Ein Kind auf die Welt bringen und einige Stunden später perfekt geschminkt und in High Heels für die Fotografen in die Kamera lächeln wie Herzogin Catherine? Hält Keira Knightley für einen schlechten Scherz. Und äußerte sich nun schonungslos offen über die Wahrheit bei einer Geburt und übt offen Kritik an der Herzogin, die ihrer Meinung nach ein falsches Mutterbild propagiert!
Topmodels stolzieren einige Wochen nach der Geburt top in shape über den Laufsteg und Kate Middleton zeigt sich bereits einige Stunden nach der Geburt ihrer Kinder gestylt und aufgehübscht mit einem Lächeln als stolze Mutter vor den Fotografen. Von den höllischen Schmerzen bei der Geburt, den körperlichen Qualen, die sie gerade durchleben musste - keine Spur! Fatal! Für die Frauen selbst - als auch für das gesellschaftliche Bild von Frauen bzw. Müttern, das Vorbilder wie Kate Middleton zeichnen - und damit enormen Druck auf alle werdenden Mütter und solche, die es noch werden wollen, aufbauen!
Versteck unseren Schmerz, unsere aufgerissenen Körper, unsere leckenden Brüste, unsere tobenden Hormone. Sei schön. Sei stilvoll, zeig dein Schlachtfeld nicht, Kate. Sieben Stunden nach deinem Kampf mit Leben und Tod, sieben Stunden, nachdem dein Körper aufgebrochen ist und blutiges, kreischendes Leben herausgekommen ist. Zeig es nicht. Sag es nicht. Steh dort mit deinem Mädchen, umringt von einem Rudel männlicher Fotografen.
Bringt es Keira Knightley auf den Punkt und nimmt in einem soeben erschienenen Essay mit dem Titel "The Weaker Sex" (Das schwächere Geschlecht) kein Blatt vor den Mund. Schonungslos offen erzählt die Schauspielerin und Feministin über die Geburt ihrer Tochter Edie im Mai 2015. Der sehr persönliche Beitrag, den "Refinery29" in Auszügen veröffentlicht hat, erschien in dem Buch "Feminists Dont Wear Pink (and other lies)" von Scarlett Curtis und beginnt mit folgender Schilderung:
"Meine Vagina ist aufgerissen. Du kamst mit geöffneten Augen raus. Arme in die Luft gerissen. Schreiend. Sie haben dich auf mich gelegt, mit Blut und Fruchtschmiere bedeckt, dein Kopf unförmig vom Geburtskanal. Pulsierend, keuchend, schreiend."
Eine Geburt ist kein Spaziergang. Eine Geburt ist das mitunter Härteste, was eine Frau durchleben kann. Davon erzählt Keira Knightley, die sich schon in der Vergangenheit zu frauenrechtlichen Themen geäußert hat. Sie will das Thema Schwangerschaft und Geburt mit all seinen gesellschaftlichen Tabus und falschen Vorstellungen öffentlich zur Sprache bringen - und damit ein Zeichen für andere Mütter und Frauen setzen, sich nicht wehrlos dem gesellschaftlichen Druck hinzugeben.
"Ich erinnere mich an die Scheiße, das Erbrochene, das Blut, die Stiche. Ich erinnere mich an mein Schlachtfeld."
Und dann fragt Knightley:
"Und ich bin das schwächere Geschlecht?"
Eine Geburt demonstriert die körperliche Stärke einer Frau - gesellschaftlich wird allerdings ein ganz anderes Bild gezeichnet. Über körperliche Veränderungen in der Schwangerschaft wird Stillschweigen bewahrt, über vermeintlich ekelhafte Details bei einer Geburt spricht man nicht und Schwäche ist verpöhnt. Wer ein Kind zur Welt gebracht hat, soll schnellstmöglich wieder zurück in den Job und mit ein bisschen Disziplin sind angeblich auch die Extrakilos ganz schnell wieder runter - sieht man ja bei anderen Frauen wie Kate Middleton oder Heidi Klum. Es braucht nur etwas Disziplin.
Es ist unübersehbar: Das gesellschaftliche Bild einer Mutter ist für viele Frauen mit einem hohen Anspruch verbunden. Mütterlichen Pflichten muss mit einem gütigen Lächeln nachgekommen werden, das Bild der aufopfernden Mutter ist allgegenwärtig - wer sich beklagt oder von der Norm abweicht, ist schnell als Rabenmutter verschrien. Kein Wunder, dass viele Frauen glauben, es könnte was nicht mit ihnen stimmen, wenn sie nach einer Geburt keine ausufernde Glückseligkeit empfinden.
Umso wichtiger, dass sich Frauen wie Keira Knightley, die als Frauen und Mütter in der Öffentlichkeit stehen, für mehr Ehrlichkeit und Offenheit stark machen und sich zu feministischen Themen äußern. Thumbs up!