Amalgam raus, Knirschbremse rein? In teure Cerec-Kronen investieren oder auf reine Kassenleistung setzen? Wir liefern die Antworten auf alle Fragen, die ihr eurem Zahnarzt schon immer stellen wolltet.
„Ohne Not, also bei intakter Füllung, rate ich niemandem dazu“, sagt die Darmstädter Zahnärztin Dr. Birgit Plötscher. Denn beim Entfernen des Amalgams entstehen giftige Quecksilberdämpfe, die über die Lunge in den Körper gelangen. Um das zu vermeiden, kann der Zahnarzt die Mundhöhle mit einem Latextuch auskleiden und den Zahn isoliert behandeln. Eine Atemmaske mit Sauerstoff verhindert das Einatmen der Dämpfe. Leider übernimmt die Kasse dafür nicht die Kosten. „Prinzipiell ist Amalgam ein akzeptables, lang haltbares Füllungsmaterial“, meint Dr. Plötscher. Ist die Füllung allerdings schadhaft, muss sie ausgewechselt werden. „Wen das Amalgam aber nur aus ästhetischen Gründen stört, der muss sich schon selbst entscheiden, ob er es entfernen lassen möchte“, so die Expertin für ästhetische Zahnheilkunde.
Ja, das kann vorkommen: „Manche Arzneimittel, die auf den Stoffwechsel einwirken, verringern den Speichelfluss oder verändern seine Zusammensetzung“, weiß Dr. Antje Köster-Schmidt, die eine Zahnarztpraxis in Wiesbaden hat. Dazu zählen unter anderem Antidepressiva, Betablocker oder Medikamente bei Allergien. Weniger Speichel führt dazu, dass auch dessen zahnreinigende Spülwirkung fehlt. Verändert sich die Speichelzusammensetzung, kann der pH-Wert im Mund zu sauer werden und damit das Kariesrisiko erheblich steigen. Die beste Gegenstrategie: sechs bis acht Gläser Wasser über den Tag verteilt trinken und säurebildende Nahrungsmittel wie Süßigkeiten reduzieren, da sie den Zahnschmelz angreifen können.
„Prophylaktisch muss das sicher nicht sein“, meint Dr. Birgit Plötscher. „Schließlich fällt bei jedem Röntgen eine Strahlenbelastung an.“ Bewährt hat sich aber das moderne 3-D-Röntgen, auch Digitale Volumentomografie (DVT) genannt, in den letzten Jahren, etwa beim Planen von Implantaten. Dabei werden dreidimensionale hochauflösende Bilder vom entsprechenden Kieferbereich angefertigt. „Man sieht dabei präzise, welches Knochenangebot vorhanden ist und wo die Nerven verlaufen“, so die Expertin. „Wir nutzen die Methode auch vor kniffligen Operationen, die nah am Nerv stattfinden, etwa Weisheitszahnentfernungen oder Wurzelbehandlungen.“ In Verbindung mit Computerdesign lassen sich durch die DVT-Technik passgenaue OP-Schablonen anfertigen. Allerdings müssen Patienten momentan die Kosten, die im Durchschnitt bei 150 bis 300 Euro liegen, selbst tragen.
„Die feuchte Zahnbürste in Natron zu tupfen und die Zähne damit vorsichtig abzubürsten, unterstützt tatsächlich die Mundhygiene“, bestätigt Dr. Köster-Schmidt. „Natron, eigentlich Natriumbikarbonat, erhöht nämlich den pH-Wert im Mund und wirkt so der Säurebildung entgegen. Bei der Pulverstrahlbehandlung zur Zahnreinigung verwenden wir in der Praxis ebenfalls ein Pulver mit Bikarbonat“, so die Prophylaxe-Expertin aus Wiesbaden. Vorsicht aber bei Bleichversuchen in Eigenregie! „Wer mit Natron oder Backpulver auf den Zähnen herumschrubbt, kann den Zahnschmelz nachhaltig schädigen“, warnt Dr. Plötscher. „Professionelles Bleichen mit zugelassenen Mitteln ist deutlich schonender und nachhaltiger.“ Auch die desinfizierende Wirkung von Teebaumöl lässt sich gut zu Hause nutzen, etwa durch Mundspülungen. Dafür genügt ein Tropfen auf ein ganzes Glas Wasser.
Oft weisen scheinbar harmlose Blutungen auf Parodontitis hin, eine durch Bakterien verursachte Entzündung des Zahnbetts. „Bleibt sie unbehandelt, kann das langfristig zum Knochenabbau und zu lockeren Zähnen führen“, warnt Dr. Köster-Schmidt. „Außerdem können Bakterien aus dem Mundraum über die Blutgefäße durch den ganzen Körper wandern und in Organen, etwa Herz und Lunge, schwere Infektionen auslösen.“ Deshalb lieber schnell zum Zahnarzt gehen: Er kann mit einer Messsonde die Tiefe der Zahnfleischtaschen ermitteln. Werte von ein bis zwei Millimetern gelten als normal, bei drei bis vier Millimetern wird professionell gereinigt. Und ab einer Tiefe von mehr als vier Millimetern stehen Röntgenaufnahmen und eventuell eine Parodontalbehandlung an. „Aber keine Angst, das bedeutet nicht gleich, dass das Zahnfleisch wie früher aufgeschnitten werden muss“, beruhigt Dr. Köster-Schmidt. Stattdessen setzt man heute auf individuelle Therapien, die nach professioneller Vorreinigung und mikrobiologischer Bestimmung der Keime durch Antibiotika unterstützt werden kann. Raucherinnen haben übrigens je nach täglichem Zigarettenkonsum ein bis zu 15-mal so hohes Risiko für Parodontitis wie Nichtraucherinnen.
„Die Gremien der gesetzlichen Krankenkassen haben bundesweit eine Regelversorgung festgelegt“, berichtet Dr. Köster-Schmidt, die auch Vorstandsmitglied der Landeszahnärztekammer Hessen ist. „Darin ist genau vorgeschrieben, welche Leistungen die Krankenkasse in welcher Höhe bezuschusst. Ein gewisser Eigenanteil fällt demnach immer an.“ Laut Sozialgesetzbuch muss die kassengeförderte Grundversorgung „ausreichend, zweckmäßig und wirtschaftlich“ ausfallen. Heißt konkret: Man muss kauen können, Aussehen und Qualität sind sekundär. Im Bereich der Frontzähne und der kleinen Backenzähne werden auch ästhetische Aspekte berücksichtigt. Hier wird Zahnersatz weiß verblendet und besteht nicht rein aus Metall. Mit hohem Eigenanteil erhält man nicht nur ein optisch besseres, sondern vor allem ein nachhaltiges Ergebnis, das weniger Zahnsubstanz verbraucht.
„Stressbedingte Erkrankungen sind auf dem Vormarsch, und nächtliches Zähneknirschen zum Stressabbau kommt tatsächlich häufiger vor als früher“, beobachtet Zahnärztin Plötscher. Deshalb übernehmen auch immer mehr Krankenkassen die anfallenden Kosten. „Schlägt Ihr Zahnarzt eine Schiene vor, können Sie kaum etwas falsch machen. Es gibt keinerlei Nebenwirkungen“, so die Expertin. Im besten Fall gewöhnt man sich schnell ans Tragen, entspannt dadurch langfristig die Kiefergelenke und schützt die Zähne vor Abnutzung. Oft verschwinden auch ungeklärte Kopf- und Nackenschmerzen wieder. Einziges Problem: Manche privaten Zusatzversicherungen schließen diverse Leistungen aus, wenn Bruxismus (Knirschen) diagnostiziert ist.
Zahnrestaurationen müssen heute nicht mehr von Hand im Modell hergestellt werden. „Mit der Cerec-Methode entsteht ein dreidimensionales Computermodell, das über Schleifmaschinen passgenau gefräst wird“, erklärt Dr. Plötscher. Eine Kamera erstellt eine optische Abformung des betreffenden Zahnes und überträgt die Daten in den Rechner. „In nur einer Sitzung machen wir die Aufnahme, lassen Krone oder Inlays herstellen und setzen sie direkt ein.“ Man erspart sich also ein wackliges Provisorium und mehrere Termine samt Betäubungsspritzen. Mit 500 bis 1000 Euro liegen die Kosten über der günstigen Variante der Regelversorgung, einer Metallkrone mit Kunststoffteilverblendung (um 350 Euro).
Eine Wunderpaste, die tiefe Karieslöcher stopft und so den Bohrer erspart, hat leider noch niemand erfunden. Aber: Bisher enthielt Zahnpasta in der Regel Amin- oder Zinnfluorid, das erwiesenermaßen einen Schutz gegen Karies bietet. Neuer sind Zahncremes mit dem hochdosierten Wirkstoff Hydroxylapatit (wie zum Beispiel in „Karex“ von Dr. Wolff), ein Mineral, aus dem auch die natürliche Zahnstruktur aufgebaut ist. Eine aktuelle klinische Studie unter Leitung des Würzburger Professors Dr. med. dent. Ulrich Schlagenhauf hat gezeigt, dass Hydroxylapatit und Fluorid gleichermaßen als Kariesprophylaxe wirken. „Zusätzlich scheinen Cremes mit Hydroxylapatit minimale Anfangsdefekte am Zahn auszugleichen, da die Minerale in pulverisierter Form in den Zahn eingelagert werden“, erklärt Dr. Plötscher. „Im Labor funktioniert das schon bestens, bei der Zahnpflege sollte man sich allerdings nicht allein auf die mögliche Reparaturwirkung verlassen.“