Der Wellness-Wahnsinn

Die Erfolgsgeschichte von Rituals

Wellness-Oase statt übervolle Regale! | © Eyecatchme
Wellness-Oase statt übervolle Regale!
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Jede Woche werden zwei neue Shops eröffnet, Rituals ist die am schnellsten wachsende Kosmetikmarke Europas. Was machen die Niederländer richtig?

Inmitten der Großstadt-Hektik wirkt der Rituals-Flagship-Store wie eine Oase der Ruhe. Gedimmtes Licht, holzgetäfelte Wände, softe Musik. Es duftet nach Weißem Lotus und warmem Zedernholz. Eine elegant in Schwarz gekleidete Verkäuferin serviert einen Becher Tee. Das Geschäft mit der Aura eines exotischen Wellness-Tempels bietet nicht einfach nur Seife und Cremes, sondern alles, was die alltägliche Pflegeroutine in ein lust- und stilvolles Gesamterlebnis verwandelt, zum Beispiel Schaumbäder, Duftkerzen, Tee. Zum Sortiment gehören auch Lounge-Mode und sogar Geschirrspülmittel. Jedes einzelne der rund 400 Produkte ist von einem fernöstlichen Ritual inspiriert, der japanischen Kirschblüten-Zeremonie, dem orientalischen Hammam-Reinigungsbrauch oder der uralten Tradition des indischen Ayurveda. Und nicht nur das: Trotz der hohen Qualität, für die Rituals steht – keine Parabene, kein Mikroplastik, viele natürliche Inhaltsstoffe – sind die Preise erstaunlich günstig. 

Shop-Eröffnung. | © Eyecatchme
Shop-Eröffnung des weltweit größten Rituals Stores in Köln. 
Foto: Eyecatchme

Der Marke ist mit dem Mix aus Body- und Home-Care ein Coup gelungen, von dem andere Beauty-Unternehmen nur träumen können. Rituals ist derzeit die am schnellsten wachsende Kosmetikkette Europas. 618 Läden stehen bisher in den Hauptgeschäftsstraßen und Shoppingmalls von 27 Ländern, jede Woche werden irgendwo zwei neue Stores eröffnet. Auch sonst begegnet man den Produkten immer öfter: in vier Urban-Spas, auf 120 Kreuzfahrtschiffen, in über 1500 Hotels weltweit.

Es ist ja nicht so, als herrsche Ebbe in unseren Kosmetikregalen – im Gegenteil, der Markt ist hart umkämpft. Doch wie es aussieht, hat das Unternehmen einen Nerv getroffen. Was also macht Rituals so erfolgreich? Um diese Frage zu beantworten, muss man einige Jahre zurückgehen. Damals suchte Raymond Cloosterman, der beim Lebensmittelgiganten Unilever Karriere gemacht hatte, nach neuen Herausforderungen. Der Niederländer brach zu einer Weltreise auf, sprach mit Gurus, Trendforschern und Anthropologen.

Raymond Cloosterman, Rituals-Gründer. | © Eyecatchme
Raymond Cloosterman gründete 2000 Rituals Cosmetics. 
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Zurück kehrte er mit einer Idee, die dem Zeitgeist weit voraus war: „Mir wurde klar, wie sehr wir alle auf Autopilot leben. Vor lauter Stress haben wir verlernt, die kleinen Dinge des Lebens wertzuschätzen“, erzählt der charismatische Niederländer. Dem wollte er Abhilfe schaffen – mit einer neuen Lifestyle-Brand. „Ich weiß, es klingt paradox, aber ich wollte luxuriöse und trotzdem erschwingliche Produkte entwickeln, die dabei helfen, sich kleine Auszeiten zu nehmen“, sagt Raymond Cloosterman. Im Untergeschoss eines kleinen Kanalhauses in Amsterdam machte er sich daran, seine Vision Wirklichkeit werden zu lassen. Begriffe wie Entschleunigung und Achtsamkeit waren damals längst nicht so populär wie heute.

Die ersten Jahre waren schwierig, aber Raymond Cloosterman hielt durch. 2005 begann das Unternehmen schwarze Zahlen zu schreiben. Besonders in Deutschland und Schweden käme das Konzept bis heute gut an, das seien eben Länder mit einer ausgeprägten Wellness-Kultur. Aber eigentlich will der vierfache Vater die ganze Welt erobern. Läden in Brasilien und den USA gibt es schon. Das nächste große Thema? „Nachhaltigkeit“, kommt es wie aus der Pistole geschossen. Schon jetzt gibt es Refills, die Produktion ist weitgehend CO2-neutral, und Geschenksets werden nicht extra verpackt, um Papier zu sparen.

Auch optisch ein echtes Highlight - die neue "Amsterdam Kollektion" von Rituals - in exklusiver Partnerschaft mit dem niederländischen Rijksmuseum. | © Rituals
Auch optisch ein echtes Highlight - die neue "Amsterdam Kollektion" von Rituals - in exklusiver Partnerschaft mit dem niederländischen Rijksmuseum.
Foto: Rituals

Neu im Portfolio: Die „Amsterdam Kollektion“, die in exklusiver Partnerschaft mit dem Rijksmuseum in Amsterdam entstanden ist. Inspiriert von der spannenden Handelszeit des 17. Jahrhunderts, wo Luxusgüter aus dem fernen Osten erstmals in Amsterdam verfügbar waren - und von der weltberühmten blauen Delft-Vase, die im Rijksmuseum zu bewundern ist - ist die neue Kollektion entstanden, die ausschließlich online erhältlich ist. Hier treffen exotische und warme Noten von schwarzem Pfeffer und Sandelholz auf einen runden, harmonischen Tulpenakkord. Japanische Yuzu verleiht der Komposition eine frische Kopfnote. Der luxuriöse Duft erinnert an das Jahrhundert, in dem die Niederländer aufregend exotische Schätze aus dem fernen Osten nach Hause brachten.test

 

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