Im Gespräch mit der Beauty-Bloggerin

Hanna Schumi im Interview: „Niemand braucht zeitgleich drei Shampoos im Bad“

Hanna Schumi ist das Gesicht der „Female Conscious Beauty Week“ auf myself. Außerdem ist sie Beauty Podcasterin, Beauty Editor und Skinfluencerin. 2012 schrieb die 36-Jährige ihren ersten Blogbeitrag und begeistert seitdem unzählige Menschen mit ihren Herzensthemen - eines davon ist nachhaltige Kosmetik. Im myself-Interview verrät Hanna Schumi, was Nachhaltigkeit in der Beauty-Branche für sie bedeutet und was sie sich für die Zukunft wünscht. Außerdem gibt sie praktische Tipps für alle, die ihren Badezimmerschrank nachhaltiger gestalten wollen und auf der Suche nach neuen grünen Brands sind. 

Hanna Schumi über Nachhaltigkeit & Naturkosmetik

Was bedeutet Nachhaltigkeit für dich? 

In meinem Job ist Nachhaltigkeit eine andere als bei den Konsument*innen da draußen. Ich teste sehr viel und habe mehr im Badezimmer stehen als der Durchschnitt. Nachhaltigkeit in puncto Beauty bedeutet für mich zum einen, von allem nicht drei Stück besitzen zu müssen. Zum anderen bedeutet es, sich über Inhaltsstoffe, Verpackung und Produktion zu informieren und zu schauen, welche Philosophie Brands verfolgen.

Welche Rolle spielen Siegel und Zertifikate in diesem Zusammenhang für dich? Kann man sich wirklich daran orientieren?

Siegel und Zertifikate können eine Orientierung sein, beispielsweise wenn man von Recycling spricht. Den grünen Punkt haben alle Verpackungen, die wieder verwertet werden können. Es ist etwas tricky: Nicht jedes kleine Label kann sich Auszeichnungen wie das NATRUE Siegel leisten. Wenn eine Brand angibt, dass sie vegan sind, kann man sich darauf verlassen. Nur weil kein Siegel drauf ist, bedeutet es aber nicht, dass es nicht vertrauenswürdig ist – es ist oft eine Kostenfrage, gerade für kleine Unternehmen. Das ist nicht ideal und ich wünsche mir, dass hier in Zukunft noch einiges passiert.

Wo liegen für dich die Vorteile von Naturkosmetik? 

Ein heikles Thema. Manchmal habe ich das Gefühl, es spaltet die Lager. Ich sitze aber in beiden und mag auch beide Arten. Naturkosmetik bietet auf den ersten Blick „Ruhe im Karton“, aber überall da, wo viel Natur drinsteckt, bietet es auch ein großes Allergiepotential. Mit meiner unreinen Haut hat mir Naturkosmetik nicht geholfen und ich habe herausgefunden, dass ich ätherische Öle nicht vertrage. Aber für meinen Körper liebe ich es und es funktioniert wunderbar! Der Vorteil liegt darin, dass sich Naturkosmetik-Firmen meistens anders mit dem Thema Beauty auseinandersetzen als Firmen von konventioneller Kosmetik.  

Hanna über Minimalismus im Bad: „Man braucht nicht immer Full-Size-Produkte“

Wo sollte man anfangen, wenn man gerne auf nachhaltige Kosmetik umsteigen würde? 

Mein Tipp: In Online-Shops starten, die nur Naturkosmetik anbieten, wie beispielsweise Amazingy, Greenglam, Muse & Heroine, Organic Luxury oder Genuine Selection. Hier entdeckt man viele coole Nischenbrands. Die Teams machen eine fantastische Arbeit und selektieren für die Konsument*innen Brands, Philosophien und Produkte. Es ist mehr Service und Auswahl als in der Drogerie und man findet auch für das persönliche Bedürfnis und den eigenen Hautzustand alles, was man braucht.

Wie vermeidet man unnötigen Müll im Bad?

Mein Motto lautet: So viel wie nötig an Produkten und so wenig wie möglich „drum herum“. Sprich: Wattepads und Wattestäbchen austauschen und eine wiederverwendbare Lösung finden.

„Ich verwende seit einem Jahr waschbare Pads und das funktioniert super. Kein Mensch braucht mehr Wattepads.“

Was rätst du Beauty-Verrückten, die so viele Produkte spannend finden, dass Minimalismus im Bad kaum möglich ist?

Samples anfragen. Man braucht nicht immer Full-Size-Produkte, die man nur zur Hälfte benutzt und dann in den Müll wirft. Außerdem: Nicht horten, nur weil etwas gerade im Sale ist. Niemand braucht zeitgleich drei Shampoos im Bad, egal wie beauty-vernarrt man ist. Meist hat man schon etwas Neues im Auge, bevor man das alte Produkt aufgebraucht hat.

Das beste und nachhaltigste Produkt ist eins, das aufgebraucht wird. Was kann man mit Produkten machen, die man nicht mag, die einem nicht stehen oder die bei der eigenen Haut nicht funktionieren? Wegschmeißen ist ja keine Option.

Das ist schwer zu verhindern, aber Samples anfragen oder Make-up direkt vor Ort im Laden testen, sind die halbe Miete. Die perfekte Foundation-Farbe online zu finden, ist eine Herausforderung. Je besser man über das Produkt informiert ist und ggf. schon getestet hat, desto wahrscheinlicher ist es, dass es aufgebraucht wird. Geschlossene Beauty-Produkte kann man gut spenden, zum Beispiel an Frauenhäuser. Bitte daran denken: Keine halben Flaschen, keine geöffnete oder abgelaufene Kosmetik! Das hat etwas mit Respekt zu tun.

Was müsste deiner Meinung nach passieren, damit mehr Leute anfangen, nachhaltige Kosmetik zu kaufen?

Die Verpackung müsste sich radikal ändern und es müsste weiter über Refill-Systeme nachgedacht werden. Zwar gibt es schon erste Ideen und Umsetzungen, allerdings gestaltet sich das in Sachen Hygiene schwierig. Wie soll man in einer Drogerie, in der hunderte Menschen am Tag einkaufen, eine keimfreie Einfüllung garantieren? Für Gesichtspflege ist es also noch nicht bereit, aber bei Waschmittel und Co. gibt es erste Proto-Systeme. Thierry Mugler hatte vor zig Jahren schon eine Parfüm-Nachfüll-Station, was genial war und ist. In den Köpfen der Menschen muss sich etablieren, dass man nicht immer alles neu besitzen muss. Nicht jedes Mal ein neuer Flacon. Dazu müssten sich, meines Erachtens, Konzerne zusammenschließen: Eine Brand allein krempelt den Markt nicht um.

Oft sind es Nischenmarken, die besonders nachhaltig agieren. Sind dir in letzter Zeit auch tolle Ansätze bei größeren Konzernen aufgefallen?

Es passiert überall etwas und so muss das auch sein. Nur wenn die Big Player auch etwas in diese Richtung tun, setzt sich der gesamte Apparat in Bewegung. Dove oder Yves Rocher sind da sehr aktiv, egal ob in Sachen Packaging, Produktion oder Inhaltsstoffe.

Hanna Schumis Beauty-Favoriten

Dekorative Kosmetik:

  • Kajer Weis – Blush: Desired Glow schenkt sofort einen sonnengeküssten Teint.

  • Gretel – FROH Augenbrauengel: Top Halt und Farbe! Alles, was meine Brauen tagsüber brauchen.

  • Votary – Tinted Lip Gloss: Ultra leicht, ultra schön: Volle Lippen, ohne Kleben!

  • Madara – Concealer: Kaschiert Augenschatten in wenigen Strichen.

Body & Skincare:

  • Weleda – Body Butter: Unschlagbar bei sehr trockenen Beinen.

  • Nuori – Body Balm: Sahnig weich, bester Body Duft aller Zeiten!

  • Fine Deodorant: Bestes Naturkosmetik-Deo auf dem Markt.

  • Kneipp – Lebensfreude Duschgel:  Hebt die Stimmung nachweislich. Kann ich bestätigen!

Skincare

  • Josh Rosebrook – Hydrating Accelerator: DAS Face Mist. Bin bei der fünften Flasche und kann nicht ohne. Bester Feuchtigkeits-Boost!

  • Le Prunier Face Oil: Luxuriöses Gesichtsöl, jeden Cent wert! So wohltuend.

  • Santaverde – Hyaluron Duo Treatment: Purer Aloe Vera Juice kombiniert mit Hyaluron ergibt ein unschlagbares Duo.

  • Tata Harper – Softening Cleanser: Unkomplizierter Cleanser, schafft auch Make-up. Auch für sensible Haut!

  • Nazan Schnapp – Rinse Away Oil Cleanser: Perfekter erster Reinigungs-Step. Bye bye SPF & Make-up!

Mehr Beauty-Updates von Hanna Schumi gibt es auf ihrer Website  www.hannaschumi.com.

 

 

Interview: Martina Fuhri

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