Was passiert eigentlich mit unserem Körper, wenn wir auf Essen verzichten? Prof. Claus Leitzmann klärt im Interview auf und verrät die Vorteile des Intervallfastens.
Prof. Dr. Claus Leitzmann: Um nebenbei ein paar überflüssige Kilos zu verlieren, ist das periodische oder Intervallfasten empfehlenswert, das aus zwei Phasen besteht. In der ersten Phase kann innerhalb von 8 Stunden gegessen werden, die übrigen 16 Stunden wird "gefastet". Am leichtesten ist diese Methode durchzuführen, wenn erst ab mittags gegessen und die letzte Mahlzeit vor 20 Uhr beendet wird. Für Frühstücksliebhaber oder wenn diese Zeiteinteilung nicht gut mit der Arbeitszeit zu vereinbaren ist, kann die Essensphase auf zehn Stunden erweitert werden. Es besteht auch die Möglichkeit, nur einmal am Tag zu essen.
Prof. Leitzmann: Das Intervallfasten ist ein Korrektiv, bei dem sich der Stoffwechsel umstellt und der Körper reinigt, vergleichbar mit einem "Großputz". Dabei verbraucht der Körper in den ersten zwei Tagen die gespeicherten Kohlenhydrate. Danach wird die Autophagie eingeleitet, ein raffiniertes Recyclingsystem des Körpers, das die Zellen von belastendem Abfall befreit wie gealterte oder funktionslose Zellbestandteile. Diese werden mit einer Hülle umgeben und von Enzymen abgebaut, die der Zelle wieder zum Neuaufbau gesunder Zellbestandteile zugeführt werden. Moderate Bewegung wie Gehen und Entspannungsübungen sowie Tanzen oder im Garten arbeiten sind empfehlenswerte begleitende Betätigungen.
Prof. Leitzmann: Wer einmal erfolgreich gefastet hat, kann bestätigen, dass sich bereits nach einem Tag positive Effekte einstellen, die als Gewinn empfunden werden. Die Atmung wird intensiver, der Puls und der Blutdruck werden gesenkt, die Verdauung wird unproblematischer und der Schlaf tiefer. Insgesamt breiten sich eine angenehme Gemütslage, eine Daseinsfreude und ein Drang nach körperlicher Aktivität aus. Dabei ergeben sich neue Kontakte, vielleicht sogar neue Freundschaften, alles wichtig für mehr Lebensfreude.
Prof. Leitzmann: Die gesundheitlichen Wirkungen sind primär abhängig von der Zusammensetzung der Mahlzeiten. Deshalb empfehlen wir eine vollwertige, pflanzliche Ernährung. Je länger diese in Verbindung mit dem Intervallfasten praktiziert wird, desto nachhaltiger sind die Wirkungen, denn der Körper stellt sich auf diesen neuen Rhythmus ein. Wer sich nicht dauerhaft auf das Intervallfasten einstellen will oder kann, profitiert trotzdem von der lebenslang praktizierten vollwertigen pflanzlichen Ernährung.
Prof. Leitzmann: Intervallfasten ist eigentlich für alle Menschen geeignet. Ausnahmen sind Kinder und Erwachsene mit besonderen Schwierigkeiten bei der Nahrungsaufnahme oder mit Stoffwechselstörungen, die mit einer 16-stündigen Fastenphase nicht vereinbar sind. In diesen Fällen sollte eine/r mit Intervallfasten vertraute/r Ärztin/Arzt eingeschaltet werden.