Die Menschen setzen sich immer mehr mit ihrer Sexualität auseinander und reden darüber – und das ist auch gut so! Dabei taucht immer häufiger der Begriff „Bi-curious“ auf. Doch was bedeutet es eigentlich, bi-curious zu sein? Und wie merkt man, ob man vielleicht selbst dazugehört? Das sind mögliche Anzeichen und die Bedeutung hinter dem Label bi-curious.
Bi-curious beschreibt Personen, die sich in der Liebe zu beiden Geschlechtern hingezogen fühlen, aber entweder noch keine Erfahrungen in diesem Bereich gesammelt haben oder sich ihrer sexuellen Orientierung nicht ganz sicher sind. Wer bi-curious ist, hinterfragt häufig das eigene Interesse an gleichgeschlechtlichen Beziehungen und will eventuell etwas herumprobieren. Diese Anzeichen können darauf hinweisen, dass du bi-curious bist:
Gedanken über gleichgeschlechtliche Liebe: Du bemerkst, dass du dich zu immer wieder zu Personen des gleichen Geschlechts hingezogen fühlst? Egal ob du emotionales oder körperliches Interesse hast, ein tieferes Interesse an dem Charakter oder eine rein körperliche Anziehung verspürst – das kann ein erstes Anzeichen sein.
Fantasien über gleichgeschlechtliche Begegnungen: Wenn du regelmäßig über intime Momente mit dem gleichen Geschlecht nachdenkst und dir vorstellst, wie es wäre, eine solche Beziehung zu erleben, könnte das ein Hinweis darauf sein, dass du bi-curious bist.
Offenheit gegenüber neuen Erfahrungen: Du bist neugierig und offen, was romantische oder sexuelle Erfahrungen mit dem gleichen Geschlecht betrifft, und möchtest mehr darüber herausfinden, wie es wäre, eine solche Beziehung einzugehen.
Unsicherheiten in der Selbstdefinition: Du hast möglicherweise Schwierigkeiten, dich klar als hetero oder homosexuell zu definieren und fühlst, dass deine Gefühle für verschiedene Geschlechter in keine Schublade passen.
Interesse an LGBTQ+-Themen: Du beschäftigst dich vermehrt mit Inhalten, die LGBTQ+ betreffen, und fühlst dich emotional verbunden oder inspiriert durch die Geschichten von Menschen, die sich ebenfalls nicht klar einer sexuellen Orientierung zuordnen können.
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Auch wenn der Begriff „bi-curious“ vielen Menschen dabei hilft, ihre Sexualität besser einzuordnen, gibt es auch kritische Stimmen, die dieses Label hinterfragen. Sie kritisieren, dass sich hinter bi-curious eine problematische Vorstellung versteckt: Nämlich die Idee, dass man erst bestimmte sexuelle oder romantische Erfahrungen sammeln müsse, um die eigene sexuelle Orientierung zu verifizieren. Sexuelle Erfahrungen werden dann zum „Beweis“ der Orientierung und Vorliebe – dabei brauche es diese Beweise garnicht.
Diese Erwartungshaltung führe, laut Kritikern, bei vielen dazu, das Label „bi-curious“ zu wählen, weil sie das Gefühl haben, sie dürften sich nicht einfach bisexuell nennen, ohne „Beweise“ in Form von Beziehungen oder sexuellen Erlebnissen vorzulegen. Dahinter stecke allerdings nichts anderes als Biphobie – schließlich werde von heterosexuellen Menschen auch nicht verlangt, ihre Orientierung zu rechtfertigen oder durch Erfahrungen zu belegen.
Letztlich sollte jeder Mensch die Freiheit haben, sich selbst zu definieren – unabhängig von Erfahrungen oder äußeren Erwartungen. Wenn du dich als bi-curious identifizierst, dann ist das deine Entscheidung. Es ist ein Teil deines Weges, dich selbst zu erkunden und deine Identität zu finden. Aber genauso ist es in Ordnung, wenn du dich gleich als bisexuell, pansexuell oder einer anderen Orientierung zugehörig fühlst, ohne vorher „Beweise“ sammeln zu müssen. Sexualität ist ein Spektrum, und jede*r hat das Recht, sich darauf frei zu bewegen.
Bin ich glücklich? 15 Fragen, die dir die Antwort geben - und sich jeder stellen sollte