In den sozialen Medien erlebt der Begriff "Glass Child" eine Art Revival. Immer mehr Menschen teilen ihre Erfahrungen und erkennen sich in der Definition wieder. Woran du festmachen kannst, dass du ein Glass Child bist, erfährst du hier.
Der Begriff Glass Child ist keine Erkrankung oder Diagnose, er wird eher umgangssprachlich benutzt, um die Schwierigkeiten und Fähigkeiten von Kindern zu beschreiben, die mit chronisch kranken oder behinderten Geschwistern aufwachsen. Konkret geht es darum, dass ein Kind, das in eine solche Familienkonstellation geboren wird, oft übersehen wird – als wäre es durchsichtig. Die Aufmerksamkeit der Eltern richtet sich hauptsächlich auf das bedürftigere Kind, wodurch das Glass Child in den Hintergrund rückt.
Auf einem TED Talk thematisierte die Rednerin Alicia Arena das Phänomen Glass Child und beschreibt Glaskinder als fürsorglich und "darauf konditioniert, keine Probleme zu haben", um den Eltern keine zusätzliche Last zu sein.
Eine psychologische Studie fand heraus, dass Bedürfnisse der gesunden Geschwister unterdrückt würden, weshalb sie Strategien entwickelten, um mit den Umständen umzugehen und sie zu akzeptieren. Dazu gehöre auch, dass diese Kinder neue prosoziale Wege in Form von Fähigkeiten und Rollen fänden, um ihre Bedürfnisse trotzdem zu erfüllen.
Auf TikTok wird der Begriff gewissermaßen abgeschwächt gebraucht. Man muss also nicht zwangsläufig unter exakt solchen Bedingungen aufgewachsen sein. Man kann auch in anderen Familienkonstellationen früh Verantwortung übernehmen und die eigenen Bedürfnisse zurückstellen, um den Eltern keine Last zu sein. Daran erkennst du als Erwachsene*r, dass du ein Glass Child bist:
Beobachte mal dein Verhalten: Stellst du oft die Bedürfnisse anderer vor deine eigenen, sogar in Situationen, wo es nicht notwendig ist? Diese Selbstlosigkeit führt dazu, dass du deine eigenen Wünsche und Ziele vernachlässigst, weil du dich immer auf das Wohl anderer konzentrierst.
Wenn dein inneres Kind ein Glass Child ist, übernimmst du schnell Verantwortung und fühlst dich für das Wohlergehen anderer zuständig. Dadurch drängst du dich selbst in eine Rolle, in der du ständig für andere sorgst, sogar wenn es dich eigentlich anstrengt.
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Wenn es um deine eigenen Bedürfnisse geht, fühlst du dich schuldig? Du findest es egoistisch, wenn du um Hilfe bittest oder eigene Bedürfnisse äußerst? Solche Schuldgefühle sind nicht nur Gift für deine mentale Gesundheit, sie hindern dich auch daran, notwendige Unterstützung zu suchen und deine eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.
Wenn du Konflikte vermeidest, weil du niemanden belasten möchtest, deutet das auf ein Glass Child hin. Es ist nie gesund, konfliktscheu zu sein, wenn man dadurch seine eigenen Meinungen und Gefühle unterdrückt, nur um die Harmonie zu wahren.
Du hast Schwierigkeiten, Unterstützung anzunehmen, weil du es gewohnt bist, alles allein zu bewältigen? Typisch Glaskind! Doch die Unfähigkeit zu akzeptieren, dass man Hilfe braucht, kann zu Isolation und Überlastung führen, weil du immer das Gefühl hast, allein zurechtkommen zu müssen.
Weil du schon sehr früh gelernt hast, für dich selbst zu sorgen, bist du äußerst unabhängig. So eine Unabhängigkeit ist insgesamt extrem positiv, weil du deine Stärken und Fähigkeiten kennst und dich auf dich selbst verlassen kannst. Vergiss aber nicht, dass es manchmal auch schön sein kann, in die Fähigkeiten anderer zu vertrauen und Unterstützung anzunehmen.
Wenn du zu den Menschen gehörst, die selten ihre wahren Gefühle zeigen und sie sogar unterdrücken, kann das etwas mit deiner Vergangenheit zu tun haben. Wenn dir dieses emotionale Zurückhalten Probleme in Hinblick auf Beziehungen und das Erfüllen eigener Bedürfnisse macht, solltest du dich mit deinem Glass Child mal ernsthaft unterhalten.
Wenn du dich in diesen Anzeichen wiedererkennst, gibt es Wege, alte Muster zu durchbrechen und ein gesünderes Selbstverständnis zu entwickeln:
Reflektiere, erkenne und akzeptiere deine Vergangenheit als Glass Child.
Lerne, gesunde Grenzen zu setzen und deine eigenen Bedürfnisse ernst zu nehmen.
Übe, deine Gefühle und Bedürfnisse klar und deutlich zu kommunizieren.
Nimm dir regelmäßig Zeit für dich selbst und tue Dinge, die dir Freude bereiten.
Hole dir Hilfe, um tief verwurzelte Muster zu erkennen und zu verändern.
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