ADHS kennt kein Geschlecht, wird aber allzu oft als Kinderkrankheit gezeigt und mit hyperaktiven und sozial auffälligen Jungs assoziiert. In den letzten Jahren haben aber auch immer mehr Erwachsene die Diagnose bekommen. Gerade bei Frauen kann ADHS dabei oft anders aussehen als bei Männern und Jungen.
Die Abkürzung ADHS steht für Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung. Auf TikTok und co. findet sich Content darüber aber vor allem unter dem #ADHD, der englischen Bezeichnung für ADHS. Es handelt sich bei ADHS um eine Störung, die Teile des Gehirns, die Emotionen, Lernen, Selbstkontrolle und Gedächtnis kontrollieren, betrifft. Das äußert sich oft in den drei Kernsymptomen bzw. Typen von ADHS: Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität.
Die kurze Antwort: Die Mischung aus Stigma, Stereotypen, Sexismus im Gesundheitswesen und alten Studien.
ADHS kennt kein Geschlecht und grundsätzlich kann jede*r geschlechtsunabhängig davon betroffen sein. Den entscheidenden Unterschied macht aber die Auffälligkeit der Symptome: So unterscheidet sich die Erfahrungen, die z. B. Frauen mit ADHS machen oft grundlegend von der, die Männer machen. Im Kindesalter zeigen Jungen z. B. häufiger ein nach außen hin auffälliges Verhalten (mangelnde Impulskontrolle, Aggressivität oder Wut). Das stört dann den Unterricht oder das Miteinander. ADHS fällt also bei männlich sozialisierten Kindern viel leichter auf und kann somit auch viel schneller diagnostiziert werden. Mädchen fallen eher in den unaufmerksamen Typ und neigen aufgrund ihrer Sozialisation dazu, schon früh unbewusst so genannte Coping-Mechanismen (also Bewältigungsstrategien) einzusetzen. Sie fallen durch das Diagnoseraster, weil sich ihre Symptome in weniger auffälligen Dingen wie Tagträumereien, Unaufmerksamkeit und Konzentrationsschwierigkeiten zeigen, die weniger sozial auffällig sind. Das bedeutet aber nicht, dass sie weniger unter den Symptomen leiden.
Schnell Freundschaften schließen können aber Probleme haben, diese aufrechtzuerhalten
Schwierigkeiten, Dinge im Alltag zu organisieren und Routinen zu finden
Motivationsprobleme
Starke emotionale Reaktionen oder emotionale Überforderung
Schwierigkeiten in Gesprächen oder bei Aufgaben aufmerksam zu bleiben
Flüchtigkeitsfehler, Konzentrationsprobleme und Ablenkbarkeit
Hyperfokus (tiefe und lang anhaltende Konzentration auf ein Thema)
Vergesslichkeit bei alltäglichen Dingen
Schwierigkeiten, Aufgaben zu beenden
Disclaimer: Diese Liste stellt nur einen kleinen Ausschnitt dar. ADHS kann sich auf verschiedenste Art und von Person zu Person unterschiedlich zeigen. Es kann auch gut sein, dass du einige der Symptome bei dir beobachtest, ohne tatsächlich ADHS zu haben. Am Ende solltest du dir eine differenzierte Diagnose von Expert*innen holen und dich nicht auf die Selbstdiagnose à la TikTok verlassen. Die kann dir zwar helfen, dich auf die richtige Spur zu bringen und dich connecten, sie ersetzt aber keine professionelle Diagnose.
Lange Zeit galt ADHS als "Kinderkrankheit" und wurde häufig nur bei Kindern und Jugendlichen diagnostiziert. ADHS im Erwachsenenalter ist etwas, das erst seit kurzer Zeit die Aufmerksamkeit bekommt, die es verdient. Viele von ADHS betroffene Erwachsene fühlen sich innerlich ruhelos und getrieben. Frauen, die schon als Kind aufgrund fehlender Anzeichen nicht diagnostiziert wurden, fallen im Erwachsenenalter oft auch durch das Raster und neigen eher dazu, ihre Symptome falsch auf andere Dinge wie z. B. fehlendes Zeitmanagement oder allgemeine Zerstreutheit zu schieben oder sie als Charakterschwäche zu deuten. So wundert es kaum, dass gerade bei erwachsenen Frauen häufiger andere psychische Erkrankungen wie Angstzuständen oder Depressionen zusammen mit ADHS auftreten.
Angelina Boerger schreibt in ihrem Buch "Kirmes im Kopf - Wie ich als Erwachsene heraus fand, dass ich AD(H)S habe" (2023)* über ihre Erfahrungen mit ADHS als Erwachsene.
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