Sport steht im Sommer bei vielen wieder auf der Tagesordnung. Wer allerdings einfach drauf los trainiert, riskiert böse Verletzungen und Unfälle. Was dann zu tun ist, verrät Professor Dr. Sven Ostermeier im Interview.
Mit Blick auf die Bikini-Saison ist die Motivation in Sachen Sport aktuell wieder groß. Wer allerdings einfach drauf los trainiert, riskiert Unfälle und Verletzungen. Professor Dr. Sven Ostermeier, leitender Orthopäde und Sportmediziner der Gelenk-Klinik Gundelfingen, empfiehlt im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on, die "persönlichen Grenzen nicht einfach zu ignorieren".
Professor Dr. Sven Ostermeier: Verletzungen der empfindlichen Achillessehne machen vielen Sportlern, insbesondere Joggern, das Leben schwer. Die einfache Erklärung: Wenn wir laufen oder springen, wirken enorme Kräfte auf diese Verbindung zwischen Wadenmuskulatur und Fuß - bis hin zum Zehnfachen des eigenen Körpergewichts. Meist deutet ein Knall, ähnlich einem Peitschenhieb, auf eine Verletzung oder einen Riss dieser orthopädischen Schwachstelle hin. Kurze heftige Schmerzen der Achillessehne und anschließende Kraftlosigkeit sind weitere Anzeichen.
Muskelprellungen stehen ebenfalls ganz oben auf der Liste der Sportverletzungen. Sie entstehen häufig durch Schläge oder Aufpralle beim Sport. Beim Fußballspielen sind vielfach Tritte des Gegenspielers der Auslöser für die scherzhaft auch als "Pferdekuss" bezeichnete Prellung. Heftige Schmerzen und deutliche Hämatome, also Blutergüsse, sind typische Symptome. Bei einem Muskelriss ist, wie der Name schon sagt, der Muskel komplett durchtrennt. Symptomatisch sind stechende Schmerzen und ein erkennbar verdickter Muskel sowie Blutergüsse. Meist lässt sich das betroffene Bein nicht mehr bewegen.
Sehr häufig kommt es beim Sport auch zu Verstauchungen am Fuß oder Handgelenk. Durch Umknicken, abrupte Bewegungen oder Stürze werden die natürlichen Bewegungsgrenzen des Gelenkes überschritten und Bänder überdehnt. Oft betroffen sind die besonders strapazierten Sprunggelenke: Schäden an den Außenbändern gehören zu den häufigsten Sportverletzungen überhaupt. Der Grund liegt in der außergewöhnlich hohen Belastung. Kein anderes Gelenk wird so sehr strapaziert.
Kreuzbandverletzungen sind nicht nur bei Fußballspielern gang und gäbe. Auch beim Tennis oder Squash, beim Eishockey oder Skifahren führen sie schnell zum gesundheitlichen Handicap. In manchen Fällen ist das Band komplett gerissen, in anderen sind lediglich die innersten Fasern beschädigt und die äußere Hülle ist nur gedehnt.
Ob Muskelfaserriss oder Verstauchung - als Soforthilfe empfiehlt sich generell die PECH-Regel:
P für "Pause": Nach der Verletzung Arm oder Bein ruhen lassen.
E für "Eis": Eisbeutel oder andere Kühlung vermindern Entzündungsreaktionen und übermäßige Schwellungen.
C für "Compression": Ein elastischer Druckverband verhindert weiteres Einbluten und reduziert Entzündungen und Schwellungen.
H für "Hochlagern": Das verhindert weitere Schwellungen oder Einblutungen.
Treten starke Schmerzen oder andere erhebliche Beschwerden auf, muss umgehend die Notfallambulanz konsultiert werden. Anhand von Ultraschall und gegebenenfalls MRT oder Röntgen zeigt sich, ob nur eine Prellung, ein Bänderriss oder eventuell ein Knochenbruch Ursache der Beschwerden ist und welche Behandlung helfen kann. Wichtig ist die schnelle und fundierte Diagnose. Denn wird ein gefährlicher Bänderriss beispielsweise als harmlose Bänderdehnung eingeschätzt und falsch behandelt, so ist langfristig die Sportfähigkeit des Patienten gefährdet.
Grundsätzlich sollte laut dem Experten zunächst immer eine Pause eingelegt und Belastungen vermieden werden. Das gilt selbst bei einem Muskelkater. Dieser ist zwar schmerzhaft, aber in der Regel ungefährlich - bei entsprechender Schonung. Wieder trainiert werden sollte deshalb frühestens nach zwei schmerzfreien Tagen. Andernfalls drohen ernsthafte Verletzungen und ausgeprägte Muskelfaserrisse.
Um dauerhafte Schäden zu vermeiden, ist bei anhaltenden oder zunehmenden Beschwerden prinzipiell eine ärztliche Klärung erforderlich. Denn was volkstümlich beispielsweise oft als "verstauchter Knöchel" abgetan wird, entpuppt sich in vielen Fällen bei näherer Untersuchung als Bänderruptur oder -riss. Wichtig ist in diesem Fall die schnelle und fundierte Diagnose.