Dem Geruchssinn wird eine entscheidende Rolle bei der Partnerwahl zugeschrieben. Nicht nur der Charakter und das Äußere des Partners zählen - sondern auch dessen Geruch. Dr. med. Christine Löber und Hanna Grabbe haben in ihrem Buch "Immer der Nase nach" das Riechorgan unter die Lupe genommen. Im Interview erklärt Christine Löber unter anderem, weshalb Gerüche positive und negative Emotionen auslösen und ob Parfums und Deodorants die Attraktivität steigern können.
Christine Löber: In Untersuchungen wurde festgestellt, dass Frauen eher Partner bevorzugen, deren Immuncode sich möglichst deutlich von ihrem eigenen unterschied. Evolutionsbiologisch ist das natürlich sehr sinnvoll, denn je unterschiedlicher die genetische Ausstattung der Eltern ist, desto gesünder sind die Nachkommen. Menschen, die viele genetische Ähnlichkeiten aufweisen, dürften sich also nicht gut riechen können.
Forschungen zur Partnerwahl finden allerdings immer in recht merkwürdigen Settings statt. Mit dem menschlichen Schweiß wird zum Beispiel in Partnerwahl-Experimenten viel gearbeitet. Wahrscheinlich ist es so, dass eine Mischung aus Schweißaroma, vielleicht ein paar Pheromonen und dem Eigengeruch die Leidenschaft oder die Abneigung beim anderen auslöst.
Doch Hormone können das Riechsystem beeinflussen, das kennen viele Frauen aus der Schwangerschaft. In Hinblick auf die Partnerwahl hat der amerikanische Evolutionsbiologe Geoffrey Miller ein skurril anmutendes Experiment durchgeführt: Eine Forschergruppe untersuchte, ob sich der Zyklus von Tänzerinnen in Stripclubs auf die Höhe des Trinkgelds auswirkte. Im Ergebnis verdienten Frauen, die die Pille nahmen, weniger, und Frauen, die nicht verhüteten, bekamen das meiste Trinkgeld an ihren fruchtbarsten Tagen. Andersherum sollen Männer mit hohen Testosteronspiegeln attraktiver erscheinen. Vollständig erforscht ist das Thema Nase und Partnerwahl nicht, und es bleibt auch spannend.
Löber: Menschen hegen schon seit tausenden von Jahren den Wunsch, sich mithilfe von Düften besser in Szene zu setzen - heute mehr denn je. Angefangen mit Duschgelen, die den Herren versprechen, reihenweise Frauenherzen zu brechen und den Damen ein besseres Körpergefühl und eine sinnliche Aura zu verleihen. In der Parfumwelt wird damit geworben, dass die Tuberose in Verbindung mit Bergamotte nicht nur unwiderstehlich macht, sondern auch noch die Lebenseinstellung der dynamischen, selbstbestimmten Trägerin widerspiegelt.
Der Duft soll der Umwelt also schon einen bestimmten Eindruck von uns vermitteln - aber wirklich verlässliche Studien zur Attraktivitätssteigerung durch Parfums gibt es nicht. Duftvorlieben sind so individuell, dass sich kaum einschätzen lässt, wer wie auf einen bestimmten Duft reagiert. Was auf den einen betörend und sexy wirkt, kann bei jemand anderem Würgereiz auslösen. ... Die Hauptsache ist in erster Linie, dass man sich mit dem Geruch wohlfühlt - dann steigert sich die Attraktivität schon von ganz allein.