalt in unserem Körper jedoch ab - es entstehen Falten. Durch die Injektion von Hyaluronsäure können, je nach Vernetzung des injizierten Materials, unterschiedliche Ergebnisse erzielt werden. Durch das Spritzen von unvernetzter oder gering vernetzter Hyaluronsäure, kann man die Haut flächig aufpolstern, z.B. um kleine Knitterfältchen im Gesicht oder am Dekolleté zu glätten. Greift man zu einer höher vernetzten Hyaluronsäure als Filler, kann dadurch ein größerer Volumenaufbau z.B. der Lippen oder Wangen erfolgen.
Schultes: In Bezug auf die Faltenbehandlung können durch Botox vor allem Mimik-Falten behandelt werden. Durch eine Entspannung der Muskulatur können diese eher oberflächlichen Falten geglättet werden. Das Nervengift wirkt nicht sofort, sondern erst nach ca. zwei bis vier Tagen und erreicht nach ca. 14 Tagen ihr Maximum. Durch Hyaluronsäure erzeugt man immer einen gewissen Volumenaufbau. Dies kann zum einen verwendet werden, um tiefere Falten zu glätten, zum anderen kann an gewünschten Stellen wie z.B. Lippen oder Wangenknochen ein Aufbau erfolgen. Die Wirkung ist hier sofort sichtbar. Grob lässt sich sagen, dass das obere Drittel des Gesichts eher mit Botox, die unteren zwei Drittel eher mit Hyaluronsäure behandelt werden. Aber auch hier gibt es natürlich Ausnahmen.
Schultes: Ja. Reicht eine Entspannung der Muskulatur nicht aus, um eine Glättung der Falten zu erreichen, weil diese durch das Alter oder eine sehr ausgeprägte Mimik bereits sehr tief sind, kann man hier zusätzlich mit Hyaluronsäure unterspritzen, um so den gewünschten Effekt zu erzielen.
Schultes: Die Haltbarkeit beider Behandlungen hängt von mehreren Faktoren ab. Unter anderem wie ausgeprägt die Muskelbewegung in dem behandelten Areal ist, wie stark die Haut durch Sonne- und andere Umwelteinwirkungen beansprucht wird und vor allem bei Hyaluronsäure zusätzlich stark vom Flüssigkeitsgehalt der Haut. Generell liegt die Haltbarkeit von Botoxbehandlungen je nach Region zwischen drei und sechs Monaten. Wird Hyaluronsäure z.B. in die Lippen gespritzt, hält das Ergebnis, je nach Filler, sechs bis neun Monate.
Schultes: Grundsätzlich sind beide Substanzen ein Fremdmaterial, welches in den Körper appliziert wird. Die möglichen Komplikationen sind jedoch bei der Unterspritzung mit Hyaluronsäure deutlich schwerwiegender. Zwar gibt es auch bei Botox, wird es an den falschen Stellen appliziert, das Risiko eines kosmetisch störenden Ergebnisses, wie einer Asymmetrie bis hin zum Hängen des Augenlides. Allerdings lässt sich dies in den meisten Fällen durch ein "Gegenspritzen" mit Botox in die richtigen Muskelgruppen beheben und ist nach drei bis sechs Monaten, wenn das Botox seine Wirkung verliert, vollständig reversibel. Wird Hyaluronsäure falsch appliziert, z.B. in ein Blutgefäß, kann es im schlimmsten Fall zum Verschluss dieses Gefäßes und dadurch zu einer Minderdurchblutung bis hin zum Absterben des betroffenen Areals kommen.
Sollte das der Fall sein, muss sofort reagiert werden und die Hyaluronsäure durch Injektion eines Enzyms, welches zu deren Abbau führt, aufgelöst werden. Es empfiehlt sich auf jeden Fall, solche Behandlungen ausschließlich von Fachärzten mit spezieller Ausbildung durchführen zu lassen, die solche Komplikationen auch sofort erkennen und behandeln können.