Körperfett - jeder hat es, will es aber meist loswerden. Dabei warnen Mediziner im Interview: "Zu wenig Fett ist auch nicht gesund."
Körperfett ist im Spiegel sowie auf der Waage ein meist ungebetener Gast. Doch das zu den größten unserer Organe gehörende Gewebe wird in vielerlei Hinsicht unterschätzt. Die Expertinnen Prof. Liesbeth van Rossum und Dr. Mariëtte Boon klären auf. Die beiden Autorinnen des Buches "Fett. Das geheime Organ" erläutern im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news, wann von einem gesunden Körperfettanteil zu sprechen ist, warum manche Menschen eher zu Übergewicht neigen als andere und wie gesund die Fastenzeit für den Körper tatsächlich ist.
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Ein gängiges Maß, um eine Schätzung des Körperfettanteils vorzunehmen, ist der Body-Mass-Index (BMI). Dieser wird berechnet, indem man das eigene Gewicht (in Kilogramm) durch die Körpergröße (in Metern) im Quadrat teilt. Ein BMI zwischen 18,5 und 25 gilt als gesund, zwischen 25 und 30 als übergewichtig und über 30 als fettleibig. Allerdings spiegelt der BMI nicht unbedingt immer die Menge an Fett wider. Zum Beispiel kann bei einem Bodybuilder der BMI aufgrund von viel Muskelmasse erhöht sein. Außerdem sagt der BMI nichts darüber aus, an welcher Stelle sich das überschüssige Fett befindet.
Um einen Eindruck von der Fettverteilung zu erhalten, kann eine Messung des Taillenumfangs herangezogen werden. Bei Männern gilt ein Taillenumfang über 94 Zentimeter als übergewichtig und über 102 Zentimeter als adipös. Bei Frauen liegen diese Werte bei 80 Zentimeter und 88 Zentimeter. Misst man den Körperfettanteil mit speziellen Waagen, gelten bei Männern Werte über 20 Prozent als zu hoch, bei Frauen sind es über 30 Prozent. Zu wenig Fett ist aber auch nicht gesund. Wenn junge Frauen einen Fettanteil von unter 17 Prozent haben, kommt es oft zu einem Stillstand des Menstruationszyklus und die Fruchtbarkeit wird beeinträchtigt.
Was viele Menschen nicht wissen, ist, dass etwa 60 Prozent ihres Körpergewichts genetisch bestimmt sind. Denkt man einmal an die Gene, die zum Beispiel das Hunger- und Sättigungsgefühl beeinflussen, die Belohnung, die manche nach dem Essen erfahren, den Stoffwechsel, die Darmbakterien, wie empfindlich manche Menschen auf die metabolischen Auswirkungen von Stress reagieren... Wenn all diese Systeme bei dem einen oder anderen etwas weniger gut funktionieren, werden sie mit größerer Wahrscheinlichkeit ein höheres Körpergewicht haben. Das ist der Hauptgrund, warum manche Menschen eher dazu neigen, übergewichtig oder fettleibig zu werden als andere.
Wer Gewicht verlieren will, kann den Ort des Fettabbaus leider nicht beeinflussen. Fett kann sich an verschiedenen Stellen an unserem Körper ansiedeln, fixiert sich aber in der Regel im und am Bauch oder an den Hüften und dem Gesäß. Wo sich das Fett bevorzugt ansiedelt, ist zum Teil genetisch bedingt und wird auch von den Geschlechtshormonen und zum Beispiel dem Stresshormon Cortisol beeinflusst.
Bei Frauen vor den Wechseljahren lagert sich das Fett aufgrund des hohen Östrogenspiegels bevorzugt an den Hüften ab. Nach der Menopause sinkt der Östrogenspiegel und das Fett beginnt sich auch am Bauch anzusiedeln. Bei Männern ist das anders. Ihr hoher Testosteronspiegel schützt sie zunächst vor Bauchfett, sinkt dieser im Alter, beginnt sich das Fett ebenfalls am Bauch einzulagern.
Generell ist es bei leichtem Übergewicht wichtig, sich gesund zu ernähren, sich regelmäßig zu bewegen, für ausreichend Schlaf zu sorgen und sich bei Stress mehr Zeit zum Entspannen zu nehmen. Bei starkem Übergewicht ist der beste erste Schritt, herauszufinden, unter welcher Art von Fettleibigkeit man leidet. Es gibt sechs Kategorien von Ursachen, wobei jene der lebensstilbedingten Faktoren, darunter fallen ungesunde Ernährung, wenig Bewegung, Schlafmangel oder zu viel Alkohol die wohl am häufigsten vorkommende ist.
Die bevorzugte Erstbehandlung bei Adipositas ist die kombinierte Lebensstil-Intervention, ein langfristiges, intensives Behandlungsprogramm, bei dem Betroffene eine Anleitung in den Bereichen Ernährung, körperliche Aktivität und Verhaltensänderung erhalten. Es ist gut zu wissen, dass bei Übergewicht in der Regel Lebensstiländerungen ausreichen, um die zusätzlichen Kilos loszuwerden. Führen diese nicht zu einer Gewichtsabnahme, ist es manchmal aber auch notwendig, Medikamente zur Gewichtsreduktion einzusetzen oder eine bariatrische Operation durchzuführen.
Einfach nur bestimmte Lebensmittelkategorien wegzulassen, ist keine effektive Strategie zum Abnehmen. Für eine langfristige Gewichtsabnahme ist es empfehlenswert, sich gesund und vor allem mit unverarbeiteten Lebensmitteln zu ernähren. Dazu gehört, täglich mehrere Portionen Gemüse und Obst, Hülsenfrüchte, eine Handvoll Nüsse, einmal pro Woche fetten Fisch zu essen, immer Vollkornprodukte zu verwenden, jeden Tag einige Milchprodukte zu sich zu nehmen und Wasser, Tee oder Kaffee zu trinken und keine zuckerhaltigen Getränke oder Alkohol.