Welche Impfungen für wen besonders wichtig sind und was zu tun ist, wenn der Impfpass verloren geht: Das sollte man zum wichtigen Thema Impfen wissen!
Am besten bei dem Arzt anrufen, der die letzte Impfung vorgenommen hat: Mit etwas Glück kann der den Impfstatus rekonstruieren. Klappt das nicht, gibt es zwei weitere Möglichkeiten: „Entweder überprüft man das Blut auf die Konzentration bestimmter Antikörper“, sagt Thomas Schmitz, Kinderarzt an der Berliner Charité. Oder man führt eine Grundimmunisierung durch – wie bei einer ungeimpften Person. Marianne Röbl-Mathieu, Mitglied der Ständigen Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts meint, Sorgen vor möglichen Doppel-Impfungen sind unbegründet. Ihre Kommission hat mittlerweile eine App (Stiko@rki) entwickelt, die einen Impfkalender, individuelle Check-Funktionen und aktuelle Infos anbietet.t
Unbedingt! Jungen und Mädchen können durch zwei Impfungen in der Jugend ein Leben lang vor Humanen Papillomviren (HPV) geschützt werden. Und damit nicht nur vor Genitalwarzen, sondern auch vor Tumoren. Vor allem das Risiko für Gebärmutterhalskrebs sinkt so deutlich. Obwohl Männer davon nicht betroffen sind, ist die Impfung auch für sie sinnvoll,
weil sie andere infizieren können. Der ideale Zeitpunkt liegt zwischen dem neunten und 14. Lebensjahr – also vor dem ersten sexuellen Kontakt.
US-Forschern der Emory Universität in Atlanta gelang es schon vor zwei Jahren, 100 Personen mit einem Pflaster gegen Grippe zu immunisieren. Mediziner tüfteln daran, Vakzine über die Haut in den Körper zu schleusen – zum Beispiel mithilfe von Nanopartikeln oder hauchfeinen Mikronadeln. Solche sogenannten transdermalen Verfahren wären vor allem für Entwicklungsländer eine Riesenchance, da Pflaster leichter zu transportieren und zu lagern sind. Schon in den nächsten fünf Jahren könnte es so weit sein, schätzt Professor Claus-Michael Lehr vom Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung in Saarbrücken. Allerdings warnt Lehr davor, nötige Impfungen bis dahin zu verschieben.
Eigentlich wollte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Masern bis 2020 ausrotten. Daraus wird leider nichts. Gerade in den Industrieländern durchkreuzen Impfgegner und -schluderer den Plan der WHO. Was dazu führt, dass sich Masern aktuell sogar wieder ausbreiten. Das soll sich durch ein neues Masernschutzgesetz ändern: Ab kommenden März will Gesundheitsminister Jens Spahn Impfungen für Schul- und Kindergartenkinder, aber auch für Lehrer, Erzieher, Ärzte und Pflegekräfte vorschreiben. Wer die Immunisierung nicht nachweisen kann, dem droht ein Bußgeld von bis zu 2500 Euro. So will Spahn den sogenannten Herdenschutz erreichen, der dafür sorgt, dass auch Personen geschützt sind, die (noch) nicht geimpft sind – Säuglinge beispielsweise oder Menschen mit Immunschwäche. „Herdenschutz gibt es erst bei einer Impfquote ab 95 Prozent“, sagt Schmitz. Wer gegen Masern immunisiert ist, schützt also nicht nur sich selbst, sondern auch andere.
Aktuell gibt es in Deutschland 161 Risikogebiete, in denen besonders
viele Zecken mit Viren infiziert sind, die Frühsommer-Meningoenzepha-
litis (FSME) auslösen können. Da die Krankheit Gehirn, Hirnhäute und
Rückenmark schädigen kann, wird eine Schutzimpfung empfohlen. Wenn Sie sich nicht in den Risikogebieten aufhalten, ist die Impfung unnötig. Unverzichtbar ist sie aber vor Reisen in Länder mit hohem Risiko.
Wenn man schon mal Windpocken hatte – ja. Denn die Viren nisten sich in die Nervenzellen ein und überdauern manchmal jahrzehntelang, bevor sie wieder aktiv werden. „Sobald das Immunsystem schwächelt, können die Viren einen schmerzhaften Ausschlag und Nervenentzündungen verursachen“, sagt Impfexperte Thomas Schmitz. Man empfiehlt allerdings, sich erst ab 60 impfen zu lassen. Wer ein schwaches Immunsystem oder chronische Krankheiten hat, kann das natürlich auch früher machen. Praktisch: Die Impfung ist nur einmal nötig und kann zusammen mit der Grippeimpfung gespritzt werden.
Für Menschen mit geschwächtem Immunsystem – also Ältere oder chronisch Kranke, auch Schwangere – lautet die Antwort: ja. Die Impfkommission empfiehlt sie außerdem für Menschen über 60 und für Kinder und Jugendliche mit Herz- und Lungenkrankheiten. Grundsätzlich kann sich jeder dagegen impfen lassen. Mit einer normalen Erkältung hat die echte Grippe nichts zu tun, es handelt sich um eine schwerwiegende Erkrankung, die gefährliche Komplikationen verursachen kann. Allerdings muss die Impfung jährlich aufgefrischt werden, weil die cleveren Viren sich ständig verändern.
Es ist das Lieblingsargument der Impfgegner. Dabei ist es für unser Immunsystem überhaupt kein Problem, sich gegen mehrere Erreger gleichzeitig zu wappnen. Im Gegenteil: Kombinationsimpfungen reduzieren die Anzahl der Arztbesuche und der nötigen Spritzen. Es gibt auch nicht mehr Nebenwirkungen als bei einer Einzelimpfung. „Würde man alle empfohlenen Impfungen einzeln geben, bekäme ein Baby allein in den ersten zwei Lebensjahren mehr als 30 Spritzen“, sagt Expertin Röbl-Mathieu.
Unser Immunsystem verfügt über ein Gedächtnis. Es merkt sich Erreger, mit denen es Kontakt hatte, damit es bei einer erneuten Infektion blitzschnell reagieren kann. Je intensiver die Auseinandersetzung mit einem Erreger, umso stärker die Erinnerung. „Lebendimpfstoffe, wie bei Masern, Mumps, Röteln und Windpocken, hinterlassen einen lebenslangen Schutz“, erklärt Röbl-Mathieu. Der Schutz gegen Masern und Röteln hält wahrscheinlich sogar ein Leben lang. Andere Impfungen müssen dagegen regelmäßig aufgefrischt werden – Diphtherie, Keuchhusten oder Tetanus etwa alle zehn Jahre.
Nach dem Spritzen kann es zu Schmerzen und Schwellungen an der Einstichstelle kommen. Auch erhöhte Temperatur, Abgeschlagenheit, Kopf- und Muskelschmerzen sind normal – aber harmlos. Ernsthafte Reaktionen sind extrem selten. „Wir sprechen hier von einzelnen Fällen bei vielen Millionen Impfungen jährlich“, sagt Schmitz. Impfgegner stellen hingegen häufig einen Zusammenhang zwischen Immunisierung und Krankheiten wie Diabetes, Autismus und Multiple Sklerose her. Mittlerweile konnte das Robert-Koch-Institut diese Vorwürfe widerlegen.