Unsere Füße tragen uns nicht nur durch die Welt, sondern beeinflussen auch den gesamten Körper. Wie? Das erklärt Fußexperte Carsten Stark im Interview. Er verrät außerdem, wie hoch die Absätze an High Heels maximal sein sollten.
Sie tragen uns ein Leben lang durch die Welt und sind weit mehr als nur das Ende der Beine: die Füße. "Die Füße bilden durch die Standflächen am Boden die Basis dafür, dass wir unseren Körper aufrichten können", erklärt Experte und Autor Carsten Stark. Der Spezialist für Füße weiß ganz genau, wie sie sich auf den Körper auswirken. Wie man Fehlstellungen vermeiden kann und was beim Schuhkauf zu beachten ist, verrät Stark im Interview.
Carsten Stark: Nur der Mensch beherrscht den aufrechten Gang. Deshalb spielen die Füße eine wichtige Rolle für alle Körperfunktionen. Durch die Aufrichtung unseres Körpers hat sich der ganze Organismus verändert. Das Becken, die Gelenke, der Kopf und die Halswirbelsäule haben ihre Position verändert. Die Füße bilden durch die Standflächen am Boden die Basis dafür, dass wir unseren Körper aufrichten können.
Stark: Länge geht vor Breite. Der Schuh sollte mindestens zwölf Millimeter länger sein als der längste Zeh. Bei der Breite gilt: Mindestens vier Zehen, wenn sie geradestehen, sollten auf die Einlegesohle passen. Die meisten Schuhe laufen vorne spitz zusammen. Wenn man die Zehen-Regel anwendet, sind diese meistens zu klein.
Stark: Wenn der Fuß gesund und vital ist, können Sie tragen, was Sie wollen - nur nicht dauerhaft. Wenn man auf eine Hochzeit eingeladen ist, kann man hohe Schuhe anziehen. Wenn ich aber immer High Heels trage, darf ich mich nicht wundern, wenn Probleme auftreten. Die Absätze sollten generell nicht höher als vier Zentimeter sein. Mehr erhöht den Druck auf den Vorderfuß und verkürzt die Achillessehne.
Stark: Die meisten Menschen haben eine Fußschwäche. Wenn das Längsgewölbe sinkt, hat das in der Regel zur Folge, dass der Fuß in der Bewegung nach innen kippt. Steht der Fuß schief, muss der Körper das immer ausgleichen. Passiert das über einen längeren Zeitraum hinweg, ist die Balance gestört. Durch die Einseitigkeit können Durchblutungsstörungen und Verspannungen auftreten. Dadurch verändert sich die Aufrichtung und somit die Gelenke. Verändern sich die Gelenke, hat das Auswirkungen auf die Wirbelsäule.
Stark: Der größte Fehler ist zu glauben, dass man eine Fußschwäche durch andere Mechanismen kompensieren kann. Als Beispiel: Die Füße kippen nach innen. Dann meinen viele, sie gleichen das aus, indem sie mehr auf der Außenkante laufen. Aber das geht in normalen Schuh überhaupt nicht. Zudem würde es bedeuten, dass ich meine Beinmuskulatur anspannen muss, um meinen Fuß nach außen zu kippen - und das bei jedem Schritt. Ich spanne also Muskeln an, die eigentlich für etwas anderes gebraucht werden. Das führt wiederum zu neuen Problemen. Deshalb muss das Ziel sein, die Ursache des Problems in den Griff zu bekommen.
Stark: Menschen mit einer Fußschwäche machen in der Regel nichts. Erst, wenn Schmerzen auftreten. Die wenigsten reagieren präventiv, sondern reagieren. Meistens, wenn es schon zu spät ist. In der Regel führt der Weg zu einem orthopädischen Schuhgeschäft und man bekommt Einlagen. Aber Einlagen sind lediglich eine Stütze. Eine Kräftigung entsteht nur dann, wenn ich etwas fordere und tue.
Stark: Es ist immer der Gang, der der Situation angepasst ist. Am besten viel barfuß gehen. Wir sind ohne Schuhe auf die Welt gekommen. Die Industrie suggeriert uns, dass wir sie brauchen und alles gut gepolstert sein muss. Zudem gibt es jedes Jahr einen neuen Schuhtrend. Wir ziehen mit, weil wir dazugehören wollen. Die meisten merken nicht, wie sie gesteuert werden. Kinder ziehen am liebsten sofort die Schuhe aus, sie tun es intuitiv. Die Eltern haben hingegen Angst, dass sie in eine Biene treten oder wollen nicht, dass die Füße schmutzig werden.
Stark: Man sollte es einfach ausprobieren und spüren, wie gut es tut. Einfach auf einer Wiese hin und her gehen. Durch das Tragen von Schuhen lernen wir, dass wir über die Ferse abrollen. Durch die Sohle wird die Ferse geschützt. Wenn wir barfuß laufen, würden wir das niemals tun. Weil es unserem Körper nicht guttut. Das hört man allein daran, dass die Ferse hart auf dem Boden aufschlägt.
Stark: Übungen an sich empfehle ich nicht, weil sie sehr individuell sind. Was dem einen hilft, kann dem anderen schaden. Was alle machen können, sind Lockerungsübungen. Denn bevor ich etwas kräftigen kann, muss ich es erstmal lockern. Bei den meisten ist das Gewebe verspannt. Am besten Tennisbälle halbieren und darauf herumlaufen. Was ich ebenfalls empfehlen kann: sich auf ein Bein stellen, die Knie leicht beugen und versuchen, den Oberkörper so aufrecht zu halten, dass das Hauptgewicht auf der Ferse ist. Dann den Kopf nach rechts und links drehen, zur Decke schauen oder die Augen schließen. Das führte dazu, dass der Fuß sehr instabil ist und die Muskulatur arbeiten muss.
Carsten Stark ist ein Spezialist für Füße und hat die "Fußkartographie" entwickelt. Bei der Methode wird mithilfe eines Fußscanners ein digitales Fußbild erstellt, um den Ursachen für Beschwerden auf den Grund zu gehen. In seiner Münchner Praxis behandelt er seit Jahren Patienten, die unter anderem mit Fuß-, Knie- und Rückenleiden zu kämpfen haben.