Nachsichtiger mit sich selbst zu sein, ist für viele nicht leicht. Die Body-Positivity-Bewegung hat es zwar gut mit uns gemeint. Doch den eigenen Körper so zu lieben, wie er ist, erzeugt oft noch mehr Druck. Body Acceptance hingegen geht es entspannter an. Den eigenen Körper schön finden zu müssen, darum geht es nicht, sondern jeden Tag jedes Gefühl ihm gegenüber anzunehmen. Im myself-Interview zur "Female Conscious Care & Mind Week" spricht Beauty Director Yvonne Beeg mit drei Frauen über ihren unterschiedlichen Weg zu einem achtsamen Körperbild.
Sinah Diepold (33) Yogalehrerin (@sinahdiepold) und Unternehmerin aus München brachte ihren Körper bis an seine Grenzen, erst dann lernte sie, für ihn da zu sein.
„Als ich mit 15 mit dem Turnen und Tanzen angefangen habe, fiel mir auf, dass mein Po größer und mein Kreuz breiter war als die der anderen Mädchen. Wahrscheinlich fing da schon der Kampf gegen meinen Körper an. Als ich später Sport studierte, trainierte ich extrem. Von frühmorgens bis spätabends forderte ich meinen Körper – bis mich irgendwann ein Bandscheibenvorfall niederstreckte. So musste ich auf schmerzhafte Weise lernen, achtsamer mit mir umzugehen. Immer mehr, immer weiter, immer funktionieren? Trotzdem hatte ich gerade meinen zweiten Bandscheibenvorfall. Mein Verhältnis zu meinem Körper könnte also noch ein bisschen liebevoller sein.“
Charlotte Kuhrt (31) Art-Direktorin (@charlottekuhrt) aus Berlin über die innere Stimme, die man nicht überhören darf.
„Ich habe lange nur Schwarz getragen. Soll ja schlank machen und Problemzonen kaschieren. So habe ich es zumindest gelernt. Doch irgendwann wurde mir klar, dass ich mich und meinen Körper nicht hinter schwarzen Fassaden verstecken will. Stattdessen wollte ich strahlen. Ich liebe Farben. In ihnen fühle ich mich stark. Also musste ich lernen, das Außen auszublenden und mich zu fragen: Wer bin ich in diesem Gewirr von Stimmen, die einem vorschreiben wollen, wie man auszusehen hat? Ich rate allen Menschen, insbesondere denen, die sich wegen ihres Gewichts unwohl fühlen, den eigenen Körper kennen- und verstehen zu lernen. Wenn das nicht hilft? Selfies. Klingt paradox, aber im Spiegel schauen wir immer auf die gleichen Stellen. Machen wir stattdessen Ganzkörperfotos oder -videos, sehen wir uns aus einem neuen Blickwinkel. Auch das kann helfen, ein gesundes Körperbewusstsein zu entwickeln.“
Hannah Müller Hillebrand, 26, Künstlerin (@namastehannah) aus Berlin… und ihr langer Weg, bis sie erkannte, dass man einfach nur sein darf und nichts leisten muss.
„Mein Körper hat schon viel mit mir durchgemacht – von Sportexzessen bis hin zu einer Essstörung. Aber er hat mir die Strapazen verziehen. Dass ich ihn immer noch so bewegen kann, wie ich es möchte, ist nicht selbstverständlich. Das weiß ich heute mehr zu schätzen als damals. Ich liebe es zu tanzen. Es gibt mir so viel Kraft und Lebensfreude. Auch Yoga half mir, mich mit meinem Körper auseinanderzusetzen, ihn verstehen zu lernen. Früher habe ich viel Ballett gemacht. Ein elitärer Sport, geprägt von Perfektion und Leistungsdruck. Beim Yoga geht es nicht um Leistung, sondern darum, eine gute Zeit zu haben. Es ist egal, wie du dabei aussiehst, ob du einen Kopfstand kannst oder nicht. Es gibt keinen guten oder schlechten Yogi, genauso wie es keinen guten oder schlechten Körper gibt. Das ist sehr befreiend.
Protokolle: Yvonne Beeg