Ist eine Beziehung noch frisch, kann man meist nicht die Finger voneinander lassen. In Langzeitbeziehungen lodert das Feuer der Leidenschaft dann häufig nur noch auf Sparflamme. Die Lust auf Sex lässt nach und der gemütliche Fernsehabend auf der Couch scheint plötzlich die viel verführerischere Alternative zu sein. Doch woher kommt die Lustlosigkeit? Und warum fällt es so schwer, offen darüber zu sprechen? #GesundOhneTabus
Es betrifft mehr Paare als man meinen würde: sexuelle Unlust, die vor allem in Langzeitbeziehungen zum Problem werden kann. Viele scheuen sich. offen über das Thema zu sprechen. Häufig aus Angst den Partner vor den Kopf zu stoßen. Fatal, denn im offenen Umgang und Austausch liegt die Lösung des Problems. Brechen wir mit dem Tabu - und gehen der Lustlosigkeit auf den Grund!
Von wegen Männer wollen immer und Frauen haben keine Lust - ein Klischee, das längst widerlegt ist, denn auch Männer haben im Laufe einer Beziehung immer wieder mit sexueller Unlust zu kämpfen. Wir sitzen also im gleichen Boot. Zudem sagt eine Abnahme des sexuellen Verlangens nichts über die Qualität der Partnerschaft aus. Auch in glücklichen und stabilen Beziehungen kann es immer mal wieder zu lustlosen Phasen kommen. Das ist noch längst kein Grund zur Panik. Und auch Scham ist völlig fehl am Platz: Denn nur wer über das Problem spricht, kann es an der Wurzel packen. Es wird also höchste Zeit mit dem Tabu zu brechen!
Grundsätzlich gilt: Ist die sexuelle Lustlosigkeit vorübergehend, dann liegen die Ursachen dafür häufig im direkten Umfeld. Zieht sich die Unlust über Wochen oder gar Monate, könnten auch körperliche, psychische oder emotionale Gründe die Ursache sein. Wer sich professionelle Hilfe wünscht, sollte sich an den behandelnden Gynäkologen, Hausarzt oder einen entsprechend ausgebildeten Sexualtherapeuten wenden.
Der Verlust der Libido hat viele Gesichter und die Ursachen dafür sind so vielfältig wie die Menschen, die damit zu kämpfen haben. Häufige Auslöser für Lustlosigkeit sind:
Stress: der Libido-Killer schlechthin. Job, Kinder, Partnerschaft, Haushalt und soziale Kontakte: Wer nie runterkommt und ständig unter Strom steht, hat am Abend verständlicherweise keine Lust mehr auf Sex.
Hormonelles Ungleichgewicht / Mangel an männlichen Hormonen: z.B. durch die Einnahme der Pille, in den Wechseljahren oder nach einer Schwangerschaft
Alkohol, Drogen und Medikamente (z. B. Blutdrucksenker, Beruhigungsmittel, Neuroleptika oder Antidepressiva)
Mangelndes Selbstbewusstsein und schlechtes Körpergefühl: Fühlt man sich unwohl im eigenen Körper, fällt es schwer körperliche Nähe zuzulassen. Manchmal ist das ungute Gefühl auch körperlichen Beschwerden (z.B. Blähbauch oder Verstopfung) geschuldet.
Krankheiten und Schmerzen beim Sex: Selten hat sexuelle Unlust bei Frauen organische Ursachen. Dennoch können einige Erkrankungen des Unterleibes das sexuelle Empfinden beeinträchtigen und zum Beispiel Schmerzen beim Verkehr auslösen. Auch Diabetes, Nierenerkrankungen, Herzkrankheiten, neurologische Erkrankungen oder Depressionen können zu einem Nachlassen der Libido führen.
Psychische und emotionale Faktoren: sich selbst unter Druck setzen aus Angst "nicht gut im Bett zu sein", Unstimmigkeiten in der Beziehung oder das Gefühl nicht allem (Kinder, Partner, Job und Alltag) gerecht zu werden.
Noch mehr Tipps und Informationen zum Thema Libido und sexuelle Unlust gibt es in diesem Video:
Egal, welche Gründe der Auslöser sind: Der erste Schritt sollte immer das ehrliche Gespräch miteinander sein. Auch wenn der Partner nicht der Grund für die sexuelle Unlust ist, so hilft es ihm, die aktuelle Situation besser zu verstehen und die Gründe nicht bei sich selbst zu suchen. Fühlt man sich beispielsweise nach einer Schwangerschaft gestresst und hat neben Beruf, Familie und Haushalt nur wenig Zeit für sich selbst, bleibt die Lust oft auf der Strecke. Ein klärendes Gespräch ist hier der erste Schritt zur Besserung.
Gegen den Libidoverlust gibt es leider kein Patentrezept. In jedem Fall empfehlenswert sind jedoch:
Entspannungstechniken (z.B. Meditation oder Yoga) und bewusste Auszeiten
Sport und Bewegung im Alltag
Gegebenenfalls eine Ernährungsumstellung
Das vermindert Stress, sorgt für gute Laune und ein besseres Körpergefühl. Alles wichtige Faktoren für sexuelle Lust, denn die beginnt im Kopf - und Stress und Anspannung sind für die Libido nunmal Gift! Empfehlenswert sind alle Sportarten, die Spaß bereiten: Yoga, Pilates, Zumba oder einfach spazieren gehen - wer sich bewegt, schüttet Endorphine aus, das bringt häufig auch die Lust auf Sex zurück. Besonders zu empfehlen ist außerdem Beckenbodentraining, das für ein intensiveres Lustempfinden beim Sex sorgen kann.
Auch die richtige Ernährung kann der Libido auf die Sprünge helfen. Ginkgo Biloba kann wie ein Liebeselexier wirken, Austern, Wassermelone, dunkle Schokolade oder Kakao, Spargel, Avocado, Kürbiskerne, scharfer Chilipfeffer, Feigen und frischer Knoblauch sind ebenfalls natürliche Aphrodisiaka. Verzichten sollte man dagegen auf zu viel Zucker, Weißmehlprodukte, kohlensäurehaltige Getränke sowie fettiges Fastfood und stark verarbeitete Speisen.
Wer die Lustlosigkeit auf Selbstzweifel und mangelndes Selbstbewusstsein zurückführt, sollte sich gezielt Auszeiten nur für sich selbst nehmen. Sich die eigenen Stärken vor Augen zu führen, dem Körper etwas Gutes tun und sich selbst lieben zu lernen, sind erste wichtige Schritte, um wieder mehr zu sich zu finden. Denn nur wer sich selbst liebt, kann auch Liebe annehmen - und Sex in vollen Zügen genießen!
Ist der Libidoverlust auf ein hormonelles Ungleichgewicht zurückzuführen, kann dies in vielen Fällen mit geeigneten Präparaten ausgeglichen werden. Auch pflanzliche Arzneimittel wie beispielsweise die Damiana-Pflanze (Turnera diffusa) können helfen. Liegt das Problem eher auf der emotionalen Ebene, kann ein Sexualtherapeut hilfreich sein. Zusammen kann dann an einer Lösung gearbeitet werden.
Last but not least sollte man sich bewusst machen, dass jede Beziehung anders ist. Manche Paare sind glücklich, wenn sie nur ein oder zwei Mal im Monat Sex haben, andere wollen es häufiger. Warum trotzdem so viele in Beziehungspanik verfallen, wenn mal eine Flaute im Bett herrscht? Weil uns in den Medien ein Bild von Sexualität vorgegaukelt wird, das mit der Realität wenig zu tun hat. Sich das bewusst vor Augen zu halten, lässt das Problem gleich in einem ganz anderen Licht erscheinen!