Neulich bin ich auf Netflix über die Doku "Sweet Bobby" gestolpert, die das Thema Catfishing im Internet spannend und zugleich erschreckend dargestellt hat. Catfishing, also der Betrug mit gefälschten Identitäten, ist kein Einzelfall, sondern betrifft immer mehr Menschen, insbesondere beim Online-Dating. Doch was genau versteht man darunter, wie erkennt man es, und was kann man tun, wenn man selbst Opfer eines Catfish wird?
Beim Catfishing nimmt jemand im Internet eine falsche Identität an, um andere zu täuschen. Dabei erstellen Täter*innen gefälschte Profile im Internet und geben vor, an jemandem interessiert zu sein. Oft gaukeln sie ihren Opfern sogar eine gemeinsame Zukunft vor.
Nach einer Kennenlernphase, die rein digital geschieht, kommt es häufig zu einer dramatischen Wendung: Der "Catfish" gibt vor, dringend Geld zu benötigen. Zu diesem Zeitpunkt ist das Vertrauen des Gegenübers oft schon so weit erschlichen, dass das Opfer tatsächlich an eine Beziehung glaubt – obwohl es die Person noch nie persönlich getroffen hat.
So gibt das Opfer nicht nur emotional, sondern oft auch finanziell nach und schickt im schlimmsten Fall sogar eine hohe Geldsumme an die Person hinter dem gefälschten Profil.
Falls du dich fragst, woher der Begriff "Catfishing" kommt: Er hat seinen Ursprung im Welsfischen. Dabei locken Fischer Welse (englisch: Catfish) mit Tricks und Ködern, um sie zu täuschen und zu fangen. Genau das passiert auch beim Online-Dating: Menschen geben sich als jemand anderes aus, um andere zu täuschen und "anzulocken".
Catfishing zu erkennen, ist nicht immer leicht. Es gibt aber klare Warnsignale, die du im Hinterkopf behalten solltest. Dazu gehören:
Perfektes Profil
Viele Catfishes nutzen gestohlene Bilder von Models oder Influencer*innen, um Vertrauen zu gewinnen, weshalb ihre Fotos immer wie aus einem Hochglanzmagazin oder von einem professionellen Fotografen aussehen. Kombiniert mit einem großartigen Job, vielen Reisen und außergewöhnlichen Hobbys schaffen sie sich ein unrealistisches Profil, das sie besonders interessant erscheinen lassen soll.
Tipp: Nutze am besten eine Bildersuchmaschine wie Google, um herauszufinden, ob die Fotos von anderen Websites oder Social Media Profilen gestohlen wurden.
Kein persönliches Treffen
Damit ihr Betrug nicht auffliegt, vermeiden Catfishes jede Situation, in der sie auf ihre Opfer treffen könnten, sodass persönliche Treffen oder Videoanrufe nie zustande kommen. Es werden immer Ausreden wie persönliche Notfälle, Zeitmangel oder technische Probleme gefunden, um die Opfer hinzuhalten.
Schnelle Bindung
Viele Catfishes betreiben Love Bombing, indem sie ihre Opfer mit Liebesbekundungen und Komplimenten überschütten, um eine emotionale Bindung aufzubauen, die ihnen die Manipulation erleichtert. Übertriebene Zuneigung und vertraute Gespräche nach nur wenigen Nachrichten sind daher immer ein Warnsignal für Catfishing.
Geldforderungen
Besondere Vorsicht ist geboten, wenn plötzlich Geld gefordert wird. Typische Gründe sind dabei immer medizinische Notfälle, Probleme bei der Einreise in ein anderes Land oder finanzielle Engpässe. Oft versuchen Catfishes, ihre Opfer durch Mitleid unter Druck zu setzen. In solchen Fällen ist es wichtig, misstrauisch zu bleiben und keinesfalls Geld zu überweisen.
Catfishing an sich ist in Deutschland nicht explizit strafbar. Strafbar wird es jedoch, wenn:
Betrug vorliegt (§ 263 StGB).
Persönlichkeitsrechte verletzt werden (§ 201a StGB).
Identitätsdiebstahl (§ 269 StGB)
oder Erpressung (§ 253 StGB) erfolgt.
Mögliche rechtliche Schritte:
Opfer können eine Anzeige wegen Betrugs stellen.
Die Nutzung gestohlener Bilder kann zivilrechtliche Konsequenzen haben.
Sich vor Catfishing zu schützen, bedeutet vor allem, online achtsam zu sein und potenzielle Warnsignale rechtzeitig zu erkennen. Mit ein paar einfachen Vorsichtsmaßnahmen kannst du vermeiden, auf falsche Identitäten hereinzufallen.
Überprüfe Fotos
Lade alle Fotos in eine Bildersuchmaschine hoch und überprüfe, ob sie irgendwo anders im Netz auftauchen.
Schlage ein Treffen vor
Bevor du dich auf eine Verbindung einlässt, solltest du dich immer erst mit der Person persönlich treffen – zur Sicherheit an einem öffentlichen Ort. Falls das aufgrund der Distanz nicht möglich ist, bestehe auf einen Videoanruf.
Schütze deine persönlichen Daten
Sei vorsichtig mit dem, was du von dir preisgibst – gerade, wenn du die Person kaum kennst. Informationen wie deine Adresse, dein Arbeitsplatz oder finanzielle Details können von einem Catfish missbraucht werden, um dein Vertrauen zu gewinnen oder dich zu manipulieren.
Überweise niemals Geld
Überweise niemals Geld an jemanden, den du nur aus dem Internet kennst – egal wie dringend oder überzeugend die Bitte auch klingen mag.
Stelle direkte Fragen
Wenn du einen Verdacht hast, stelle gezielte Fragen, die schwer zu beantworten sind, wie z.B. Details zu Ereignissen, die die Person angeblich erlebt haben will.
Wenn du Opfer von Catfishing geworden bist, ist es wichtig, schnell zu handeln und dich zu schützen.
Kontakt abbrechen
Sobald du den Verdacht hast, dass du es mit einem Catfish zu tun hast, solltest du den Kontakt sofort abbrechen. Blockiere die Person auf der Plattform, damit sie dich nicht mehr kontaktieren kann.
Beweise sichern
Mache Screenshots von Chats, Profilen, Bildern und E-Mails, die du mit der verdächtigen Person ausgetauscht hast.
Rechtliche Hilfe holen
In schwerwiegenden Fällen, z.B. wenn du Geld überwiesen hast, solltest du immer rechtliche Hilfe in Anspruch nehmen
Polizei einschalten
Wenn der Catfish nicht locker lässt und dich sogar bedroht, solltest du immer die Polizei einschalten und den Vorfall melden. Vor allem bei finanziellen Verlusten kann dir die Polizei helfen, den Täter zu ermitteln und strafrechtlich zu verfolgen.
Profil melden
Melde das Fake-Profil auf der jeweiligen Plattform. Nutze diese Option, um mögliche Täter zu melden und andere Opfer vor Catfishing zu schützen.
Psychologische Hilfe holen
Zögere nicht, dir psychologische Unterstützung zu suchen, falls der Betrug deine mentale Gesundheit beeinträchtigt.
Hilfe findest du bei Nummer gegen Kummer (116 111). Dort gib es offene Leitungen, die von ausgebildeten erwachsenen Beratenden besetzt sind.
Die Motive für Catfishing sind vielseitig. Besonders beim Online-Dating geht es um finanzielle Absichten, bei denen die Täter*innen gezielt Vertrauen aufbauen, um an Geld, Geschenke oder persönliche Daten des Opfers zu gelangen.
Doch nicht alle, die Catfishing betreiben, sind finanzielle Betrüger. Oft ist der Grund für Catfishing die eigene Unsicherheit der Täter. Sie fühlen sich in ihrem realen Leben unwohl oder sind mit ihrem Aussehen, ihrer sozialen Stellung oder anderen Aspekten ihres Lebens unzufrieden.
Catfishing bietet ihnen die Möglichkeit, sich eine Wunsch-Identität zu schaffen, die widerspiegelt, wie sie gerne wären oder wie sie wahrgenommen werden möchten. In diesen Fällen dient Catfishing weniger dazu, andere zu schädigen, als vielmehr dazu, der eigenen Realität zu entfliehen.
Daneben gibt es aber auch Personen, für die Catfishing ein reines Spiel ist, da sie Freude daran haben, andere zu manipulieren, mit deren Gefühlen zu spielen und einen Kick darin sehen, psychologische Dominanz auszuüben.
Unabhängig von der Motivation bleibt Catfishing oft eine schmerzhafte Erfahrung für die Opfer, die ihrem Vertrauen und ihrer emotionalen Gesundheit nachhaltig schadet.
Catfishing im Internet ist ein ernstes Problem, besonders im Online-Dating. Es ist erschreckend, wie leicht und oft Menschen in die Falle tappen können, wenn sie auf jemanden stoßen, der geschickt mit gefälschten Identitäten und emotionalen Manipulationen spielt. Dokumentationen wie "Sweet Bobby" auf Netflix zeigen eindrucksvoll die Folgen von Catfishing und sensibilisieren für das Thema.
Persönlich habe ich mit Catfishing zum Glück noch nie Erfahrungen machen müssen, kann aber nur empfehlen, immer wachsam zu sein und bei Zweifeln oder Verdachtsmomenten lieber einen Schritt zurückzutreten. Es ist besser, vorsichtig zu sein, als später enttäuscht oder gar betrogen zu werden.
Letztlich ist es entscheidend, sich daran zu erinnern, dass Online-Identitäten nie die gleiche Vertrauenswürdigkeit haben wie reale Beziehungen – und dass echte Verbindungen Zeit und Transparenz erfordern.
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