Eiswasser verbrennt mehr Kalorien und Fruchtzucker ist gesünder als herkömmlicher Zucker: Was ist dran an derartigen Abnehm-Mythen? Dr. med. Petra Bracht klärt im Interview auf.
Um schnell Gewicht zu verlieren, greifen nach wie vor viele Menschen auf die verschiedensten Diäten und Abnehm-Methoden zurück. Aber welche Varianten sind wirklich sinnvoll und welche lediglich ein Mythos? Dr. med Petra Bracht, Ernährungsexpertin und Autorin des jüngst erschienenen Buches "Klartext Abnehmen", klärt auf.
Dr. med. Petra Bracht: Jein. Es stimmt zwar, dass essen am (späten) Abend eher zum Zunehmen führt und dem Schlaf nicht zuträglich ist, aber es kommt darauf an, was insgesamt im Tagesverlauf gegessen und getrunken wird. So gibt es Morgenmuffel, die ihre erste Mahlzeit erst um die Mittagszeit zu sich nehmen, sodass sie innerhalb von 24 Stunden auch nicht mehr essen als Menschen mit Frühstücksgewohnheiten. Diesen Essensrythmus pflegen Menschen, die das Intervallfasten nach der Methode "acht Stunden essen und 16 Stunden nichts essen" praktizieren. Daher können sie bis 20 Uhr am Abend essen. Menschen, die den Tag mit einem Frühstück beginnen und das 8/16-Intervall praktizieren, sollten ihre letzte Mahlzeit bereits am späten Nachmittag einnehmen. Durch die Arbeitszeit ist das nicht immer möglich. Dann wird die Essensphase auf zehn Stunden erhöht, so das die Regeneration während des Fastens noch stattfindet und ein guter Schlaf gelingt.
Dr. med. Petra Bracht: Ja. Und zwar für Männer und Frauen. Mit zunehmendem Alter nehmen alle Aktivitäten des Körpers ab, auch das Abnehmen. Da Fett weniger Kalorien verbrennt, verlangsamt sich die Abnahme. Außerdem wird der Stoffwechsel gedrosselt und als Folge sinkt der Grundumsatz, sodass weniger Energie verbraucht wird und das Abnehmen bremst. Auch die körperlichen Aktivitäten nehmen mit dem Alter ab, sodass weniger Energie verbraucht wird und das Abnehmen erschwert wird.
Darüber hinaus spielen die Hormone eine Rolle. Ab etwa 40 Jahren sinkt der Östrogenspiegel bei Frauen und begünstigt die Fetteinlagerung am Bauch. In den Wechseljahren verstärkt sich dieser Prozess. Männer produzieren ab Anfang 40 weniger Testosteron, auch sinkt das Wachstumshormon Somatropin, das dazu beiträgt, Fett abzubauen.
Dr. med. Petra Bracht: Ja. Cayennepfeffer reduziert den Appetit und damit die Nahrungsaufnahme. Außerdem erhöht der Verzehr von Cayennepfeffer die Körpertemperatur. Die dadurch entstehende Hitze erhöht den Energieumsatz des Körpers, sodass Kalorien schneller verbraucht werden. Diese Wirkungen sollten nicht überschätzt werden. Aber jedes bisschen hilft.
Zimt führt zu einer langsameren Magenentleerung. Dadurch hält das Sättigungsgefühl nach Mahlzeiten länger an und man isst weniger. Außerdem wird der Insulinspiegel gesenkt, sodass weniger Zucker in die Zellen transportiert wird, dafür wird mehr Körperfett abgebaut. Außerdem gilt Zimt ähnlich wie Cayennepfeffer als wärmendes Gewürz. Die Wärmeentwicklung verbraucht zusätzliche Energie und so kann Zimt das Abnehmen fördern.
Dr. med. Petra Bracht: Ja. Kaltes Wasser wird im Magen auf 37 °C erwärmt, bevor es an den Darm weitergeleitet wird. Der mit einem normalen Glas Eiswasser verbundene Energieverbrauch liegt bei etwa 25 Kalorien. Würde man zehn Gläser kaltes Wasser am Tag trinken, wären das schon 250 Kalorien.
Übrigens wird kaltes Wasser trotz des Aufwärmens schneller an den Darm abgegeben als heißes Wasser, da es länger dauert es auf 37 °C abzukühlen.
Dr. med. Petra Bracht: Nein. Low Carb gibt es in vielen Varianten mit recht unterschiedlichen Ergebnissen. Die übliche Low Carb Variante führt zu einem relativ schnellen Gewichtsverlust, der aber nicht dauerhaft ist, da die Kostform meist aus geschmacklichen Gründen nicht lange durchgehalten wird. Übrigens stellen sich bei längerer Anwendung von wirksamer Low Carb allerlei gesundheitliche Probleme ein.
Diät-Mythos 6: Fruchtzucker ist besser als herkömmlicher Zucker
Dr. med. Petra Bracht: Jein. Fruchtzucker hatte früher einen sehr positiven Ruf, da er vom Körper ohne Insulin verstoffwechselt wird. Das war für Diabetiker eine gute Nachricht und hatte zur Folge, dass die Lebensmittelindustrie vielerlei Diabetikerprodukte herstellte. Dadurch wurde aber die Übergewichtspandemie gefördert, so dass der gute Ruf ins Gegenteil umschlug. Inzwischen gilt der Fruchtzucker, der mit Obst aufgenommen wird, als unproblematisch, der isolierte Fruchtzucker, der von der Industrie und im Haushalt zum Süßen eingesetzt wird, gilt dagegen als problematisch.
Dr. med. Petra Bracht: Jein. Säfte können beim Abnehmen helfen, es kommt aber darauf an, welche Säfte und wieviel davon konsumiert werden. So reichen die Fruchtanteile und die damit verbundenen Kalorien bei Säften von sehr wenig bis zu 100 Prozent. Außerdem kommt es darauf an, was außer den Säften noch verzehrt wird.
Eigentlich ist es besser, nicht die Säfte, sondern das Obst und Gemüse direkt zu verzehren. Dadurch werden nicht nur der Saft, sondern auch die wertvollen Ballaststoffe aufgenommen, die in vielen Säften abgetrennt wurden. Gerade die Ballaststoffe tragen zur Magenfüllung und damit zur Sättigung bei und leisten einen wichtigen Beitrag beim Abnehmen.
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