Pinguin-Effekt: Diese Fähigkeit haben emotional intelligente Menschen anderen voraus

Was ist der Pinguin-Effekt?

Als sich Forscher*innen der kalifornischen Universität Berkeley mit der menschlichen Kommunikation beschäftigten, entdeckten sie einen spannenden Effekt, den sie Pinguin-Effekt tauften. Bei dem Phänomen geht es darum, dass Menschen selbst ein einfaches Wort wie „Pinguin“ sehr unterschiedlich verstehen, was zu Missverständnissen in der Kommunikation führen kann.

Auch wenn wir uns alle einig sind, dass ein Pinguin ein „flugunfähiger, aufrecht gehender, im Wasser geschickt schwimmender Vogel v. a. der Antarktis mit flossenähnlichen Flügeln und meist schwarzem, auf dem Bauch weißem Gefieder“ (vgl. Duden) ist, hat diese Definition nichts mit dem zu tun, woran Menschen denken, wenn sie das Wort „Pinguin“ in einem Gespräch verwenden. Denn statt an die Begriffsbestimmung, denken wir an Konzepte, also unzählige Eigenschaften, Ideen, Beispiele und Assoziationen, die uns in den Sinn kommen.

Die Forschungen ergaben, dass schon bei dem vermeintlich eindeutigen Wort „Pinguin“ die Konzepte von Person zu Person erschreckend häufig variieren. Alle sind sich einig über die grundlegende Definition des Pinguins, doch ihre Vorstellungen weichen stark voneinander ab: Während die eine an eine flauschig-pummelige Kreatur denkt, fällt dem anderen ein hochgewachsener, anmutiger Königspinguin ein. Erfahrung, Wissen und Gefühle prägen jede einzelne Vorstellung.

Diese widersprüchlichen Informationen und Konzepte sorgen laut der Forschenden für Missverständnisse in der Kommunikation und sind der Grund, warum es oft zu Streit und Meinungsverschiedenheiten komme. Denn die Menschen seien sich dieser Denk-Unterschiede nicht bewusst und gingen davon aus, dass ihr Gegenüber dieselbe Vorstellung teilt - doch das sei laut dem Pinguin-Effekt nur in 12 Prozent der Fälle gegeben.

Deshalb reden wir also so oft aneinander vorbei? Für die Berkeley-Wissenschaftler*innen ein klarer Fall - und sie empfehlen, sich bewusster darüber zu werden, wie oft wir einander möglicherweise nicht verstehen. Das helfe, auf den gleichen Stand zu kommen, wenn es darauf ankomme. Denn wenn es bei gebräuchlichen Substantiven passiert, wie viel weiter liegen unsere Konzepte bei abstrakten und großen Problemen - wie Ungleichheit, Gerechtigkeit oder Klimawandel - auseinander?

Welche Fähigkeit haben emotional intelligente Menschen anderen voraus?

Für eine funktionierende Kommunikation müssten wir also jedes Mal vorab klären, wie weit unsere Konzepte voneinander abweichen. Das Erstaunliche: Emotional intelligente Menschen machen das automatisch, weshalb die Kommunikation mit ihnen meistens reibungsloser verläuft. Sie verstehen sich und die Gefühle ihrer Mitmenschen besser, hören aufrichtig zu und erkennen ein Missverständnis, bevor es zum Problem wird. Die Fähigkeit emotional intelligenter Menschen liegt darin, dass sie die Perspektiven anderer im Blick haben und sich in sie hineinversetzen können. Das verschafft ihnen einen Vorteil, wenn es darum geht, Missverständnisse zu vermeiden und macht sie zu echten Kommunikations-Expert*innen.

Aber egal, ob emotional intelligent, oder nicht: Kommt es zu einem Missverständnis, kann die Frage „Wie meinst du das genau?“ dabei helfen, den Pinguin-Effekt abzuschwächen, Wertschätzung zu zeigen und ein tieferes Verständnis für sein Gegenüber zu entwickeln. Das heißt nicht, dass man einer Meinung sein muss, es hilft aber, sich besser zu verstehen und die Kommunikation nicht abbrechen zu lassen, sondern konstruktiv fortführen zu können - egal ob es um watschelnde Vögel oder politische Ansichten geht.

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