Ob Strand oder Pool - bei vielen Erwachsenen ist das Smartphone mit dabei. Darunter leiden allerdings meist die Kinder. Eine Expertin erklärt, welche Folgen das für Kinder haben kann.
Die ganze Familie reist in den Urlaub oder ist am Wochenende gemeinsam unterwegs und meist sind die Smartphones der Eltern mit dabei. Wenn Erwachsene zwar körperlich anwesend sind, sich aber in Gesellschaft der Kinder mit dem Telefon statt dem Nachwuchs beschäftigen, hat das allerdings Auswirkungen: "Aufmerksamkeit ist ein Grundbedürfnis von Kindern. Sie schenkt ihnen Geborgenheit, Sicherheit und Selbstvertrauen", erklärt Steffen Heil, Vorstandsvorsitzender der Auerbach Stiftung, die sich zum Ziel gesetzt hat, die gesunde digitale Nutzung zu fördern.
Aufmerksamkeit könne über Körperkontakt, über positive Worte und Gesten sowie Augenkontakt geschenkt werden, so Steffen Heil. Sie "erfordert von den Eltern eine gehörige Portion Feingefühl, denn nicht jedes Kind kann seine Bedürfnisse lautstark einfordern". Beschäftigen sich Eltern, in Anwesenheit ihrer Kinder, ununterbrochen mit dem Smartphone, so senden sie diesen eine klare Botschaft, erklärt der Experte: "Das Smartphone ist für meine Mama oder meinen Papa also sehr wichtig. Und ich?" Kinder werden "sehr einfallsreich, wenn es um das Ergattern von Aufmerksamkeit ihrer Eltern geht. Wenn Kinder beispielsweise lernen, dass sie nur dann die ungeteilte Aufmerksamkeit der Eltern erhalten, wenn sie Fehlverhalten an den Tag legen, dann werden sie dieses Verhalten wiederholen. Man kann das Pferd auch von hinten aufzäumen".
Zumindest im Urlaub braucht das Smartphone der Eltern überhaupt keine Aufmerksamkeit, so Heil. "Für das Smartphone macht das keinen Unterschied, ob und wie lange man sich damit beschäftigt. Für die gesunde Entwicklung unserer Kinder schon. Und die Kinder gehen mit einer konkreten Erwartung in den Urlaub, sie wollen mehr intensive Zeit mit Mama und Papa verbringen, das heißt die ungeteilte Aufmerksamkeit. Im Alltag ist das für Eltern natürlich nicht immer ganz einfach. Im Urlaub sollte es gelingen."
"Eltern sollten ihren Kindern das richtige Nutzungsverhalten vorleben - auch schon ihren ganz kleinen Kindern", rät Heil. Relativ einfache Regeln könnten es den Kindern wesentlich leichter machen, mit den neuen Medien maßvoll umzugehen und "helfen zugleich den Eltern, ihr Smartphone bewusster einzusetzen und die kostbare Freizeit zu schützen":
Das Handy beim gemeinsamen Abendessen (prinzipiell beim Essen) ausschalten
nicht mit dem Tablet oder dem Handy vor den Fernseher setzen
handyfreie Zonen in der Wohnung einrichten
einer gesunden Nachtruhe zuliebe sollte das Schlafzimmer auf jeden Fall tabu bleiben
Hausaufgaben sollten ohne Handy erledigt werden
im Straßenverkehr gilt: kein Blick aufs Handy, auch nicht an der roten Ampel
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