Die Haut tickt nach ihren eigenen Regeln. Experten wissen, wann Cremes, Peelings und Seren besonders wirksam sind.
Zweimal im Jahr sind weite Teile Europas leicht neben der Spur: Wenn die Uhren auf Sommer- oder Winterzeit umgestellt werden, ist das für den Organismus verwirrend, denn der Körper hat einen festen Tag-Nacht-Rhythmus.
Als Kommandozentrale haben Wissenschaftler zwei stecknadelkopfgroße Zellhaufen im Gehirn ausgemacht: Von dort gehen die Signale für die Bildung bestimmter Hormone, Enzyme und anderer Botenstoffe aus. Wie genau der Organismus das koordiniert, ist Chronobiologen auch nach Jahren intensiver Forschung schleierhaft. Fest steht bisher: Die innere Uhr ist in sogenannten Clock-Genen festgelegt, die auch Hautzellen steuern. Achim Kramer von der Berliner Charité ist sich sicher:
„Die innere Uhr der Haut kann die Wundheilungsprozesse bei medizinischen Eingriffen beeinflussen“
Und Beiersdorf-Experte Jörn Hendrik Reuter ergänzt: „Der Alterungsprozess kann sich beschleunigen, wenn die biologische Uhr der Hautzellen gestört wird.“
Wenn es um die Gesundheit geht, richtet sich die Traditionelle Chinesische Medizin nach der sogenannten Organ-Uhr. Sie ordnet wichtigen Organen bestimmte Zeitfenster zu, in denen sie aktiver als sonst sind. Das gilt auch für Beauty-OPs. In der Zeit zwischen 9 und 11 Uhr produziert die Milz laut TCM viele weiße Blutkörperchen. Der Körper ist besonders widerstandsfähig – gute Voraussetzungen für Behandlungen beim Dermatologen.
Das hat sich die Natur raffiniert ausgedacht: Mit dem Sebum, das die Talgdrüsen produzieren, gelangt Vitamin E aus tieferen Hautschichten an die Oberfläche. Dort wirkt es als Antioxidans gegen freie Radikale, die sich unter UV-Licht bilden und den Zellen an die Substanz gehen – besonders aggressiv sind sie um die Mittagszeit. Da läuft auch die Talgproduktion auf Hochtouren, eigentlich gut so. Es sei denn, man sitzt gerade beim Lunch mit Geschäftspartnern. Erste Hilfe leisten mattierende Blotting Paper. Auf Dauer hilft gegen den überschüssigen Glanz eine klärende Maske, die man am besten mit der passenden Pflege kombiniert.
„Die Ausschüttung von Schmerzbotenstoffen wie Prostaglandinen ist in der Zeit zwischen 15 und 17 Uhr am geringsten“, erklärt Schmerzmediziner Uwe Junker vom Sana-Klinikum Remscheid. „Gleichzeitig ist das Level körpereigener Schmerzlinderer wie Endorphin oder Serotonin in dieser Phase am höchsten.“ Warmwachs-Treatments, Augenbrauen zupfen oder Beine epilieren – egal wo und wie man lästige Härchen entfernt, am späten Nachmittag tut es weniger weh.
Peelings sollte man morgens anwenden, heißt es. Das Argument: Die Haut konnte sich über Nacht regenerieren, ist also früh am Tag in bester Verfassung und weniger empfindlich. Dermatologe Hans-Peter Schoppelrey sieht das anders:
„Die Haut ist morgens tatsächlich robuster, weil sie noch nicht den äußeren Umwelteinflüssen ausgesetzt war. Der Effekt ist aber minimal.“
Besser sei es, das Peeling abends auf die gereinigte Haut aufzutragen. Eventuelle Rötungen könnten über Nacht abklingen.
Wer am Morgen mit prallerem Teint aufwachen möchte, sollte wissen: Zwischen 21 und 3 Uhr läuft der Zellstoffwechsel der Haut auf Hochtouren, Regenerations- und Reparaturprozesse sind in vollem Gange. „Verantwortlich sind Wachstumshormone, die während des Schlafs von der Hirnanhangsdrüse ausgeschüttet werden“, erklärt Dermatologin Marion Runnebaum. Nachtcremes sind auf diese Mechanismen abgestimmt und enthalten unterstützende Wirkstoffe wie Q10, Retinol und andere Vitamin-A-Derivate, die sowohl gegen Falten als auch gegen Akne zum Einsatz kommen und in den späteren Abendstunden besonders gut von der Haut aufgenommen werden.
Schlafmediziner predigen seit Jahren: Weg mit Handy, Tablet oder Fernseher vor dem Zubettgehen. Denn das blaue hochenergetische Licht hemmt die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin. Neuerdings wird diskutiert, ob es auch zu Pigmentstörungen und vorzeitiger Hautalterung führt. Erste Studienergebnisse sprechen dafür, repräsentativ sind sie aber noch nicht. So oder so profitiert der Schönheitsschlaf, wenn man das Equipment abends einfach mal beiseitelegt.
Durch Sonne und Sonnencreme bilden sich vermehrt Fette auf der Haut. Reagieren sie mit der Umgebung, werden besonders viele freie Radikale produziert, das nennt man Lipidperoxidation. Deshalb braucht man Produkte mit potenten Antioxidantien. Nadine Styger von Kanebo rät zu einer Tagespflege mit leichter Textur, UV-Schutz und kühlendem Effekt. Es sei denn, man fährt in den Urlaub: Dann lieber nur Sonnenschutz auftragen, sonst wird es schnell zu reichhaltig.
Je niedriger die Temperaturen, desto weniger Talg produziert die Haut, sie wird trocken. „Heizungsluft macht sie noch empfindlicher und beeinträchtigt den Eigenschutz“, sagt Kanebo-Expertin Nadine Styger. Wichtig ist jetzt eine nährende Pflege mit reichhaltiger Textur. Feuchtigkeit allein genügt nicht. Die Haut braucht Hilfe, um die Wirkstoffe zu speichern – die aufgeraute Schuppenschicht der Epidermis schafft das nämlich nicht. Außerdem sollte man das Gesicht jetzt besonders schonend reinigen.
Auch interessant: So wirkt das Wundermittel Milchsäure