Wer bei einer Podiumsdiskussion sprechen oder einen Vortrag halten soll, kennt das: hohen Puls, nasse Hände und mehr Ähms als die richtigen Worte. Wie es besser geht, weiß die Mainzer Kommunikationsexpertin Daniela Bublitz.
In ihrem Podcast " Mehr Rock auf der Bühne" gibt Veranstaltungsmoderatorin, Kommunikationsberaterin und Podcast-Host Daniela Bublitz Tipps und animiert Frauen zu mehr solcher Auftritte. Vorarbeit sei das Wichtigste. "Was soll das Publikum mitnehmen? Was will ich erzählen? Wann setze ich Pausen?" gerade Frauen würden sich oft auf die Inhalte konzentrieren, wollten unbedingt ihre Kompetenz zeigen. Ein Fehler. Gute Reden brauchen nämlich Emotionen und Haltung. Den Podcast gibt es hier!
Warum trauen sich so wenig Frauen öffentlich zu sprechen? Und warum sollten sie es unbedingt tun?
Daniela Bublitz: Dass wir Frauen so wenig öffentlich reden hören, hat verschiedene Gründe. Oftmals sind sie nicht in den Führungspositionen, die mit öffentlichen Auftritten verbunden sind. Sie werden nicht als Expertin wahrgenommen und sie werden schlicht nicht angefragt. Weniger Frauen auf öffentlichen Bühnen gleich weniger weibliche Vorbilder. Und je weniger Übung Frauen haben, desto herausfordernder wirkt für sie so ein öffentlicher Auftritt. Wir brauchen mehr weibliche Stimmen in Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Medien. Allein deswegen sollten Frauen den Auftritt suchen.
Wie ist das Verhältnis zwischen Rednern und Rednerinnen? Also gibt es da eventuell Erhebungen zu?
Daniela Bublitz: Die Plattform „50 Prozent“ dokumentiert seit einigen Jahren den Anteil der Rednerinnen und Redner für Konferenzen. Die Zahlen sind ernüchternd. Es gibt nicht wenige Konferenzen, wo ausschließlich, also zu 100 Prozent, Männer sprechen. Weitere Untersuchungen zur Anzahl von Frauen in Talkshows, ihrem Redeanteil im Bundestag, zur Anzahl an Professorinnen, Chefredakteurinnen, ja selbst zu ihrer Präsenz in Filmen zeigen, dass Frauen deutlich unterrepräsentiert sind. Die Liste ließe sich noch weiter fortsetzen…
Wie redet man am überzeugendsten auf der Bühne? Also, wie wird man souverän?
Daniela Bublitz: Souveränität erlange ich durch drei Schritte. Erstens: konzeptionelle Vorarbeit. Was ist meine Botschaft, was soll mein Publikum mitnehmen? Zweitens: Es braucht immer eine Inszenierung. Hier kommt Storytelling ins Spiel, aber auch das bewusste Setzen von Pausen, unterhaltsame Elemente. Und dann kommt der Punkt, der oft unterschätzt wird: Ich muss meinen Auftritt üben, üben, üben!
Wie bekommt man seine Nervosität in den Griff?
Daniela Bublitz: Da hat jede(r) seine eigenen Tricks. Mein persönliches Fundament ist die Vorbereitung. Sie gibt mir Sicherheit. Ansonsten arbeite ich vor Veranstaltungen mit positiven Bildern: Ich will die Bühne rocken! Ich will es genießen, und die Menschen unterhalten. Ein bisschen weniger Druck, dafür mehr Spaß und Leidenschaft!
Wie gewinnt man Publikum, Kunden, Kapitalgeber für sich?
Daniela Bublitz: Indem ich mich vorher in mein Publikum einfühle: Was ist ihm wichtig, welche Bedürfnisse muss ich adressieren? Wie kann ich meine Zuschauer*innen für mich gewinnen? Oftmals sind wir viel zu detailverliebt. Das ist aber eher hinderlich und macht unsicher. Viel erfolgreicher ist es, das große Ganze zu verkaufen!
Wie stylt man sich am authentischsten?
Daniela Bublitz: Für die öffentliche Bühne ist mein persönliches Credo: immer ein bisschen schicker als das Publikum. Dazu erkundige ich mich vor einer Veranstaltung nach dem Dresscode. Und bloß nicht uniformieren! Wir Frauen haben mehr Auswahl bei der Kleidung als Männer. Das sollten wir nutzen und uns mehr trauen: Bei Farbe und Schnitt tut etwas Extravaganz gut. Hier sollte jede schauen, was zum Typ passt. Ganz wichtig finde ich auch, dass die Kleidung gut sitzt und bequem ist. Nichts stresst mehr, als beim Auftritt ständig daran denken zu müssen, dass die Bluse bloß nicht rausrutscht oder der Rock sich verzieht.
Was war der Tipp, den Sie persönlich am besten fanden und auch umsetzen, wenn Sie selbst auf die Bühne gehen?
Daniela Bublitz: Ich halte es wie Rudi Carrell: Man kann nur aus dem Ärmel schütteln, was man vorher hineingetan hat. Von Moderatorinnen, die ich gut finde, habe ich außerdem gelernt, nicht alles so ernst zu nehmen. Mag das Publikum noch so hochkarätig und der Anlass noch so feierlich sein: Wir sind alle „nur“ Menschen. Menschen wollen unterhalten werden, lachen, mitfühlen.
Was kann man genau von guten Rednerinnen lernen?
Daniela Bublitz: Weil uns Frauen immer noch Kompetenz abgesprochen wird, konzentrieren sich viele Rednerinnen in ihrem Vortrag zu sehr auf ihre fachliche Kompetenz. Wirklich gute Reden brauchen aber auch Haltung, Werte, Emotionen und Leidenschaft. Gute Rednerinnen begeistern und reißen mit. Das gilt im Übrigen genauso für Männer.
Gibt es noch einen Tipp, der Ihnen wichtig ist?
Daniela Bublitz: Ja, ganz wichtig ist mir folgende Botschaft: Nach dem Auftritt ist vor dem Auftritt. Gerade Frauen neigen ja dazu, sich selbst sehr stark zu kritisieren. Kleinere Versprecher, vergessene Texte - solche Patzer ärgern einen, andere bemerken sie aber meist gar nicht. Daher: Niemals über Fehler öffentlich sprechen, sondern das nächste Mal besser machen. Und vor allem: Lob annehmen!
Warum haben Sie Ihren Podcast „Mehr Rock auf der Bühne“ ins Leben gerufen?
Daniela Bublitz: Die Idee zu dem Podcast hatte ich, weil mir bei Kongressen, Fachveranstaltungen oder Preisverleihungen nur relativ selten Frauen gegenüberstehen. Mit dem Podcast möchte ich Frauen darin bestärken, ihre berufliche Bühne zu rocken. Ich möchte Mut machen, Tipps geben und vor allem weibliche Vorbilder präsentieren. Daher lautet das Motto: „Let’s get loud, ladies!“