Herbst/Winter 2025/26

Zwischen Kirche und Berghain: Das waren meine Highlights der Berlin Fashion Week

Zwei Models bei der Show von William Fan im Rahmen der Berlin Fashion Week | © Nicolas Kawohl
Auffällige Make-up-Looks auf dem Runway von William Fan.
© Nicolas Kawohl

Vom 31. Januar bis zum 3. Februar drehte sich in der deutschen Hauptstadt alles um Mode und Trends. Im Rahmen der Berlin Fashion Week präsentierten sowohl renommierte als auch aufstrebende Designer*innen ihre Herbst/Winter-Kollektionen 2025/26. Mein persönliches Fazit:

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Clara Colette Miramon - "Maria hat geholfen"

Diese Saison erstreckte sich die Berlin Fashion Week über ein Wochenende. Das modische Wort zum Sonntag sprach Clara Colette Miramon mit ihrer Kollektion "Maria hat geholfen", die sie passenderweise in der St. Thomas Kirche in Kreuzberg inszenierte. Die sakrale Atmosphäre bildete einen gelungenen Kontrast zu der gezeigten Mode. Im Takt von energiegeladener Elektromusik schritten die Models statt in Priestergewändern in Satinkleidern mit Brustpanzer, Pufferjacken mit flammenden Herzen und drapierten Jeans den Kirchengang entlang. Die Idee: Die Vision einer modernen Mutter auf den Laufsteg zu bringen – sanft und stark zugleich!

© Berlin Fashion Week/Boris Marberg
Foto: Berlin Fashion Week/Boris Marberg

Kitschy Couture - "Valentine's Date"

Wer nicht Clara Colette Miramons Gottesdienst der etwas anderen Art besuchte, verbrachte das Wochenende mit Kitschy Couture im Bett. Abarna Kugathasan und ihr Team verzichteten auf eine große Runway-Show und luden stattdessen zum verfrühten "Valentine’s Date" im intimen Rahmen. Hinter den schweren, dunkelroten Samtvorhängen des Kunstspace "La Bohème Artistique" erwartete die Besucher*innen ein schummriger, mit roten Herzballons dekorierter Raum. In dessen Mitte stand ein Bett, das über und über mit Seidenhöschen und Scrunchies belegt war. Weitere, ebenfalls von der Lingerie inspirierte Kreationen mit Spitze, Rüschen und Strapsen hingen an Schneiderbüsten, über alten Holzstühlen oder an den Wänden mit dem abblätternden Putz und ließen auch bei Nicht-Romantiker*innen die Vorfreude auf den 14. Februar steigen.

© Berlin Fashion Week/Ben Mönks
Foto: Berlin Fashion Week/Ben Mönks

Palmwine Icecream - "Life Moodboard"

Dass ich das Berghain einmal von innen sehen würde, hätte ich noch vor wenigen Tagen für unmöglich gehalten. Schließlich bin ich weder ein Fan von durchgetanzten Nächten, noch höre ich sonderlich gerne Techno-Musik. Als Palmwine Icecream (zu meiner Freude tagsüber) in den legendärsten Club Berlins einlud, konnte aber selbst ich nicht Nein sagen. Und obwohl ich mir in meinem minimalistisch-chicen Outfit leicht deplatziert vorkam, bereute ich meine Entscheidung keine Sekunde – im Gegenteil! Den spärlich ausgeleuchteten, fensterlosen Raum mit den hohen Betonwänden und meterhohen Decken zu betreten, war ein sehr spezielles Gefühl.

"Kneif mich!", dachte sich bestimmt auch Kusi Kubi, dessen Label Palmwine Icecream in dieser spektakulären Location seine Laufsteg-Premiere feierte. Die Debüt-Kollektion "Life Moodboard" spiegelt unterschiedliche Lebens- und Schaffensphasen des ghanaischen Designers wider und ist aus nachhaltigen Materialien wie Raffia, von Hand gefärbtem Upcycling-Leder oder Deadstock entstanden. Besser hätte ein Montag nicht starten können!

Der Berliner Salon

Wer sich für Mode und Kunst interessiert, sollte sich den noch bis zum 23. öffentlich zugänglichen Berliner Salon in der Gemäldegalerie nicht entgehen lassen! Zwischen Kunstwerken von Rembrandt oder Botticelli stellen 50 Nachwuchstalente ihre Designs aus. Oder um es in den Worten von Christiane Arp, der Vorstandsvorsitzenden des Fashion Council Germany, auszudrücken: "Die alten Meister treffen auf neue Talente." Absolut sehenswert!

© Berlin Fashion Week/Franziska Krug
Foto: Berlin Fashion Week/Franziska Krug

William Fan - "Alter Ego"

Auf die Show von William Fan freute ich mich ganz besonders. Zum einen, weil ich seine Mode mag, zum anderen, weil er bekannt dafür ist, sie an außergewöhnlichen Orten zu zeigen. Diesmal fiel die Wahl auf die Berliner Philharmonie. Dort feierte der deutsch-chinesische Designer nicht nur das zehnjährige Bestehen seines gleichnamigen Labels, sondern auch die unterschiedlichen Rollen, die wir im Laufe unseres Lebens einnehmen. Passend dazu wurden ausgewählte Looks von TV-Legenden wie Bruce Darnell präsentiert. Für ebenso viel Begeisterung wie das Laufsteg-Comeback des ehemaligen "Germany’s Next Topmodel"-Juroren sorgte die Jubiläumskollektion "Alter Ego". Sie ist ein Querschnitt aus dem vergangenen Jahrzehnt und ein gelungenes Zusammenspiel zwischen Workwear und Eleganz, zwischen chinesischer Tradition und westlicher Moderne. Zu den Keypieces zählen Denim-Looks mit kunstvollen Cheongsam-Knöpfen, drapierte Schals sowie perlenbestickte Taschen. Den krönenden Abschluss der Show bildete ein 20-minütiges Klavierkonzert im Kammermusiksaal. Magisch!

© Berlin Fashion Week/Diana Pfammatter
Foto: Berlin Fashion Week/Diana Pfammatter

Odeeh - "The Beauty of Creative Chaos"

Normalerweise bleiben die Türen zu den Ateliers für die Öffentlichkeit verschlossen. Otto Drögsler und Jörg Ehrlich, die kreativen Köpfe hinter Odeeh, machten eine Ausnahme und gewährten mit der Stillleben-Installation "The Beauty of Creative Chaos" einen exklusiven Einblick in ihren Designprozess – von der ersten Skizze bis zum fertigen Kleidungsstück. Das Highlight: Den Schneider*innen bei der Arbeit über die Schultern zu schauen und in Anwesenheit der Designer einen ersten Blick auf die kommende Herbst/Winter-Kollektion zu werfen. Diese lebt von Gegensätzen: Schwere Wolle trifft auf leichte Seide, rauer Denim kontrastiert mit weichem Kaschmir und strenges Tailoring wirkt dank funkelnder Elemente sofort verspielter. Das Ziel? Die Freiheit des Kleidens zu zelebrieren.

© Getty Images/Sebastian Reuter
Foto: Getty Images/Sebastian Reuter
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