Weibliche Herzen schlagen anders als männliche – und das macht erhebliche Unterschiede in der Medizin. Was die Gesundheit von Frauenherzen beeinflusst und was es mit dem Broken-Heart-Syndrom auf sich hat, erklärt Herzchirurgin Prof. Dr. Sandra Eifert im Interview.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache bei Frauen. Trotzdem bringt man sie eher mit Männern in Verbindung. Denn die erkranken häufiger am Herz, Frauen sterben allerdings doppelt so oft daran. Woran liegt es, dass das weibliche Herz nicht so viel Beachtung erhält? Prof. Dr. Sandra Eifert, Herzchirurgin und Leiterin einer der größten europäischen Frauenherzsprechstunden, hat gemeinsam mit Medizinerin und Wissenschaftsjournalistin Suzann Kirschner-Brouns ein Buch dazu geschrieben: "Herzsprechstunde. Warum das weibliche Herz anders ist und wie es gesund bleibt" (C. Bertelsmann).
Im Interview erklärt Prof. Dr. Sandra Eifert, was es mit dem "Broken-Heart-Syndrom" auf sich hat.
Prof. Dr. Sandra Eifert: Es gibt tatsächlich erhebliche Unterschiede. So ist das weibliche Herz in der Regel um einiges kleiner als das männliche und hat auch kleinere Gefäße. Dazu kommt der Einfluss der Hormone. Das männliche Herz hat durch den Einfluss des männlichen Hormons Testosteron mehr Muskelmasse und ist darum kräftiger. Das führt dazu, dass das weibliche Herz etwa zehn Schläge mehr pro Minute schlägt.
Prof. Dr. Eifert: Vor allem Frauen kommen mit einer schmerzhaften Symptomatik wie bei einem Herzinfarkt in ein Krankenhaus – es erfolgt die Herzkatheteruntersuchung. Hierbei zeigen sich unauffällige Herzkranzgefäße ... es handelt sich nicht um einen Infarkt. Es zeigt sich allerdings eine besondere Form der linken Herzkammer. Diese stellt sich aufgetrieben dar, die Pumpfunktion des Herzens ist gleichzeitig eingeschränkt. Das ist ein frauenspezifisches Phänomen: Das Broken-Heart-Syndrom wird zu 95 Prozent bei Frauen diagnostiziert, 90 Prozent sind nach den Wechseljahren. Das Krankheitsbild ist nicht harmlos: Im Akutfall droht Herzversagen. Unbehandelt kann ein Broken-Heart-Syndrom also genauso lebensbedrohlich wie ein Herzinfarkt sein. Wenn dieses Krankheitsbild umgehend behandelt wird, ist eine baldige, vollständige Genesung möglich.
Die Ursachen sind nicht vollständig geklärt. Diese Symptomatik folgt oft einer starken emotionalen Stresssituation: Trennung, Tod eines nahestehenden Menschen, Kinder, die das Haus verlassen, aber auch erhebliche finanzielle oder berufliche Sorgen. Bei diesem Syndrom wird das Herz durch Stresshormone überstimuliert und es kommt zu dieser krankhaften Veränderung des Herzens.
Prof. Dr. Eifert: Körperliche Bewegung ist für die Gesundheit generell und für das Herz im Speziellen ganz essenziell. Sie ist jeder sonstigen Therapieform überlegen! Die deutsche Herzstiftung empfiehlt fünfmal pro Woche 30 Minuten Bewegung, mindestens einmal pro Woche so, dass das Herz auch gefordert wird – im Sinne von Cardiotraining, also anstrengend sollte das Training sein. Für Frauen nach den Wechseljahren steht Kraft- und Konditionstraining im Vordergrund. Daneben ist fürs Herz die mediterrane Kost höchst empfehlenswert. Herzgesundheit beginnt im Mund. Und Frauen sollten einfach wissen: Ihr Herz ist anfälliger für Stress als Männerherzen.
Frauen ist also zu empfehlen, dass Sie auf ihr Herz hören! Auf jeden Fall sollten Frauen und Männer Beschwerden abklären lassen, vor allem wenn sie wiederkehren bzw. sich sogar im Laufe der Zeit verstärken.
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