„Die Kinder sollen gestärkt und selbstbewusst ins Leben gehen können, wenn sie bei mir ausziehen“ erzählt SOS-Kinderdorfmutter Barbara Wegener. Erst mit Ende 40 beschloss sie, ihren alten Job als Fremdsprachenkorrespondentin an den Nagel zu hängen und als Quereinsteigerin die Ausbildung zur Erzieherin zu machen. Zu diesem Zeitpunkt waren ihre eigenen Kinder bereits „flügge“, doch sie hatte „noch so viel Energie“, wie sie selbst sagt.
Die Entscheidung traf Frau Wegener als sie als externe Betreuerin bei einer Sommerfreizeit von SOS-Kinderdorf Kinder und Jugendliche nach Italien begleitete: Das Glück in den Augen der Kinder zu sehen, die in ihrem Leben bereits so viel durchgemacht hatten, war für sie so ein besonderer Augenblick, dass sie wusste: „Ich möchte zu SOS-Kinderdorf gehören, als Kinderdorfmutter.“ Heute möchte Barbara Wegener als Kinderdorfmutter und Erzieherin „ihren“ Kindern vor allem das bieten, was sie bei ihren leiblichen Eltern vermisst haben: Einen sicheren Hafen und Menschen, die für sie da sind.
Berufung gesucht? Hier gibt es alle Infos für Quereinsteiger/-innen.
Von den eigenen Eltern geliebt zu werden und geborgen in einem sicheren Zuhause aufzuwachsen, ist für die meisten von uns selbstverständlich. Viele Kinder haben dieses Glück jedoch nicht. Dies zeigen die neusten Zahlen zu Kindeswohlgefährdung und Vernachlässigung in Deutschland. 2020 waren es rund 45.4001 Kinder, die zu ihrem eigenen Schutz aus ihrer Familie genommen werden mussten. Oft haben die Kinder in ihrer Vergangenheit Schlimmes erlebt und kämpfen nun mit emotionalen, sozialen und schulischen Entwicklungsrückständen sowie einem schwach ausgeprägten Selbstwertgefühl. Bei SOS-Kinderdorf beginnen diese Kinder in einem sicheren Umfeld ein neues Leben.
Hier beginnt die Aufgabe einer SOS-Kinderdorfmutter oder eines SOS-Kinderdorfvaters: Sie schenken Zuwendung, geben Sicherheit und fördern die Kinder nach ihrem individuellen Bedarf. Durch die Beständigkeit der familienähnlichen Lebensgemeinschaft mit ihrer Kinderdorfmutter bzw. ihrem Kinderdorfvater entsteht eine vertrauensvolle und tragfähige Bindung; sie ermöglicht den Kindern und Jugendlichen eine positive persönliche Entwicklung.
In der Regel leben sechs Jungen und Mädchen mit ihrer SOS-Kinderdorfmutter oder ihrem SOS-Kinderdorfvater unter einem Dach, die das gemeinsame Familienleben gestalten: Sie sorgen für einen geregelten Tagesablauf, managen den Kontakt zu Ämtern und Behörden, helfen bei den Hausaufgaben, koordinieren Freizeitaktivitäten und spielen mit den Kindern. Als emotionale Bezugsperson begleiten sie ein Kind beim Großwerden – vom Windelwechseln bis zum ersten Liebeskummer sind sie stets an der Seite ihrer Schützlinge, fördern Entwicklungsprozesse und bereiten sie auf ein eigenverantwortliches Leben vor. Diese Beziehung hält oft ein Leben lang, auch wenn die Kinder schon längst erwachsen sind und auf eigenen Beinen stehen.
Sie wollen mehr erfahren? Hier gibt es die wichtigsten Fragen und Antworten rund um den Beruf als SOS-Kinderdorfmutter/-vater.
Bei all diesen Aufgaben sind SOS-Kinderdorfmütter und -väter jedoch nie auf sich allein gestellt, sondern werden tatkräftig von weiteren pädagogischen, psychologischen und hauswirtschaftlichen Kolleginnen und Kollegen unterstützt, die in jeder Kinderdorffamilie mitarbeiten.
SOS-Kinderdorfmutter und -vater zu sein, ist eine abwechslungsreiche und spannende, aber auch sehr anspruchsvolle Aufgabe, die vor allem vier Eigenschaften maßgeblich erfordert:
Einfühlungsvermögen
Organisationstalent
Teamfähigkeit
Belastbarkeit
Wer diese Voraussetzungen erfüllt und sich eine berufliche Aufgabe wünscht, in der Menschen und Beziehungen zählen, kann bei SOS-Kinderdorf schnell seine Berufung finden. Eine bereits fertige Ausbildung zum/r Erzieher/-in ist dafür nicht nötig. Quereinsteiger/-innen machen die berufsbegleitende Ausbildung zum/r Erzieher/-in bei SOS Kinderdorf. In der dreijährigen Ausbildung werden theoretischen Kenntnisse in einer Erzieherfachschule in der Nähe des Kinderdorfs vermittelt, während angehende Kinderdorfmütter und -väter im praktischen Teil der Ausbildung gleich in einer Kinderdorffamilie mitarbeiten.
Wer sich für den Beruf Kinderdorfmutter/ -vater interessiert oder sich direkt bewerben möchte, findet weitere Infos und Kontaktmöglichkeiten unter www.sos-mitarbeit.de/kdm.
SOS-Kinderdorf bietet Kindern in Not ein Zuhause und hilft dabei, die soziale Situation benachteiligter junger Menschen und Familien zu verbessern. In SOS-Kinderdörfern wachsen Kinder, deren leibliche Eltern sich aus verschiedenen Gründen nicht um sie kümmern können, in einem familiären Umfeld auf. Sie erhalten Schutz und Geborgenheit und damit das Rüstzeug für ein gelingendes Leben. In Deutschland helfen in 39 Einrichtungen insgesamt rund 4.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Verein erreicht und unterstützt mit seinen über 800 Angeboten rund 109.500 Menschen in erschwerten Lebenslagen in Deutschland.