Zweimal im Jahr das gleiche Spiel: Die Uhren werden vor- bzw. zurückgestellt, die Zeitumstellung auf Winter- bzw. Sommerzeit. Aber wie war das nochmal? Wann werden die Zeiger vor und wann zurückgedreht? Und sollte man die Zeitumstellung nicht einfach komplett abschaffen? Alles über die nächste Umstellung, hilfreiche Eselsbrücken und Diskussionen um eine Abschaffung.
Ende Oktober ist es wieder soweit: Die nächste Zeitumstellung steht an. In der Nacht auf den 29. Oktober werden die Uhren in Deutschland auf Wimterzeit umgestellt. An diesem Datum werden alle Uhren um 3:00 Uhr eine Stunde zurückgestellt. Wir gewinnen also eine Stunde Schlaf. Während man früher nicht vergessen durfte, seinen Wecker umzustellen, erledigen das Smartphones und Computer heutzutage von selbst. Auch bei Funkuhren erfolgt die Umstellung automatisch.
Viele Menschen stehen der Zeitumstellung mit gemischten Gefühlen gegenüber. Besonders im Frühjahr klagen viele über eine Art Minijetlag, wenn ihnen eine Stunde vom Tag genommen wird. Kein Wunder also, dass die Diskussionen um eine Abschaffung seit Jahren nicht abreißen.
Derzeit wird in allen 28 EU-Ländern zweimal jährlich die Zeit umgestellt. Würde es jedoch nach der EU-Kommission und der Mehrheit der Menschen im Land gehen, dann sollte die Zeitumstellung komplett abgeschafft werden.
Im Juli 2018 durften die EU-Bürger online darüber abstimmen, was sie von einer Abschaffung der Zeitumstellung halten. Die Mehrheit von 84 Prozent sprach sich für ein klares Ja aus.
Das EU-Parlament plädierte eigentlich schon für eine Abschaffung der Zeitumstellung in den vergangenen Jahren. Für die tatsächliche Abschaffung müsste allerdings noch ein Kompromiss mit den Mitgliedstaaten erzielt werden. Und das könnte noch für ordentlich Diskussionen sorgen, denn Argumente für oder gegen die Zeitumstellung gibt es viele.
Deutschland, Österreich und Belgien bevorzugen die Sommerzeit. Spanien und Schweden die Winterzeit. Damit besteht die Gefahr eines Zeitzonen-Chaos innerhalb Europas, was man unbedingt vermeiden möchte. Doch Einigung scheint bislang nicht in Sicht. Denn würden die Spanier für eine Beibehaltung der Sommerzeit stimmen, würde die Sonne in Madrid im Winter erst gegen 9.30 Uhr aufgehen. In der schwedischen Hauptstadt Stockholm sogar noch ein wenig später.
Schon jetzt gibt es drei Zeitzonen in der Europäischen Union und eine Abschaffung hätte auch Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Energieversorgung. Dementsprechend werden die Diskussionen und Abwägungen der Vor- und Nachteile vermutlich noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Aufgrund der Corona-Pandemie, dem Ukraine-Krieg und der Lage im Nahen Osten ist das Thema zudem noch mehr in den Hintergrund gerückt. Es bleibt also unklar, ob und wann die Zeitumstellung abgeschafft wird.
Die Meinungen der Wissenschaftler zum Thema Zeitumstellung und Auswirkungen auf den menschlichen Körper gehen auseinander. Grundsätzlich herrscht jedoch Konsens, dass der Wechsel von Sommer- und Winterzeit nicht unbedingt zuträglich (wenn auch nicht schädlich) ist. In der Beibehaltung der Sommerzeit sehen renommierte Forscher wie beispielsweise Till Roenneberg vom Institut für Medizinische Psychologie der Universität München jedoch auch nicht die Lösung. Der Chronobiologe plädiert für die Beibehaltung der Winterzeit (also Normalzeit).
Seiner Meinung nach erhöhe sich mit der Beibehaltung der Sommerzeit die Wahrscheinlichkeit für Diabetes, Depressionen, Lern- und Schlafprobleme. Denn man müsse an deutlich mehr Tagen im Dunklen aufstehen, was besonders auch für Kinder große Nachteile mit sich bringt. Die Forscher und die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) sprechen sich daher für eine dauerhafte Winterzeit aus. Und auch Ingo Fietze von der Berliner Charité hält die Zeitumstellung für Blödsinn, wenn ihm auch größere medizinische Probleme nicht bekannt sind. "Unser ganzer Biorhythmus ist dem Hell-Dunkel-Wechsel angepasst. Künstlich daran zu manipulieren, macht keinen Sinn und das versteht der Körper auch nicht." Das Problem daran: Die wenigsten Deutschen können sich nach diesem natürlichen Rhythmus richten.
Demnach ist die Lösung des Problems vielleicht an ganz anderer Stelle zu suchen. Und anstatt darüber zu diskutieren, ob wir die Uhren nun vor- und zurückstellen sollten, könnten flexiblere Arbeitszeiten Abhilfe schaffen. Feste Arbeitszeiten von 8 bis 17 Uhr sind auch heute noch Gang und Gäbe, obwohl mehr Flexibilität die Produktivität verbessern könnte und die Problematik der Zeitumstellung für viele Menschen damit sogar komplett hinfällig wäre. Vor allem in Zeiten von Home Office gewinnt diese Diskussion nochmal mehr an Bedeutung.
Es ist doch immer dasselbe: Kaum steht die Zeitumstellung auf Winter- oder Sommerzeit an, gehen die Diskussionen los, ob die Uhren nun vor- oder zurückgestellt werden. Dem alljärlich wiederkehrendem Rätselraten kann man mit einfachen Eselsbrücken ein für alle mal ein Ende bereiten.
Im Sommer stellt man die Gartenmöbel vor, im Winter zurück in den Schuppen.
Im Winter fliegen die Vögel zurück in den Süden.
Zeitumstellung funktioniert wie ein Thermometer - im Frühjahr Plus und im Winter Minus.