Der TikTok-Trend "Women in Male Fields" zeigt satirisch, wie toxische Männlichkeit feministische Netzwerke anregen kann.
TikTok ist längst mehr als nur eine Plattform für Brainrot-Content und Tanztrends. Mit den Jahren hat sich unsere Lieblings-Doomscrolling-Site zu einem Raum entwickelt, in dem feministische Netzwerke wachsen und Wissen diskursiv erweitert und auf unterhaltsame, zugängliche Weise vermittelt wird.
Ein besonders eindrückliches Beispiel ist der Trend unter dem Hashtag "Women in Male Fields", der problematische und stereotype Verhaltensweisen, die vor allem mit heterosexuellen Männern assoziiert werden, ins Rampenlicht rückt. Unter dem Titel teilen (meist) Frauen satirisch ihre Erfahrungen mit toxischen Verhalten ihrer (Ex)-Partner. Untermalt wird das ganze dann musikalisch mit Nicki Minajs "Anaconda".
Ironischer Twist dabei ist, dass die Creator*innen diese Situationen so darstellen, als wären sie selbst es gewesen, die frauenfeindlich und übergriffig gehandelt hätten, sich also "in einem männlichen" Feld aufgehalten hätten.
Was jetzt vielleicht verdreht klingt, wird anschaulicher an einem konkreten Beispiel.
Die deutsche Autorin und TikTokerin Tara-Louise Wittwer (@wastarasagt ) teilt z.B. dieses Video mit dem Text: "Wenn er sich von mir getrennt hat, also habe ich ihn umgebracht, damit ihn keine andere haben kann #womeninmalefields"
So kurz, so krass das Ganze. Hintergrund ist hier die enorme Zahl an Femiziden und anderen Formen von Gewalt gegen Frauen, die vor allem von Partnern ausgeht.
Etwas weniger brutal, aber ebenso anschaulich ist der Post dieser Creatorin (@marla_fritz), die übersetzt schreibt: "Er weinte im Bett, also sagte ich 'Jetzt geht das schon wieder los', drehte mich um und schlief ein." Ein Reminder dafür, wie weibliche Emotionen immer noch abgetan und trivialisiert werden.
In den Kommentaren unter vielen der Posts finden sich vor allem Frauen, die ähnliche Erfahrungen mit ihren Partnern gemacht haben und übergriffige oder emotional manipulative Aussagen wiedererkennen. So schreibt eine Userin: "I don’t know but were we all dating the same guyyyyy 😭😭😭" ("Ich weiß nicht, aber waren wir alle mit dem gleichen Mann zusammen") und eine andere ergänzt eine weitere Aussage als Zitat: "Hä war doch nicht so schlimm, hör auf jetzt."
Dieses kollektive Erkennen stärkt nicht nur das Bewusstsein für übergriffiges oder emotional manipulatives Verhalten, sondern fördert auch feministischen Austausch. So kurzweilig der "Women in Male Fields" Trend auch sein mag, zeigt er doch ein weiteres Mal, wie mit humorvoller Kritik nicht nur aufgeklärt, sondern auch gleichzeitig Community gestärkt und zu solidarisch-feministischen Netzwerken beigetragen werden kann.
Wo FLINTAs sich in cleveren und subversiven Trends eine Plattform für feministische Themen schaffen, braucht es nicht lange, bis sich eine männliche Gegenbewegung formiert: Unter "Men in Female Fields" finden sich bereits dutzende Videos von Männern, die den Spieß umdrehen wollen.
Beispiel: "Ich schreibe mit der halben Stadt, poste aber jeden Tag religiöse Verse, damit jeder denkt, ich sei Wifey-Material".
Slutshaming, emotionale Vernachlässigung und ein angeknackstes männliches Ego: Viele der "Men in Female Fields"-Videos schießen knallharte Eigentore. Und je mehr Videos man sich anschaut, desto höher der Cringe-Faktor.
Was hier "entlarvt" wird, ist nicht die "weibliche Hysterie", wie die Macher meinen, sondern die eigene emotionale Unfähigkeit und Empathielosigkeit. Das Patriarchat versteht einfach keinen Spaß.
Würde es sich nicht um einen Mangel an Selbstreflexion handeln, wären die Videos fast lustig. Denn ohne es zu merken, offenbaren die Männer grundlegende Probleme des Patriarchats, unter denen sowohl sie als auch ihre vermeintlich überempfindlichen Partnerinnen leiden.
Anstatt sich im Spiegel des Trends zu erkennen und Kritik zu reflektieren, reagieren viele Männer mit fehlgeleiteten Statements. Sie verfehlen das eigentliche Anliegen der Macher völlig. Schade.