Katrin Bauerfeind hat ein Beziehungsbuch geschrieben. Im Interview mit myself spricht sie über Männer, Humor und Herzen wie Handgranaten.
Frau Bauerfeind, könnten Sie sich in einen Mann verlieben, der keinen Humor hat?
Katrin Bauerfeind: Niemals.
Und was wäre mit einem Mann, der über andere Dinge lacht als Sie?
Katrin Bauerfeind: Auch schwierig. Man weiß doch, wie existenziell einsam man sich fühlt, wenn man einen Bombenwitz gerissen hat, und der andere schaut einen auf diese sonderbare Art an, dass klar ist: Okay, das hat er jetzt nicht verstanden. Humor stellt eine Verbindung her, bei der für ein paar Sekunden zwei Herzen im gleichen Takt schlagen. Passt das nicht zusammen, liegen buchstäblich Welten dazwischen.
Hat Ihnen schlechter Humor schon mal ein Date versaut?
Katrin Bauerfeind: Vor vielen Jahren saß ein gut aussehender, sympathischer Typ in meiner Küche. Aber dann erzählte er diese Geschichte und kam einfach nicht zur Pointe. Er hat geredet und geredet – übrigens extrem langsam, weil er Schwabe war – und seine Story alle paar Sekunden unterbrochen, um schon mal selbst vorzulachen. Ein wieherndes, fast hyperventilierendes Lachen. Mir war klar: Junge, das wird nichts. Never ever.
Sie haben ein Buch über die Liebe geschrieben. Die Geschichten sind mal zärtlich, mal melancholisch, aber immer lustig. Warum eigentlich?
Katrin Bauerfeind: Weil Liebe und Humor zusammengehören. Für mich ist das eine ohne das andere unvorstellbar. Max Frisch hat mal gesagt: „Zu sich selbst kann man nicht Gute Nacht sagen.“ Man braucht ein Gegenüber, damit der Zauber wirken kann. Ich möchte keinen Tag ohne Lachen verbringen, denn Humor macht wirklich alles besser.
Haben Sie ein Beispiel?
Katrin Bauerfeind: Ja. Meine Oma war stark dement – tragisch, aber irgendwie auch lustig, weil sie dauernd komische Sachen angestellt hat. Einmal wollte sie rückwärts aus der Garage fahren, ohne vorher das Tor aufzumachen. Danach rief sich mich an und meinte: „Katrin, das Garagentor ist kaputt. Das warst doch du.“ Ich solle endlich gestehen, es liege ja auf der Hand. Sie war so unkonventionell, und wenn ich nicht die heiteren Seiten ihrer Krankheit wahrgenommen hätte, wäre die Sonne überhaupt nicht mehr aufgegangen. Humor macht große Gefühle wie Trauer oder Liebe erträglich, sonst würde man durchdrehen vor Glück oder Verzweiflung.
Sie schreiben: „Ein Herz ist wie eine entsicherte Handgranate. Die gibt man ja auch nicht einfach irgendwem in die Hand und sagt: ,Hier, von mir für dich! Viel Spaß damit!‘“
Katrin Bauerfeind: Ich gehe extrem vorsichtig mit der Liebe um. „Ich liebe dich“ – das sage ich erst, wenn ich zu 250 Prozent sicher bin. Unsere Zeit geht andererseits inflationär damit um. Unfassbar, was wir bei Facebook und Instagram jeden Tag so alles weglieben. Oder in der Werbung: „Edeka – Wir lieben Lebensmittel.“ „VW – aus Liebe zum Auto.“ Wir sehnen uns nach der wahrhaftigen Liebe und suchen sie so oft an den falschen Orten.
Wem könnten Sie eher Ihr Herz schenken – einem Comedian oder einem Kabarettisten?
Katrin Bauerfeind: Wenn schon, dann einem Late-Night-Talker. Die sind meist komplexer, weil immer der echte Mensch durchscheint. Im besten Fall sind sie wahnsinnig lustig, aber daneben ehrlich, herzlich, böse, also uneindeutig, alles auf einmal und deswegen: faszinierend. Gute Late-Night-Talker finde ich hochgradig attraktiv.
Auch erotisch?
Katrin Bauerfeind: Das eine bedingt das andere.
Macht Humor einen nicht so hübschen Mann attraktiver?
Katrin Bauerfeind: Natürlich, aber das können auch andere Eigenschaften. Wenn ein Typ riesige Ohren hat und dabei ein riesiges Herz, schaut man ihn irgendwann an und denkt: Ach Gott, irgendwie süß, diese Ohren. Mit Humor ist es genauso. Gott sei Dank, sonst hätte man ja nur mit attraktiven Menschen zu tun, und das wäre wirklich langweilig.
Viele Menschen behaupten, dass Sex und Lachen zusammengehören.
Katrin Bauerfeind: Ich denke, es gibt bessere Situationen als Sex, um sich zum Lachen zu verabreden.
Und eine vor sich hin dümpelnde Beziehung? Kann die mit etwas mehr Spaß gerettet werden?
Katrin Bauerfeind: Ja, gemeinsam lachen zu können ist das Beste, was zwei Menschen passieren kann. So abgedroschen, so wahr.
Und wie ist das in Ihrer Beziehung?
Katrin Bauerfeind: Wir haben einen ähnlichen Humor. Oft stehen wir gemeinsam irgendwo, auf einer Feier oder an der Kasse im Supermarkt, und dann passiert was, und es reicht ein Blick, mit dem wir uns sagen können: Jap, ich fand das jetzt genauso komisch wie du!
Jerry Lewis hat gesagt: „Mit Humor kann man Frauen am leichtesten verführen, denn die meisten lachen gern, bevor sie küssen.“
Katrin Bauerfeind: Ich habe mal mit Roger Willemsen für eine Sendung Hunderte Kontaktanzeigen analysiert. Uns fiel auf, dass alle Frauen Männer mit Humor suchen, aber so gut wie kein Mann eine Frau mit Humor. Insofern hat Jerry Lewis da wohl recht. Für Frauen ist es anscheinend ein wichtiges Kriterium bei der Partnerwahl, von einem Mann zum Lachen gebracht zu werden.
Finden Sie eigentlich Männer oder Frauen lustiger?
Katrin Bauerfeind: Ich finde Menschen lustig. Es ist ein Klischee, dass Männer lustiger sein sollen als Frauen. Jahrzehntelang sind wir auf männlichen Humor getrimmt worden. In den 60er-Jahren stand in den Etikette-Fibeln noch: „Die Dame halte sich bei Tisch mit der Darbietung von Scherzen zurück.“ Die Sprüche waren für die Herren reserviert. Das hat auch mit Macht zu tun, weil man in dem Moment, in dem man jemanden zum Lachen bringt, durchaus Macht über ihn hat. Aber das Kapitel „Frauen und Humor“ entsteht gerade, da werden noch einige ihr blaues Wunder erleben.
Sie haben mal gesagt, dass Männer witzige Frauen wahrnehmen wie ein veganes Mettbrötchen.
Katrin Bauerfeind: Stimmt. Wenn ich auf der Bühne einen Witz mache, kommen danach auch mal Männer aus dem Publikum zu mir und sagen: „Mensch, Frau Bauerfeind, das war lustig, da musste sogar ich als Mann lachen.“ Ist das nicht amüsant? Die denken immer noch, sie hätten es mit einem Weltwunder zu tun, wenn einer Frau ein Witz gelingt.
Katrin Bauerfeinds Buch „Alles kann, Liebe muss – Geschichten aus der Herzregion“ ist bei S. Fischer erhältlich.
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