Leichte Übelkeit, ein aufgeblähter Bauch und ein unangenehmer Druck in der Magengegend: Nicht nur nach fettigem Junk-Food und großen Portionen macht sich nach dem Essen häufig ein unangenehmes Völlegefühl bemerkbar. Welche Ursachen dahinterstecken – und warum sich niemand für Verdauungsprobleme schämen sollte.
Den meisten ist es am liebsten, wenn sie gar nichts von ihr mitbekommen: Die Rede ist von der Verdauung. Sie sollte im besten Fall möglichst reibungslos und im Verborgenen ablaufen. Verstopfung, Blähungen, Durchfall oder ständiges Völlegefühl? Alles Tabuthemen, über die man weder sprechen noch selbst davon betroffen sein möchte. Habt ihr nach dem Essen allerdings öfter den Eindruck, dass euch ein Stein im Magen liegt, führt früher oder später kein Weg mehr daran vorbei, euch mit Völlegefühl (und vor allem den Gründen dafür) auseinanderzusetzen. Denn meist werden ein dicker, aufgeblähter Bauch und das Druckgefühl in der Magengegend von weiteren Verdauungsbeschwerden wie Aufstoßen, Sodbrennen oder Übelkeit begleitet. Keine angenehme Mischung also. Es ist also höchste Zeit ganz offen darüber zu sprechen!
Wenn Völlegefühl, Blähbauch und andere Verdauungsbschwerden nach so gut wie jeder Mahlzeit auftreten, kann das schnell auf die Psyche schlagen: Viele Betroffene berichten von Selbstzweifeln, sexueller Unlust, depressiven Phasen und ziehen sich schließlich auch im Freundeskreis und der eigenen Beziehung zurück. Dabei ist Völlegefühl in Deutschland weit verbreitet (etwa 30 Prozent sind regelmäßig davon betroffen!) und absolut kein Grund, sich zu schämen. Ganz im Gegenteil: Bei einem Großteil der Menschen, die im Alltag viel sitzen und sich wenig bewegen, tritt Völlegefühl nach dem Essen hin und wieder auf. Warum? Der moderne Lebensstil, der bei klassischen Bürojobs meist viel Sitzen und hastiges, ungesundes Essen einschließt, ist alles andere als förderlich für eine gesunde Verdauung. Da bringt es leider auch nichts, sich gelegentlich ins Fitnessstudio zu schleppen oder am Wochenende eine gesunde Mahlzeit zu kochen. Wegen Völlegefühl Schuldgefühle zu entwickeln oder sogar an sich selbst zu zweifeln, ist aber auch keine Lösung. Stattdessen sollte man sich auf die Suche nach den Auslösern für die wiederkehrenden Verdauungsprobleme machen, bevor die Beschwerden chronisch werden.
Für Magendrücken und einen aufgeblähten Bauch kann es viele Gründe geben – eine schwer verdauliche Mahlzeit genauso wie ernstzunehmende Erkrankungen. Tritt das Völlegefühl nach dem Essen auf, gibt es meist aber eine simple Erklärung dafür: Ihr habt zu viel, zu fettig oder schwer verdauliche Nahrungsmittel wie Kohl, Lauch oder Bohnen gegessen. Tritt das Gefühl, einen Stein im Magen zu haben, vor allem in stressigen Phasen auf, kann der Grund dafür auch sein, dass ihr dem Essen zu wenig Aufmerksamkeit schenkt und die Speisen zu hastig herunterschlingt. Denn wer zu schnell und unregelmäßig isst, überfordert seinen Magen. Außerdem gelangt beim hektischen Hineinstopfen und Herunterschlucken der Nahrung unnötig viel Luft in den Bauch. Oft ist aber auch eine gestörte Darmflora, die beispielsweise als Nebenwirkung bei der Einnahme von Antibiotika oder anderen Medikamenten auftreten kann, der Auslöser für Völlegefühl. Geraten das empfindliche Verdauungssystem und die im Darm lebenden Bakterien aus dem Gleichgewicht, „rächt“ der Körper sich mit Magendrücken, Verstopfung, Blähungen oder Durchfall.
Mehr Informationen zum Theme gibt es in diesem Video:
Je nachdem, in welchem Bereich der Bauch drückt, lässt das Rückschlüsse auf die Ursachen für das Völlegefühl zu. Treten die Beschwerden im Oberbauch oder in der Magengegend auf, ist meist die Ernährung schuld. Äußert sich der Druck im unteren Darmabschnitt gemeinsam mit Verstopfungen, Blähungen und Durchfall, können die Symptome sowohl auf eine Lebensmittelunverträglichkeit als auch auf ein Reizdarmsyndrom hindeuten.
Treten zusätzlich zum Völlegefühl kurz nach dem Essen Übelkeit und Erbrechen auf, deuten die Beschwerden auf eine Magenschleimhautentzündung oder ein Magengeschwür hin. Druck im unteren Magenbereich kann aber auch ein Anzeichen für eine gestörte Magenentleerung sein, zu der es in seltenen Fällen beispielsweise kommt, wenn der Magenausgang durch einen Tumor verschlossen ist. Auch eine Magenlähmung, die häufig bei Diabetikern auftritt, kann für eine verzögerte Magenentleerung und damit für Völlegefühl verantwortlich sein. Durch Stress, ungesunde Ernährung oder eine Schilddrüsenunterfunktion veränderte Darmbewegungen und regelmäßiger Alkohol- oder Nikotinkonsum können ebenfalls Auslöser für das Druckgefühl im Bauch und einen gestörten Stuhlgang sein.
Grundsätzlich gilt: Wenn das Völlegefühl nach dem Essen auftritt und ihr eindeutig zuordnen könnt, dass die XXL-Portion Pasta mit Sahnesoße der Auslöser dafür war, besteht kein Grund zur Sorge. Plagen Magendrücken und Übelkeit euch dagegen regelmäßig und selbst nach kleinen Portionen und leichten Mahlzeiten, solltet ihr die Beschwerden von einem Arzt abklären lassen. Das gilt insbesondere dann, wenn sich Begleiterscheinungen wie Verstopfung, Blut im Stuhl, Fieber, Kreislaufprobleme oder eine plötzliche Gewichtsabnahme bemerkbar machen oder es in eurer Familie bereits Fälle von Magen- oder Darmkrebs gab. Der Hausarzt oder ein spezialisierter Gastroenterologe geht den Ursachen der Verdauungsbeschwerden dann gezielt mit einer Magen- oder Darmspiegelung, dem Check der Blutzucker- und Schilddrüsenwerte oder Tests zu Lebensmittelunverträglichkeiten auf den Grund.
Zunächst einmal: keine unnötige Panik schieben. Und dem unangenehmen Druckgefühl im Bauch mit folgenden Tipps gezielt vorbeugen:
Bewusst und regelmäßig Essen: Vermeidet schweres und fettreiches Essen spät am Abend, esst langsam und kaut gut – das verhindert, dass ihr während des Essens zu viel Luft schluckt, was wiederum Blähungen und Völlegefühl fördert.
Auf den Bauch hören: Versucht herauszufinden, nach welchen Speisen der Magen-Darm-Trakt rebelliert. Ein Ernährungstagebuch kann dabei helfen.
Bewegung nach dem Essen: Klar ist es verlockend, nach einer üppigen Mahlzeit erstmal ein kleines Nickerchen zu machen. Überwindet stattdessen lieber euren inneren Schweinehund und dreht eine kurze Runde um den Block. Das regt die Verdauung an und sorgt dafür, dass es erst gar nicht zu einem dicken Bauch und Völlegefühl kommt. Denselben Effekt haben übrigens auch ein paar Yoga- oder Gymnastikübungen in den eigenen vier Wänden.
Magenfreundlichen Kräutertee aufbrühen: Teemischungen mit Fenchel oder Kümmel tun dem Magen gut und beugen dem aufgeblähten Gefühl nach dem Essen vor. Auch wer bereits Magenbeschwerden hat, profitiert von der entblähenden und krampflösenden Wirkung der natürlichen Helfer. Denselben positiven Effekt auf die Verdauung haben unter anderem auch Kamille, Schafgarbe und Süßholzwurzel.
Viel trinken: Aber bitte Wasser und ungesüßten Früchte- oder Kräutertee, keine Softdrinks oder koffeinhaltigen Getränke. Ausreichend Flüssigkeit ist wichtig für eine gesunde Verdauung – sie hält die Darmfunktion aufrecht, lässt den Stuhlgang aufquellen und erleichtert dem Darm die Arbeit beim Bewegen und Aufspalten des Nahrungsbreis.
Alkohol und Nikotin vermeiden: Dass ein Gläschen Schnaps oder eine Zigarette die Verdauung nach einer üppigen Mahlzeit fördert, ist definitiv ein Mythos. Im Gegenteil: Sowohl Alkohol als auch Nikotin bremsen Magen und Darm aus – und je langsamer die Organe arbeiten, desto länger bleibt das unangenehme Völlegefühl. Deshalb entweder komplett auf Bier, Wein, Spirituosen und Tabakwaren verzichten - oder die Genussmittel nur in Maßen konsumieren.
Zur Linderung von Völlegefühl können beispielsweise pflanzliche Arzneimittel (etwa mit Kümmel- und Pfefferminzöl oder Artischockenextrakt) eingesetzt werden. Darüber hinaus haben sich bei Völlegefühl, das im Rahmen des Reizdarmsyndroms auftritt, auch krampflösende Wirkstoffe bewährt.
Ist der Magen-Darm-Trakt gestresst, kann eine Schüßler-Salze Magen-Darm-Kur Wunder bewirken und für ein gesundes Gleichgewicht sorgen.
Warme Wickel oder eine Wärmflasche auf dem Bauch wirken entkrampfend und entspannen den Verdauungstrakt. Das gilt natürlich auch für Kern- oder Getreidekissen, die sich easy in der Mikrowelle erhitzen lassen.
Die in der distelartigen Pflanze enthaltenen Bitterstoffe unterstützen die Fettverbrennung und mindern das Völlegefühl nach dem Essen.
Die mineralstoffreiche Knolle unterstützt den Körper beim Entgiften, die enthaltenen Antioxidantien und Ballaststoffe stärken die Darmwand.
Milchsäurebakterien unterstützen den Aufbau einer gesunden Darmflora. Empfiehlt sich vor allem nach der Einnahme von Medikamenten und Antibiotika.
Der hohe Ballaststoffgehalt der Dörrfrüchte fördert die Darmgesundheit. Die getrockneten Pflaumen über Nacht in Wasser quellen lassen und morgens ins Müsli geben.
Fenchel, Kümmel, Anis und Pfefferminze wirken entblähend und können bei akuten Verdauungsbeschwerden als Tee getrunken oder vorbeugend als Gewürze beim Kochen verwendet werden.
Die kleinen Körner quellen beim Kontakt mit Flüssigkeit auf und regen somit die Verdauung an. Geschrotete Leinsamen am besten morgens ins Müsli geben.