Frauen sind so individuell wie ihre Bedürfnisse und Prioritäten, die sich im Laufe ihrer fruchtbaren Jahre verändern können: Viele Frauen wechseln mit der Zeit ihre Verhütungsmethode – dabei entscheiden sie sich immer häufiger gegen die hormonelle Verhütung und wählen eine natürliche Verhütungsmethode. Der große Vorteil: Man muss sich keinen künstlichen Hormonen aussetzen, was bedeutet, dass keine Nebenwirkungen wie gedämpfte Stimmung, Migräneattacken oder Libidoprobleme auftreten. Vor allem bei Frauen, die jahrelang mit der Pille verhütet haben, setzt irgendwann ein Unbehagen darüber ein, dass sie ihren Zyklus mehrere Jahre durch hormonelle Präparate unterdrückt haben.
Bei allen natürlichen Verhütungsmethoden werden grundsätzlich die fruchtbaren und unfruchtbaren Tage ermittelt. Eine Frau kann an bis zu sechs Tagen pro Monatszyklus fruchtbar sein: Am Tag ihres Eisprungs und – angesichts der möglichen Überlebensdauer von Spermien im Körper der Frau – an den fünf vorangehenden Tagen.
Viel zu selten wissen Frauen, wie es sich anfühlt, einen normalen Zyklus zu erleben. Daher wird bei vielen der Wunsch, den Körper so wahrnehmen zu können, wie er ist, immer größer. Bei diesen natürlichen Verhütungsmethoden lernen Frauen ihren Körper und Zyklus besser kennen:
Die Temperaturmethode ist eine der am meisten verbreiteten natürlichen Verhütungsmethoden. Bei diesem Verfahren misst die Frau jeden Morgen, vor dem Aufstehen, ihre Körpertemperatur. Sobald regelmäßig gemessen wird, ist eine Temperaturkurve sichtbar. Nach dem Eisprung steigt die Körpertemperatur um wenige zehntel Grad. Ab dem dritten Tag des Temperaturanstiegs bis zur Menstruation liegen die unfruchtbaren Tage.
Der Pearl-Index der Temperaturmethode liegt bei 0,8 bis 3.
Bei dem Pearl-Index handelt sich um die Sicherheit des Verhütungsmittels. Dabei zählt man, wieviele Frauen von 100 über einem Zeitraum von einem Jahr ungewollt schwanger geworden sind. Je niedriger die Zahl, desto höher die Sicherheit. Dabei wird auch zwischen einer typischen und perfekten Verwendung unterschieden. So hat beispielsweise Pille einen Pearl-Index von 0,1 bei perfekter Verwendung und eine Wirksamkeitsrate von "nur" 91 Prozent bei typischer Verwendung.
Während des Zyklus schwanken die ausgeschütteten Hormonmengen, wodurch sich auch der Zervixschleim (Scheidensekret) verändert. Anhand der täglichen Beobachtung des Zervixschleims kann man den eigenen Zyklus verfolgen. So beginnen die fruchtbaren Tage, an denen man auf Verhütungsmittel wie Kondome zurückgegriffen sollte, sobald das Scheidensekret klar wird. Während des Eisprungs wird der Zervixschleim dünnflüssiger, klarer und somit für Spermien durchgängiger.
Der Pearl-Index der Zervixschleim-Methode liegt bei 3 bis 5 und somit nicht sicher genug um allein angewendet zu werden.
Die symptothermale Verhütungsmethode ist eine Kombination aus der Temperatur- und Zervixschleim-Methode. Bei diesem Verfahren muss man täglich nach dem Aufwachen die Körpertemperatur messen und den Zervixschleim kontrollieren. Je länger man diese Methode anwendet, desto geringer wird der Aufwand, da man mit der Zeit eine ausgeprägte Körperwahrnehmung entwickelt.
Viele Anwenderinnen der symptothermalen Verhütungsmethode verwenden die Abkürzung NFP (Natürliche Familienplanung). NFP ist ein Überbegriff für die natürlichen Verhütungsmethoden, die die fruchtbare Phase im Zyklus eingrenzen.
Wird die symptothermale Methode zuverlässig angewendet liegt der Pearl-Index bei 0,4 bis 2,3.
Neben der Temperatur gilt auch der Hormongehalt im Körper einer Frau als deutliches Zeichen für die beginnende fruchtbare Phase. Durch die Messung des Gehalts der Hormone Östrogen und LH-Hormon (Luteinisierende Hormon) lässt sich natürlich verhüten – beide Hormone lassen sich über den Morgenurin nachweisen. Mit Hilfe eines Mini-Computers wird der Urin auf einem Teststäbchen auf Hormone untersucht.
Der Hersteller des Zykluscomputers "Persona", der mit Hormonmessung arbeitet, gibt eine Zuverlässigkeit von 94 Prozent bei typischer Verwendung an – das entspricht einem Pearl-Index von 6.
Natural Cycles ist eine natürliche Verhütungsmethode in Form einer App, die den täglichen Fruchtbarkeitsstatus einer Frau durch Temperaturmessung ermittelt. Die Verhütungs-App wurde 2013 von der ehemaligen CERN-Physikerin Dr. Elina Berglund und ihrem Ehemann Dr. Raoul Scherwitzl, ebenfalls Physiker, gegründet. Im Februar 2017 wurde Natural Cycles als erste App in Europa für die Verwendung als Verhütungsmittel mit dem CE-Kennzeichen versehen.
Dr. Elina Berglund und ihr Team leisten Pionierarbeit in einem Zeitalter, in dem Frauen mit ihrem Körper und ihrer Gesundheit sehr viel bewusster und selbstbestimmter umgehen als jemals zuvor.
„Wir möchten Frauen darin bestärken, selbstbestimmt über ihre Fruchtbarkeit zu entscheiden – ganz gleich, ob zur Vermeidung oder zur Planung einer Schwangerschaft.”
Natural Cycles basiert auf einem Algorithmus, der feinste Muster im Zyklus einer Frau durch die Analyse ihrer Basaltemperatur (die Temperatur, die unmittelbar nach dem Aufwachen und vor dem Aufstehen - nach mindestens sechsstündigem Schlaf - gemessen wird) erkennt, um ihren täglichen Fruchtbarkeitsstatus zu ermitteln. Dafür muss man morgens seine Temperatur mit einem Basalthermometer messen und trägt den Messwert in die App ein. Der Natural Cycles-Algorithmus nutzt die Werte zur Ermittlung des Eisprunges und des täglichen Fruchtbarkeitsstatus: An "grünen" Tagen (nicht fruchtbar) bedarf es keines zusätzlichen Schutzes, an "roten" Tagen (fruchtbar) sollte man hingegen Schutz (z. B. ein Kondom) verwenden oder enthaltsam bleiben, um eine Schwangerschaft zu vermeiden.
Der Algorithmus berücksichtigt bei der Berechnung des Fruchtbarkeitsstatus die Überlebensdauer von Spermien, Abweichungen in der Zykluslänge, den Zeitpunkt des Eisprungs, Temperaturschwankungen sowie die Länge von Follikel- und Lutealphase. Stößt er auf Unregelmäßigkeiten (zum Beispiel ungewöhnlich hohe oder niedrige Temperaturwerte), weist er der Frau als Vorsichtsmaßnahme einen „roten” Tag (Schutz verwenden) zu.
Der Natural Cycles-Algorithmus lernt mit jedem neuen Messwert dazu und passt sich so im Laufe der Zeit dem einzigartigen Zyklusmuster jeder Frau an. Je besser der Algorithmus das individuelle Zyklusmuster einer Frau kennenlernt, desto höher ist die Anzahl "grüner" Tage. Wird die Temperatur nicht regelmäßig gemessen, weist der Algorithmus der Nutzerin eine erhöhte Anzahl "roter" Tage zu.
Die Wirksamkeit von Natural Cycles ist durch klinische Studien belegt worden. In der größten Studie ihrer Art belief sich die Wirksamkeitsrate bei typischer Verwendung auf 93 Prozent und hat somit ein Pearl-Index von 7. Die Wirksamkeit bei typischer Verwendung berücksichtigt alle möglichen Gründe für den Eintritt einer Schwangerschaft während der Nutzung der App: von Fehlern bei der Anwendung (z. B. ungeschützter Sex an einem "roten" Tag) über Versagen des gewählten Verhütungsmittels an einem "roten" Tag bis hin zur falschen Zuweisung eines "grünen" Tages durch die App.
Bei perfekter Verwendung wurde eine Ausfallrate von 1,0 ermittelt, welches bedeutet, dass 1 von 100 Frauen, die die App ein Jahr lang verwenden, schwanger werden könnte. Die resultierende Wirksamkeitsrate bei perfekter Verwendung beträgt also 99 Prozent und 93 Prozent bei typischer Verwendung.
Empfohlen wird die Verhütungs-App für Frauen, die nach einer natürlichen Verhütungsmethode suchen und auch kein Problem damit haben sich an roten Tagen zu schützen (Kondome) sowie morgens ihre Temperatur zu messen. Natural Cycles ist weniger geeignet für Frauen, deren Zyklus weniger als 21 Tage oder länger als 35 Tage dauert. Unter diesen Umständen ist die Ermittlung des fruchtbaren Fensters schwieriger und die Anzahl "roter" Tage in der App erhöht sich.
Sobald die Natural Cycles App über den App Store oder bei Googleplay heruntergeladen wurde, kann man zwischen einem Monats- und Jahresabo wählen. Das Jahresabo enthält ein auf zwei Dezimalstellen genaues Basalthermometer, das man braucht, um Natural Cycles zu benutzen. Es ist empfindlicher als ein normales Fieberthermometer. Wer noch unsicher ist, kann Natural Cycles einen Monat lang kostenlos testen.
Jahresabo inkl. Basalthermometer: 64, 99 Euro (5,42 Euro pro Monat)
Monatsabo: 8,99 Euro pro Monat