Es gibt noch etwas anderes als Powerpoint-Präsentationen und eine gute Performance. Viele Frauen würden gern einen Gang runterschalten, wegen ihrer Kinder oder um mehr Zeit für sich zu haben. Das Arbeiten in Teilzeit ist eine gute Möglichkeit: Das sollte man wissen!
Gesetzlich ist die Sache klar: Teilzeitangestellte dürfen nicht benachteiligt werden, etwa wenn es um Aufstiegsmöglichkeiten, die Bezahlung oder Weiterbildungen geht. Gut zu wissen, könnte bei Verhandlungen wichtig sein.
Es gibt ein Recht auf Teilzeit für alle, die seit mindestens einem halben Jahr in einer Firma mit mehr als 15 Beschäftigten arbeiten. Der Chef kann den Teilzeitwunsch allerdings ablehnen, wenn "betriebliche Gründe" dagegen sprechen, etwa der Arbeitsablauf gefährdet wäre. Wer weniger arbeiten will, muss das spätestens drei Monate vorher sagen. Am besten einen schriftlichen Antrag stellen, in dem man erklärt, wie man seine Zeit einteilen will. Stimmt der Chef zu, darf er nicht einseitig festlegen, wann gearbeitet wird. Nur: Es gibt keinen Anspruch darauf, wieder zur Vollzeit zurückzukehren.
Ein Führungsjob – und das in Teilzeit? Schaffen anscheinend nur Frauen: 25 Prozent der weiblichen Chefs arbeiten nicht Vollzeit. Aber nur zwei Prozent der Männer.
Wer Teilzeit arbeitet, darüber sollte man sich keine Illusionen machen, verdient im Durchschnitt weniger. Der Bruttostundenlohn liegt bei 16,04 Euro gegenüber 20,98 Euro (Vollzeit). Noch deutlicher ist der Abstand bei den Topverdienern. Die Unterschiede haben laut Statistischem Bundesamt mit der Branche zu tun: Teilzeitstellen werden vorwiegend im schlecht bezahlten Dienstleistungsbereich angeboten. Außerdem gibt es nur wenige solcher Jobs in gut dotierten Führungspositionen. Und: Die reduzierte Arbeitszeit und der niedrigere Lohn schlagen bei der Rente doppelt negativ zu Buche.
87 Prozent aller Teilzeitbeschäftigten sind Frauen, die meisten davon zwischen 35 und 54. Doch die Männer holen langsam auf. In den vergangenen zehn Jahren um drei Prozent. Immerhin.
Es gibt immer mehr Teilzeitjobs. Nur noch 71 Prozent der Angestellten arbeiten Vollzeit. Bereits 90 Prozent der deutschen Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern mindestens ein Modell an, das vom gewohnten 8-Stunden-Tag abweicht.
Verkehrte Welt? Je größer die Familie, desto länger bleibt der Mann im Büro. Väter mit drei Kindern arbeiten zwei Stunden mehr pro Woche als ihre kinderlosen Kollegen. Bei Frauen ist es genau umgekehrt: je mehr Kinder, umso kürzer die Arbeitszeit.
Von der Wirtschaftskrise sind Vollzeitbeschäftigte übrigens stärker betroffen als Teilzeitmitarbeiter. Gegenüber dem Vorjahr legte die Teilzeitbeschäftigung zu. Und: Auch wer gerade in Elternzeit ist, darf Teilzeit arbeiten. Bis zu 30 Stunden pro Woche.
Ein internationaler Vergleich der Uni Oldenburg hat gezeigt: Die Länder mit den längsten Arbeitszeiten sind zugleich die mit der geringsten Produktivität (Großbritannien, Griechenland). In Japan gibt es übrigens ein Wort für "Tod durch Überarbeitung": Karoshi
Ein Drittel der Frauen, die nach der Babypause wieder in den Job einsteigen, fühlen sich auf dem Abstellgleis und als Mitarbeiterinnen zweiter Klasse – das ergab eine Studie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. 17 Prozent müssen sich mit einer niedrigeren Position zufriedengeben. Immerhin 11 Prozent gelingt trotzdem ein Karrieresprung. Was man einfach wissen sollte: je kürzer die Unterbrechung, desto größer die Wahrscheinlichkeit, keine Abstriche machen zu müssen.
Wer weniger arbeiten möchte, muss selbst aktiv werden. "Nicht darauf warten, dass der Arbeitgeber die Bedürfnisse erkennt", sagt Coach Claudia Nuber. "Sondern sich klar werden, was man will, und das entsprechend kommunizieren. Wer schlüssig darlegt, wie der Job in 20 Stunden pro Woche erledigt werden kann und warum das Unternehmen davon profitiert, hat gute Chancen." Auch bei Müttern, die wieder zurück in den Job wollen, ist Eigeninitiative gefragt. Bringen Sie sich ins Gespräch und erzählen Sie allen, die Sie kennen, dass Sie wieder auf dem Markt sind. Allerdings braucht man in wirtschaftlich schwierigen Zeiten vor allen Dingen eines: Geduld.
Müttern, die wieder in den Beruf einstiegen möchten, empfiehlt Claudia Nuber, sich selbst zum Business-Fall zu machen: "Nennen Sie es zum Beispiel Projekt Sabine. Das Ziel ist die Rückkehr in den Job. Klären Sie dann für sich: Wie viele Stunden sind realistisch? Wie viel Geld brauche ich? Was will ich im Job erreichen? Wo bringe ich die Kinder unter, wenn sie mal krank sind?"
"Es gibt wichtigere Dinge im Leben, als ständig dessen Geschwindigkeit zu erhöhen."
Mahatma Gandhi
Einige Mütter, die wieder in die Karriere einsteigen möchten, ziehen die Möglichkeit der selbstständigen Arbeit in Betracht. Der große Vorteil: Die Zeit kann freier eingeteilt werden, als im Angestelltenverhältnis. So können Eltern die Arbeitszeit individuell an die Bedürfnisse der Kinder anpassen und sich so mehr Zeit für ihre Kinder nehmen.
Natürlich kommt zur Selbstständigkeit einiges an organisatorischer Arbeit hinzu, die vielen große Ängste bereiten. Glücklicherweise kann eine Buchhaltungssoftware, wie von Lexware oder sevDesk, viel Arbeit ersparen. So bleibt mehr Zeit für die Familie.
Vorsicht, wenn die Chefin wieder mal mit einem eiligen Auftrag kommt! Dann kann aus Teilzeit schnell Vollzeit werden. "Es ist völlig in Ordnung, Nein zu sagen. Erklären Sie: Ich habe einen 20-Stunden-Job, kann das aber bis dann und dann erledigen", rät Job-Coach Claudia Nuber und warnt: "Wer sich wegen unbezahlter Überstunden verheizen lässt, kommt finanziell auf das Niveau einer Putzfrau."
Das typische Teilzeitdilemma: "Es wird erwartet, dass man denselben Einsatz bringt wie Vollzeitkräfte, auch wenn man nur für die halbe Arbeitszeit bezahlt wird. Wenn eine Beförderung ansteht, heißt es: 'Da brauchen wir jemanden, der jeden Tag da ist.'" Lassen Sie sich trotzdem nicht ausbremsen. Bleiben Sie am Ball, liefern Sie frische Ideen – dann haben Sie bei der nächsten Runde gute Karten.
Achtung bei Bewerbungen. "Sagen Sie auf keinen Fall, dass Sie eine Teilzeitstelle suchen. Sie wollen in erster Linie eine Stelle, die Ihrer Qualifikation entspricht. Nur deswegen stellt ein Unternehmen Sie ein", sagt Cornelia Sengpiel vom Job-Portal Profiplaza. Übrigens: Die besten Bewerbungs-Tipps von Headhuntern.
Was aufgrund von Zeitmangel übrigens auch keine Stolperfalle werden darf: Prokrastination.
Wer Teilzeit arbeitet, ist effizienter. Sagt der Journalist Markus Albers. Er selbst fühlte sich als Bürosklave, bis er das Buch "Morgen komm ich später rein" (Campus) schrieb. Darin offenbart er: "Die Firma ist häufig der schlechteste Ort, um zu arbeiten." Unnötige Meetings und die Angewohnheit, sich zu vertrödeln (indem man z.B. die Ablage sortiert, um eine unangenehme Aufgabe auf den nächsten Tag zu verschieben), sind echte Zeitfresser. Wer dagegen vier, fünf Stunden wirklich konzentriert bleibt, schafft sein Pensum. Kein Mensch ist acht Stunden (oder länger) durchgehend produktiv.
"Mir ist es wichtig, Zeit und Energie für mein Privatleben zu haben. Seit zwei Jahren arbeite ich 84 Prozent, jeden zweiten Montag habe ich frei. Ich hatte Angst, man könnte denken, ich sei unmotiviert. Aber es hat mir nicht geschadet, weil mein Chef hinter mir steht", sagt Susanne Jasper, Risiko-Expertin bei einem Münchner Versicherungskonzern.
Die Pionierin: Cornelia Sengpiel gründete vor zwei Jahren in der Nähe von Frankfurt das Portal www.profiplaza.de für -Teilzeitjobs. Da ist es nur konsequent, dass auch ihre eigenen Mitarbeiter flexible Arbeitszeiten haben. "Bei uns ist die Regel, was sonst die Ausnahme ist. Es gibt niemanden, der fünf Tage die Woche im Büro sitzt. Wir nutzen moderne Kommunikationsmittel, haben einen Kalender und Online-Ablagen, worauf alle zugreifen können. Das funktioniert sehr gut."
"In Deutschland herrscht immer noch eine Kultur der Anwesenheit. Als wir in einem Unternehmen Teilarbeit einführten, fragte ein Vorgesetzter: 'Wie überwache ich dann meine Mitarbeiter?'", sagt Christiane Flüter-Hoffmann vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. Dabei sei eine Orientierung am Arbeitsergebnis das bessere Instrument, um Leistung zu kontrollieren.
Christiane Flüter-Hoffmann vom IW Köln hat "Vertrauensarbeitszeit", sprich: Sie entscheidet selbst, wann sie ihre Aufgaben erledigt. Was zählt, ist das Ergebnis, nicht die Anwesenheit. "Jeder Tag sieht bei mir anders aus. Ich kann kommen und gehen, wann ich will, und zwischendurch auch mal was Privates erledigen. Dafür arbeite ich oft auch abends." Das Thema Familienfreundlichkeit würde sich in den Chefetagen immer mehr durchsetzen. "Wir werden bald einen Fachkräftemangel in Deutschland haben. Inzwischen locken die Firmen mit Vereinbarkeit von Job und Familie, um sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren."
Teilzeitkräfte leisten oft mehr als ihre Vollzeitkollegen. Sie sind super organisiert, beweisen, dass sich die Arbeit von acht Stunden auch in fünf erledigen lässt. Job-Coaches raten deshalb, ruhig selbstbewusst aufzutreten.